Eine franzoesische Affaere
recht sein, das Gespräch hinter mich zu bringen,
von dem Sie sich überhaupt nichts versprechen sollten.“
Julian
richtete sich wieder auf und hob ihre Hand an seinen Mund, um einen galanten
Kuss auf den Handrücken anzudeuten, wobei er sie gründlich aus klaren, grünen
Augen musterte.
„Ich liebe Herausforderungen… Halten wir den Termin also fest. Ich schicke
Ihnen um sieben eine Limousine. Sie wissen ja, das Dossier… Das allerdings eine
Information nicht enthält…“
Sid entzog
ihm ihre Hand mit einem leichten Stirnrunzeln und unterbrach seine Ausführungen
einfach.
„ Non, c’ est pas nécessaire … Ich kann durchaus mit einem passenden Kleid
dienen, Mr. Stanton.“
„Julian,
bitte. Sie wissen doch, wir américains sind sehr locker in der
Geschäftswelt. Dann bis heute Abend, Sidonie.“, gab er charmant zurück, deutete
eine leichte Verbeugung an und stieg dann in den Wagen, wobei ihm sein
livrierter Chauffeur die Tür aufhielt.
Sie blieb überrumpelt auf dem Gehweg stehen und sah dem davonfahrenden Wagen
nach. Eigentlich hätte sie sich wohl geschmeichelt fühlen müssen, doch für ihn
ging es nur um das Geschäft und sie suchte eine Ablenkung. Vielleicht würde sie
ein bisschen Spaß haben und für fünf Sekunden nicht an ihn denken, wenn
sie auf Julian Stantons harmloses Geflirte einging.
° ° °
Sid fühlte sich überhaupt nicht aufgeregt, sie war eigentlich viel zu ruhig,
wenn man bedachte, dass sie auf dem Weg zu einer exklusiven Verabredung war.
Trotzdem hatte sie sich sorgfältig zurecht gemacht, um diese Dinge zu
vernachlässigen, war sie viel zu sehr Frau und Französin. Viel Auswahl hatte es
nicht gegeben, weil sie schließlich nicht zum Feiern nach Manhattan gekommen
war, doch sie hatte eigentlich eingeplant, ein paar Aufführungen in der Met zu
besuchen und ins Theater zu gehen, weshalb sie zwei Abendkleider im Gepäck
hatte.
Für den heutigen Anlass wählte sie die schwarze Robe von Gaultier aus
Satinstretch, deren Oberteil wie eine Corsage geschnitten war und von
Spaghetti-Trägern gehalten wurde. Sie war knöchellang und bauschte sich ab dem
Knie in diversen Volants aus feinem Seidentüll auf, so dass sie genug
Beinfreiheit hatte. Dazu gehörte ein kleines Cape, das bis zu den Ellenbogen reichte
und aus demselben Stoff wie der Volant geschneidert war. Um den Kragen und den
Saum herum war es mit Marabufedern geschmückt, die angenehm auf der Haut
kitzelten.
Zu den goldenen Diamantsteckern hatte sie das Collier umgelegt, das ihr Vater
ihr geschenkt hatte, und sonst auf jeglichen Schmuck verzichtet. Die Haare
fielen in weichen Wellen auf ihre Schultern und hoben sich golden von dem
dunklen Stoff des Kleides ab. Und da Mr. Stanton zu der groß gewachsenen Sorte Mann
gehörte, zog sie ihre Seidenpeeptoe-Pumps von Christian Louboutin dazu an, die
ihr elf Zentimeter mehr Größe verliehen. Ihre Lippen leuchteten in demselben
Rot, welches das Markenzeichen des Schuhwerks war, das die typisch rot
lackierte Sohle besaß. Wenn man sie nicht trug, konnte man die Schuhe auch als
kleines Kunstwerk betrachten und irgendwann gewinnbringend verkaufen, doch
soweit würde Sid nicht gehen.
Ansonsten hatte sie minimalistisches Make-up gewählt, da der Mund allein genug
betont wurde. Nur ein Hauch schimmernder Perlmutt-Puder und Abdeckcreme für die
Schatten unter den Augen, um ihre Übernächtigung zu verbergen.
Pünktlich um
sieben stand der Wagen vor ihrem Apartmentgebäude und Sid ließ sich vom
Chauffeur in den Wagen helfen, da es mit den Schuhen und dem Kleid ziemlich
kompliziert war. Julian Stanton saß nicht im Wagen und Sid atmete erleichtert
auf, noch eine kleine Weile für sich sein zu können, da stockte ihr der Atem,
als sie den Strauß cremeweißer Rosen bemerkte, den man in einem silbernen
Champagnerkübel arrangiert hatte.
Ihre Augen weiteten sich entsetzt, ihr Herz klopfte zum Zerspringen und dann
sank sie mit einem leise gequälten Ausruf gegen die Lederpolster. Es waren ganz
gewöhnliche Rosen. Sie besaßen nicht diese besonderen schwarzen Äderchen und
dennoch kroch eine unangenehme Gänsehaut über ihre Arme. Stantons Dossier
enthielt wohl doch mehr Informationen über sie, als sie gedacht hatte.
Sie machte große Augen, als sie vor dem Museumsgebäude vorfuhren, dessen
gläserne Fassade von unsichtbaren Lichtquellen angestrahlt wurde, die
geheimnisvolle Muster auf das dunkle Glas projizierten. Die Straße war in
diesem Bereich abgesperrt und man wurde von livrierten Pagen
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