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Eine französische Affäre

Titel: Eine französische Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cartland Barbara
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Natürlich erwartet man bei einer Zirkusreiterin keine Anstandsdame.
    Während sie dachte, daß es amüsant sein würde und ihr Vorhaben fördern könnte, wenn sie bei ihm wohnte, fragte sie sich, was er wohl von ihr erwarten würde, wenn sie es tat. Sie war fest davon überzeugt, daß sie recht gut allein auf sich aufpassen konnte.
    Auf der anderen Seite war sie sich im klaren, daß Harry sehr wütend wäre, wenn er wüßte, daß sie ohne Madame de Goucourt auf dem Schloß blieb, und ihre Mutter hätte es ganz bestimmt auch nicht gutgeheißen.
    Aber sie hatte sich gewünscht, daß der Herzog sie einlud, und jetzt, da er es getan hatte, schien es ihr töricht, die beste Möglichkeit auszuschlagen, ihm eine Lektion zu erteilen. Wenn ich ihn nur am Tag sehen kann, wird es viel länger dauern, bis ich ihn da habe, wo ich ihn haben will, sagte sie sich, nämlich zu meinen Füßen, wo Lord Warrington und die anderen Männer gelegen haben.
    Es war, als hätten sich ihre Gedanken auf ihrem Gesicht gespiegelt, denn einen Augenblick später sagte der Herzog: »Ich bin es nicht gewöhnt, daß man so lange über meine Einladungen nachdenkt.«
    »Ich versuche, mir darüber klar zu werden, ob ich ja oder nein sagen soll.«
    »Die meisten Leute, denen ich meine Gastfreundschaft anbiete, sind nur zu bereit, sie anzunehmen«, sagte der Herzog.
    »Ich bin froh, daß ich anders bin«, gab Canéda zurück.
    »Ich wäre sehr enttäuscht, wenn Sie so anders wären, daß Sie meine Einladung ablehnen.«
    Canéda blickte zu Boden, und ihre langen Wimpern bildeten einen schwarzen Halbkreis auf ihren Wangen. »Was ich mich frage, ist: Was erwarten Sie von Ihren Gästen, wenn Sie sie einladen?«
    Der Herzog lächelte. »So viel, wie sie willens sind zu geben. Ich bin kein Unmensch.«
    Canéda holte tief Atem. Dann sagte sie: »Wenn Sie mir das versichern, Durchlaucht, bin ich entzückt, Ihre Einladung anzunehmen.«
    »Dann wollen wir«, antwortete er, »Ihren Diener zu Ihrem Gasthof zurückschicken, damit er die Kleider, die Sie brauchen, holt. Er kann eine meiner Kutschen nehmen, und wenn er bald fährt, kann er so zeitig zurück sein, daß Sie zum Abendessen schön aussehen.«
    »Das werde ich sein, darauf können Sie sich verlassen«, erwiderte Canéda, »aber jetzt möchte ich Ihr Pferd reiten – Sie haben es mir versprochen.«
    Der Herzog öffnete die Tür, und sie ging wieder in das Schlafzimmer, um ihren Reithut aufzusetzen.
    Als sie sich im Spiegel betrachtete, konnte sie nicht verhindern, daß ihr ein Schauer über den Rücken lief, wenn sie daran dachte, wie wütend Harry sein würde, wenn er eine Ahnung davon hätte, was sie trieb. Dann sagte sie sich, daß er nicht über etwas wütend sein konnte, was er gar nicht wußte. Er brauchte nie zu erfahren, daß sie sich anstößig verhalten hatte. Es genügte, wenn er erfuhr, daß sie an dem Herzog Rache genommen hatte, wie sie es bei ihrer Abreise aus England geplant hatte.
    Allerdings mußte sie sich noch mit Madame de Goucourt auseinandersetzen. Sie nahm an einem Sekretär in der Ecke des Schlafzimmers Platz und schrieb ein kleines Briefchen, nachdem sie mit Bedacht ein einfaches Blatt Papier, auf das nicht der Name des Schlosses geprägt war, gewählt hatte.
    Sie schrieb, daß sie beschlossen habe, die Nacht bei einer Freundin zu verbringen, und daß sie hoffe, am nächsten Tag zurückzusein. Sie beendete den Brief mit folgenden Worten: »Machen Sie sich keine Sorgen um mich, Madame. Man kümmert sich um mein Wohlbefinden, und ich werde morgen zurück sein. Amüsieren Sie sich gut mit Ihren Freunden, später erzählen wir uns von unseren Erlebnissen. Immer die Ihre, Canéda.«
    Sie versiegelte den Brief, adressierte ihn an Madame de Goucourt und steckte ihn in die Tasche, um ihn Ben zu geben, ohne daß es der Herzog sah.
    Ich benehme mich sehr schlecht, dachte sie, als sie das Schlafzimmer in dem Bewußtsein verließ, daß sie noch einmal zurückkommen würde. Dann sagte sie sich, daß die ganze Sache zumindest Spaß machte, aber vielleicht war das nicht das passende Wort. Dennoch war es aufregend, sich vorzustellen, daß sich ihr Plan, sich an dem Herzog von Saumac zu rächen, genauso entwickelte, wie sie es sich wünschte.

V IERTES K APITEL
    Während sie auf dem Grauschimmel des Herzogs ihre Runden drehte, hatte Canéda das Gefühl, sie habe in ihrem ganzen Leben nichts so sehr genossen.
    Zwar war sie auch mit Harry viel geritten und um die Wette galoppiert, aber sie war sich

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