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Eine franzoesische Affaere

Eine franzoesische Affaere

Titel: Eine franzoesische Affaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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Mitteln, die den Immaculates zur
Verfügung standen, doch ein wenig mehr über Sids Mutter herausfinden als das
Bild einer Drogentoten. Romy und King konnte Sid vertrauen. Mehr als ihm. Die
beiden würden sie nicht hintergehen und ihr Bestes geben, falls Sid vorhatte,
noch mehr herauszufinden oder aufklären zu wollen. Er musste seine Fehler ihr
gegenüber unbedingt wieder gut machen. Er wusste noch nicht, wie er das
anstellen sollte, aber er musste es zumindest versuchen. Sie zu Romy zu
bringen, war vielleicht ein erster Schritt.
    Sid konnte
nicht mehr aufhören zu weinen. Malcolm machte es mit seinen Entschuldigungen
nicht besser. Es tat ihm leid. Eine Reaktion, die den Schmerz in ihr nur
schlimmer machte. Sie war nur jemand, den man zutiefst bedauern konnte. Dieses
Gefühl hätte er jedem anderen in dieser Lage auch entgegen gebracht. Aber sie
wollte für ihn nicht irgendjemand sein.
Nein, es wird nichts passieren… Natürlich nicht. Nichts, was er mitbekommen
würde. Wie konnte er nur glauben, dass es nur um Sex ging? Dass er sich so um
sie kümmerte, richtete weit schlimmeren Schaden in ihrem Herzen an. Wäre sie
auch nur einen Funken stärker, dann würde sie sich wehren und endlich gehen,
aber sie war schwach und sehnte sich nach seiner Nähe.
Sie sprachen kein Wort. Sid hielt ihr Gesicht an seiner Brust vergraben und
lauschte dem Schlag seines Herzens. Sie schlief nicht richtig ein. Ein Teil von
ihr wollte einfach nicht loslassen, aus Angst, die letzten Momente mit ihm mit
Schlaf zu verschwenden.
Sie wartete Stunde um Stunde, nachdem Malcolm selbst eingeschlafen war. Als er
sich einmal im Schlaf zurechtlegte, schlüpfte sie schnell aus seiner Umarmung
und blieb dann atemlos neben ihm liegen, um dann ganz langsam Stück für Stück
zum Bettrand zu rutschen. Er atmete ruhig weiter und schlief anscheinend tief
und fest. Leise wie eine Katze glitt sie auf den Boden und schnappte sich in
gebückter Haltung Schuhe und Tasche. Erst am Türrahmen angekommen warf sie
einen Blick zurück.
    Das war
also der Abschied. Sich davonstehlen wie ein Dieb. Aber sie konnte nicht
noch mehr seines Mitleids ertragen. Im Wohnzimmer zog sie ihre Schuhe wieder an
und nahm die Kopien vom Tisch, die sie in der rechten Hand zerknüllte, bis sie
nur noch ein handliches Knäuel waren.
Die ersten Sonnenstrahlen färbten den fernen Horizont schon rosa, also durfte
sie sich wohl offiziell als entlassen betrachten. Leise zog sie die Wohnungstür
hinter sich zu und machte sich nicht die Mühe, festzustellen, ob irgendwo ein
Namensschild zu entdecken war. Er würde einfach Malcolm bleiben. Je weniger sie
von ihm wusste, desto besser für sie.
Draußen fegte ein kalter Wind über die Straße, der schon vom Herbst kündete.
Sid lief die einsamen Straßen entlang und versuchte nicht einmal, sich zu
orientieren. Irgendwann kam sie an einem Müllcontainer vorbei, der in einer
Seitenstraße stand und warf die zerknüllten Kopien hinein. Was sollte sie mehr
wissen wollen, als sie schon gelesen hatte? Partygirl und Drogensüchtige. Die
wirklich wichtige Frage konnte ihr eine Tote nicht mehr beantworten: Hast du
mich leichten Herzens weggegeben?
Sie jedenfalls fühlte sich unendlich schwer im Herzen. Nous ne nous
reverrons jamais, Malcolm. C’ était un au revoir à jamais. Un instant pour toi
et une éternité pour moi.* (*Wir werden uns nie wieder sehen. Das war ein Abschied für immer. Ein
kleiner Augenblick für dich und eine Ewigkeit für mich).
Warum konnte er kein Mensch wie sie sein? Oder sie ein Teil seiner Welt? In
Filmen sah das immer so leicht aus. Sid winkte einem Taxi und stieg dann in den
Fond des Wagens, als er am Straßenrand hielt. Der Fahrer warf ihr einen
schrägen Blick zu, schwieg zu ihrer Erleichterung aber. Sie sah wohl so aus,
wie sich gerade fühlte.
     

6. …Grands Effets
    (Franz. …Große
Wirkung)
     
    Freitag,
05. Oktober; nachmittags
    Sid arbeitete
ihre letzte Schicht im Diner, auch wenn der Besitzer ihr eine feste Stellung
angeboten hatte, wollte sie es nicht unnötig in die Länge ziehen. Es war von
vorneherein als zeitlich begrenzte Beschäftigung geplant gewesen, damit ihr
daheim nicht die Decke auf den Kopf fiel, bis sie sich dazu entschloss, die
Nachforschungen den geheimnisvollen Brief betreffend in Auftrag zu geben. Es
gab in New York nichts mehr, was sie halten würde. Sie hatte erfahren, was sie
wissen wollte. Und ewig mit Malcolm in ihrem Nacken leben zu müssen, würde sie
mit der Zeit nur zermürben. Er

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