Eine franzoesische Affaere
empfangen. Ein
kleines Bankett war das wohl kaum zu nennen, das war ein gesellschaftliches
Großereignis. Sid rutschte an den Rand des Sitzes und griff nach der hilfreich
ausgestreckten Hand, als sich die Tür öffnete.
„ Quelle
révelation*! Sidonie, Sie sehen einfach unglaublich aus. Es freut mich
sehr, dass Sie meine Einladung angenommen haben.“, wurde sie von Julian Stanton
begrüßt, der ihr galant aus dem Wagen half, um sie einen Moment lang bewundernd
von Kopf bis Fuß anzusehen, als wäre sie eines der kostbaren Ausstellungsstücke
des Museums.
(*Welch Offenbarung.)
„Danke, ich
habe mir große Mühe gegeben, Ihrem Ruf in einem Smoking gerecht zu werden.“,
gab Sid mit einem kleinen Lächeln zurück, das ihre Augen nicht erreichte.
Julian ließ sich davon nicht die gute Laune verderben, oder er bemerkte es
einfach nicht, weil er sie ja schließlich nur auf dem Papier kannte. Er nahm
ihre Hand und zog sie auf seinen Arm, um sie nach drinnen zu begleiten, wo sich
die Crème de la Crème der New Yorker Gesellschaft versammelt zu haben schien.
Der Anblick des Innenraums mit der hohen Decke war atemberaubend, da man
überall Plasmabildschirme aufgestellt hatte, ganze Wände von ihnen. Sie waren
gleichgeschaltet und übertrugen Impressionen von historischen Gebäuden aus der
ganzen Welt in nächtlicher Beleuchtung. Gerade wechselte man von Big Ben zum
funkelnden Eiffelturm.
Julian reichte ihr ein Champagnerglas und führte sie durch die Menge, um hie
und da von einem Bekannten begrüßt zu werden. Sid hielt sich zurück und sprach
nur, wenn Julian sie direkt in ein Gespräch einbezog.
Schließlich
saß sie mit ihm an einem der festlich gedeckten Zweiertische in einem kleineren
Saal des Museums, wo man das Essen servierte. Sie machte ihm ein Kompliment zur
ausgeklügelten Perfektion der Festlichkeit. Es war etwas Besonderes, sie in
einem Museum zu veranstalten und bestimmt eine logistische Meisterleistung.
„Ich würde
die Lorbeeren natürlich gerne alle für mich einheimsen, Sidonie, aber ich hatte
sehr viel Hilfe bei der Ausführung… Es geht schließlich um die Neuvorstellung
nach der Umstrukturierung, die ich in der Firma meines Vaters vorgenommen habe.
Die Ganzen Computerspielereien sind allerdings von der Firma, die wir auch mit
der Vernetzung unserer Firmen weltweit beauftragt haben. Lancaster gebührt also
auch ein Teil des Lobes. Bestimmt kann ich Ihnen bei Gelegenheit einen der
Juniorchefs vorstellen.“, plauderte Stanton in einem lockeren Tonfall, der
seinen intensiven Blick irgendwie Lügen strafte.
Sie hatte
gerade einen Bissen von der Vorspeise genommen und sah dann zu ihm auf, als sie
nach ihrem Wasserglas greifen wollte.
„Irgendetwas fehlt, um der Sache die Vollendung zu geben, raten Sie für mich,
Sidonie?“, fragte er plötzlich mit neckender Stimme.
Sid sah ihn
aus großen Augen an und lächelte dann grimmig: „Sie haben mit Céleste
gesprochen. Oder einer ihrer Männer. Es fehlt nichts. Es ist ein Hauch zu viel
an Rosmarin in der Marinade gewesen.“
Céleste war die treue Seele in ihrem Haushalt gewesen. Küchenhilfe und
Kindermädchen, bis sie zur Schule ging. Wenn jemand etwas über ihre Kindheit
wusste, dann war das diese Frau.
Julian
grinste zufrieden und hob sein Weinglas an, um ihr zuzuprosten: „Nicht viele
Menschen verfügen über einen so begnadeten Gaumen, Sidonie. Sie sollten wissen,
dass er Gold wert ist. Mehr wollte ich damit nicht sagen.“
Sid hob ihr
Glas ebenfalls an und stieß mit ihm an, obwohl sie lieber weniger über sich
gesprochen hätte. Sie hatte einfach das Glück gehabt, von einem großen Meister
unterrichtet zu werden. Mehr nicht.
Den Rest des Essens unterließ Stanton glücklicherweise weitere Anspielungen, so
dass sie sich etwas entspannen konnte. Er sprach allerdings auch nicht das
Geschäftliche an, was sie mehr und mehr irritierte. Es gehörte wohl zu seiner
Strategie und Sid passte sich ihm an, weil sie ihn ja auch lange genug hatte
zappeln lassen.
Nach dem
Dessert flanierten sie erneut durch die elegante Gästeschar, unter der
plötzlich leises Lachen ausbrach und dann zurückhaltender Applaus den hohen
Raum füllte. Julian machte sie mit einem Nicken in die Richtung einer der
Fernsehwände darauf aufmerksam, was die Gäste plötzlich so unterhielt.
Ein wild gestikulierender Gentleman füllte die Bildschirmwand komplett aus und
merkte erst, als ihn seine Begleiterin anstupste, dass er die anderen auch an
der Erzählung seines Abenteuers
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