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Eine franzoesische Affaere

Eine franzoesische Affaere

Titel: Eine franzoesische Affaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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unterdrücken, weil sie nun viel leichteres
Spiel mit ihm haben würde.
Wäre er direkt in der Wohnung erschienen, dann hätte sie an Nicos Tür
klopfen müssen .
Sie stieß die Hintertür so heftig auf, wie sie konnte und rannte atemlos auf
den jungen Mann zu, den sie beim ersten Zusammentreffen noch wie ein
hypnotisiertes Karnickel angestarrt hatte, weil er einfach ein überwältigender
Anblick gewesen war. Heute Abend reagierte sie kein Bisschen auf seine
Attraktivität. Er hätte Adonis persönlich sein können und in ihr hätte sich
nichts geregt.
    „Oh… Mr.
Archer!... Was für ein Glück… Bitte, ich… bräuchte Ihre Hilfe! Mein Mr.
Snuggles… Mein Katerchen! Er… er ist mir einfach aus dem Fenster entwischt. Auf
die Feuerleiter! Oh, Gott! Er wird sterben, wenn er fällt! Er ist doch nicht
mehr der Jüngste! Ich… Ich traue mich nicht auf die Leiter! Es… es ist so hoch!
Oh, bitte, bitte! Können Sie mir helfen?“, flehte sie händeringend und sah
bittend zu dem Koloss von Mann auf, dem sie gerade mal bis unter die Brust
reichte. Sie war noch kleiner als seine ach so süße Freundin.
Ihre Haare waren durch den langen Tag auf ihrem Posten nicht mehr seit dem
Morgen gekämmt worden, so dass sich um ihren Kopf eine Aureole von zerzausten
Härchen gebildet hatte, die Brille saß mal wieder schief auf ihrer Nase und der
Mantel war nicht richtig geschlossen, so dass er unordentlich auf ihren
knochigen Schultern saß. Sie bot das perfekte Bild der alten Jungfer in Nöten.
Beinahe hätte sie bösartig gekichert, seufzte allerdings lieber herzzerreißend
auf, weil sie ihn natürlich nach draußen locken musste. Sie würde sich für
diesen Auftritt einen Oscar verdienen.
Denn… S ie hatte gar keine Katze .
    Mr.
Snuggles?
Was bitteschön war das denn für ein Name? Kein Wunder, das diese Katze
fortgelaufen war und drauf und dran, sich von der Feuerleiter zu stürzen. Damon
schenkte der alten Dame, Nicos kauzig verschrobene Nachbarin, die sie schon
ziemlich oft ausspioniert hatte, was er als erfahrener Krieger durchaus
mitbekam, ein höchst angestrengtes Lächeln.
Musste das wirklich sein? Er war mit Nico verabredet und von seiner Arbeit als
Feuerwehrmann wusste er, dass die Viecher durchaus dazu in der Lage waren, sich
selbst zu retten, bevor es jemand anderer tat. Alt oder nicht, das Biest würde
ihm unter Umständen die neue Lederjacke zerkratzen. Er hatte sie erst heute
Nachmittag aus der Schneiderei abholen können. Ganz weich und anschmiegsam.
Etwas, womit er Nico beeindrucken konnte. Denn für sie hatte er eine aus
mittelbraunem, etwas leichter verarbeitetem Leder in Auftrag gegeben, damit sie
in der kühlen Herbstluft etwas Anständiges hatte. So langsam waren die luftigen
Kleidchen, die sie zuweilen trug, nicht mehr ausreichend. Und sie konnte nicht
ewig in diesen ultralangen Strickpullovern herumlaufen, die aussahen wie
selbstgemacht.
Nicht, dass es ihn störte. Weiß Gott nicht, denn diese Dinger konnte man
unglaublich schnell ausziehen, wenn es darauf ankam, aber sie brauchte seiner
Meinung nach etwas Schickes. Sie verdiente es. Sie arbeitete hart und gönnte
sich selten etwas. Außer das Zusammensein mit ihm natürlich. Damon hatte sich
sehr auf den Abend gefreut. Nico wollte kochen. Das tat sie, wie so vieles, mit
unglaublichem Talent.
    Aber zuerst
hieß es dann wohl, diese Katze zu retten. Fehlte nur noch, dass ihm dieser Uhu
hier um den Hals fiel und ihn anbettelte, ihren Mr. Cuttles, Barthleby oder wie
auch immer das Tier auch noch hieß, zurückzuholen. Sollte er ihr den Gefallen
doch ruhig tun. Vielleicht war es das einzige Abenteuer, das sie neben Buchclub
und Nähkränzchen in ihrem trostlosen Hausfrauendasein noch erlebte.
Der einzige Grund seines Zögerns war schließlich nur ihre nachbarschaftliche
Neugier, die ihn auf die Palme trieb. Jedes Mal, wenn er kam, konnte er sie
hinter der Tür krakeelen hören. Leise wie ein Mäuschen, aber für seine Ohren
eben nicht zu verleugnen. Von dieser Unart hatte er Nico aber nichts erzählt,
da von der alten Vogelscheuche sicher keine Gefahr ausging. Sie war einfach nur
eine arme, alte, alleinstehende Frau, deren Kater ihr als einziger noch das
Bett wärmte.
Sollte er ruhig ein wenig Mitleid mit ihr haben und diesen Bojangles retten.
Damon legte der Frau eine Hand auf die knochige Schulter. Sie knickte unter der
kaum aufgetragenen Last tatsächlich ein und fühlte sich dürrer an, als die
schlottrig billigen Klamotten vermuten ließen. Sie war ihm

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