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Eine Frage des Herzens

Eine Frage des Herzens

Titel: Eine Frage des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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du anrufen kannst.«
    »Ich bin sicher, dass sie alles haben, was ich brauche«, entgegnete sie und ließ die Hände in die Ärmel ihres Habits gleiten.
    »Andernfalls wirst du es besorgen, wie ich dich kenne. Organisationstalent war schon immer deine Stärke, keine Frage.« Mit zusammengekniffenen Augen musterte er den Konvent, als würde er das Mauerwerk begutachten. »Der Verputz bröckelt, der müsste neu verfugt werden«, meinte er, auf die Treppe zum Vordereingang deutend. Vermutlich war das eine äußerst wirksame Strategie, die Erinnerung an das letzte Mal zu löschen, als er sie an dieser Adresse abgeliefert hatte.
    »Nicht jedes Kloster hat das Glück, einen Experten wie dich zur Belegschaft zählen zu dürfen.«
    Er sah sie an, die Augen immer noch zusammengekniffen. Sie wartete auf ein Lächeln, doch es blieb aus. Was hatte sie gedacht? Dass er sich für das Kompliment bedankte? Unwahrscheinlich, das war nicht Tom Kellys Art. Angesichts der Umstände klang das Lob für ihn bestenfalls dürftig.
    »Zumindest haust dort kein Vandale.« Er sah sie mit einem raschen, mutwilligen Lächeln an. »Wie lautete gleich die Botschaft, die in Stein gemeißelt wurde?« Er hielt inne, schien zu überlegen, obwohl sie sicher war, dass er die Worte auswendig kannte. Sie spürte, wie Hitze in ihr aufwallte, und schüttelte den Kopf. Sie hätte nie für möglich gehalten, dass Tom so gemein sein konnte. »Hilf mir auf die Sprünge, Bernie. Ich meine die Worte, die zuerst auftauchten, zu Beginn des Sommers …«
    »›Ich schlief, doch mein Herz wachte‹«, murmelte sie.
    Er nickte. »Stimmt.« Er hob den Koffer hoch und trug ihn den Gehsteig hinauf. »Wie konnte ich das nur vergessen?«
    »Von vergessen kann keine Rede sein«, entgegnete sie kühl und schob den Riegel der schmiedeeisernen Pforte am Fuß der Vordertreppe zurück.
    Als sie die Stufen hinaufstiegen, schienen die Jahre von ihr abzufallen; ihr war, als würde sie den Konvent zum ersten Mal betreten, sich auf ihren Eintritt in den Orden vorbereiten. Ihr Mund war trocken, und sie wurde von Kleinmut erfasst, der Angst, die falsche Entscheidung zu treffen.
    »Bist du sicher, dass du das Richtige tust?«, fragte Tom, genau wie vor dreiundzwanzig Jahren.
    »Die Entscheidung ist bereits gefallen«, erwiderte Bernie, ihre damalige Antwort wiederholend.
    In diesem Augenblick öffnete sich die Tür, und eine Nonne stand auf der Schwelle, mit einem strahlenden Lächeln und warmen grüngoldenen Augen. Sie war groß und hager und sah noch genauso aus, wie Bernie sie in Erinnerung hatte, vor vielen Jahren, als sie beide Novizinnen gewesen waren.
    »Schwester Bernadette Ignatius!«, rief die Nonne mit einem breiten irischen Akzent, der typisch für die Grafschaft Kerry war.
    »Schwester Anne-Marie.«
    Tom stellte den Koffer in der Eingangshalle ab und hielt sich im Hintergrund, als sich die Freundinnen umarmten und Bernie mit den Tränen kämpfte.
    »Täusche ich mich, oder ist das Tom Kelly?« Schwester Anne-Marie strahlte.
    »Klar, wer sonst. Wie geht es dir, Annie?«
    »Es geht mir gut.« Sie fiel ihm in die Arme. Bernie sah die Zuneigung auf den Gesichtern der beiden und bemühte sich, eine ausdruckslose Miene aufzusetzen. Sie wusste, ihre Aufgabe würde nicht leicht werden, und es galt, die Gefühle so gut wie möglich unter Kontrolle zu halten.
    »Jetzt muss ich aber los«, sagte Tom. »Sie haben meine Telefonnummer, Schwester Bernadette. Wir sehen uns morgen. Passen Sie gut auf sie auf, Schwester Anne-Marie.«
    »Das werde ich, wie du weißt«, erwiderte sie mit gespielter Strenge, hakte Bernie unter, zog sie in das innere Sanktuarium und schloss die Tür hinter sich.
    Bernies Herz klopfte. Sie blickte sich in der Eingangshalle um und entdeckte die anmutige Marmorstatue der Muttergottes in der Nische. Der Duft köstlicher Speisen erfüllte den Raum, und sie nahm einen Hauch Weihrauch aus der Kapelle nebenan wahr. Erinnerungen überfluteten sie mit solcher Intensität, dass ihr beinahe schwindelte. Sie hörte eine Autotür zufallen, und als sie durch einen Spalt des Vorhangs nach draußen spähte, sah sie, wie Tom aus dem Fenster blickte, als der Taxifahrer losfuhr.
    »Es kommt mir so vor, als würde sich die ganze Geschichte wiederholen«, sagte sie leise.
    »Tut es aber nicht«, erwiderte Schwester Anne-Marie, die unmittelbar hinter ihr stand.
    »Ich bin mir nicht einmal sicher, warum ich überhaupt gekommen bin. Die Geschichte wurde bereits geschrieben. Bis zum

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