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Eine französische Affäre

Titel: Eine französische Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cartland Barbara
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bereit, Ihre Bekanntschaft zu machen.«
    »Im Augenblick genügt es mir, mich mit Ihnen zu unterhalten«, sagte Canéda. »Leben Sie in diesem Schloß ganz allein?«
    »Ich bin nicht immer allein – aber meistens.«
    »Was tun Sie die ganze Zeit – lesen?«
    »Ja, sehr viel.«
    »Aber Sie müssen sich sehr einsam fühlen.«
    »Ich habe genug Gesellschaft, wenn ich sie brauche.«
    »Meinen Sie die Kavallerieoffiziere? Sie sehen sie tagsüber.«
    Auf seinen Lippen spielte ein Lächeln, als wüßte er, was Canéda herausfinden wollte, und er sagte: »Ich bin nur allein, wenn ich allein sein will.«
    Dabei war sein Blick beredter als viele Worte, und Canéda kam es plötzlich in den Sinn, daß er natürlich eine Mätresse hatte.
    Vielleicht war ihr Gedanke aus ihrem Mienenspiel zu erraten, denn der Herzog fragte spöttisch: »Sie haben doch sicherlich nichts anderes erwartet?«
    »Natürlich nicht«, gab sie ihm laut recht und mußte dabei feststellen, daß ihre Stimme ein wenig traurig klang. Zum ersten Mal ging nicht alles glatt.
    Sie hatte sich irgendwie vorgestellt, daß sie nur zu kommen brauchte, auffallend schön wie sie war, um ihn im Sturm zu erobern. Es paßte gar nicht in ihren Plan, daß er offensichtlich mit seinem Leben recht zufrieden war und keine der Annehmlichkeiten vermißte, die nur eine Frau ihm geben konnte. Sie stellte ihr Glas auf den Tisch. »Vielleicht sollten wir jetzt wieder auf die Reitbahn gehen.«
    »Wir haben keine Eile«, erwiderte der Herzog. »Kommen Sie, wir setzen uns in ein Zimmer, in dem wir es, glaube ich, bequemer haben.« Er führte sie in einen kleinen, runden Raum, der in einem der Türme des Schlosses liegen mußte. Seine Fenster gingen nach drei Himmelsrichtungen hinaus, und an der Wand stand ein großes, bequemes, mit Seidenkissen bedecktes Sofa, auf dem der Herzog Canéda Platz zu nehmen bat.
    Sie trat aber lieber an eines der Fenster und genoß von neuem die wunderbare Aussicht auf den silbernen Fluß. Eine Weile stand sie so da und war sich, ohne daß sie den Kopf zu drehen brauchte, bewußt, daß der Herzog sie beobachtete.
    »Nun?« fragte er schließlich. »Haben Sie Probleme?«
    »Ich habe im Augenblick keine.«
    »Dann sind Sie sehr glücklich!«
    »Welche haben Sie denn?« Sie wandte sich vom Fenster ab, während sie die Frage stellte, und blickte ihn an.
    »Ich habe auch keine, abgesehen davon, daß es mir schwer fällt zu entscheiden, ob Sie wirklich sind oder nur ein Geschöpf meiner Phantasie.«
    »Ich versichere Ihnen, daß ich sehr wirklich bin.«
    »Und ganz anders als alle Frauen, denen ich bisher begegnet bin«, vollendete der Herzog ihren Satz. »Ich kann mich täuschen, aber ich habe das Gefühl, daß Sie nicht das sind, was Sie auf den ersten Blick zu sein scheinen.«
    Canéda fuhr zusammen. »Wie kommen Sie darauf?« fragte sie schnell.
    »Ich setze lieber meinen Instinkt als meine Augen ein.«
    Ohne zu überlegen, was sie sagte, zitierte Canéda Shakespeare: »›Liebe sieht mit dem Gemüt, nicht mit den Augen.‹« Noch während sie sprach, errötete sie, da ihr bewußt wurde, daß es ein Fehler gewesen war, das Wort Liebe in den Mund zu nehmen.
    »Jetzt ist das am meisten mißbrauchte Wort der französischen Sprache gefallen«, bemerkte der Herzog. »L'amour! Ich habe mich schon gefragt, wann wir endlich darauf kommen werden.«
    »So habe ich es nicht gemeint, und das wissen Sie genau, Durchlaucht«, sagte Canéda beinahe wütend. »Ich habe nur aus dem ›Sommernachtstraum‹ zitiert.«
    »Ich weiß«, sagte der Herzog. »Mir fällt ein, daß ich ebenfalls eine Zeile daraus hätte zitieren können, als Sie mich über mein Alleinsein ausfragten. Sie erinnern sich doch bestimmt – ›Man wächst, lebt und stirbt in heil'ger Einsamkeit‹.«
    Canéda hatte das Gefühl, daß er sie herausfordern wollte, aber weil sie nicht sagen konnte, daß ihm die Krankheit seiner Frau seine heilige Einsamkeit aufgezwungen hatte, und ihr bei dem ganzen Thema allmählich etwas unbehaglich zumuten wurde, verließ sie ihren Platz am Fenster und setzte sich auf das Sofa. »Ich muß jetzt gehen«, sagte sie mit einem veränderten Ausdruck in der Stimme. »Ben und ich haben einen langen Ritt zu unserem Gasthof vor uns.«
    »Ich habe Ihnen bereits vorgeschlagen, bei mir zu wohnen«, erwiderte der Herzog.
    Die Frage: »Ohne Anstandsdame?« zitterte auf Canédas Lippen. Dann sagte sie sich, er würde sie für schwachsinnig halten, wenn sie etwas so Überflüssiges sagte.

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