Eine franzoesische Affaere
Terminkalender…“
Sid klaubte ihre Schuhe vom Boden auf und zog sie dann über, um ihm dann ihre
Tasche abzunehmen, ohne ihm wirklich in die Augen zu sehen. Mach es dir
nicht noch schwerer!
Eerschrocken
wandte Malcolm sich zu Sid um. Sie war schon fertig? Schon so bald? Gott, das
hieß sie würde gehen. Endgültig.
Vollkommen willenlos ließ er sich von ihr die Tasche abnehmen, die er
automatisch wieder ergriffen hatte, ihr aber nie von selbst angereicht hätte.
Das hieß, er hätte wirklich akzeptiert, dass sie ging. Dass er sie tatsächlich
rauswarf. Dass er mehr Wert auf die Regeln und Gebräuche seiner Familie legte,
als auf die eigenen Bedürfnisse und die Frau, die ihm wirklich etwas bedeuten
könnte, wenn er es zuließ.
„Ich finde
sonst immer die richtigen Worte… Ich denke, ein Leb wohl wäre angebracht…“ Sid
machte immer wieder Pausen, weil sie jedes französische Wort unterdrückte. Was
sollte sie noch sagen? Es war wunderschön? Ich kann mir nicht vorstellen, wie
das Leben ohne dich sein soll?
Ridicule*! Es war doch nicht mehr als ein One-Night-Stand. Eine flüchtig
aufgeflammte Affäre. Wenn sie mehr hinein interpretierte, dann tat sie sich nur
selbst damit weh.
(*Lächerlich)
„Ich warte am
besten draußen auf das Taxi. Salut , Malcolm.“, rutschte ihr dann doch
heraus und sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihn zum Abschied flüchtig
auf die Wange zu küssen.
Dann eilte sie aus dem Zimmer und flog regelrecht die Treppe herunter, so dass
es ein Wunder war, dass sie nicht auf den hohen Absätzen stolperte und stürzte.
Sie meinte, dabei von jemandem beobachtet zu werden, doch wozu sich noch mit
weiteren Entschuldigungen aufhalten. Malcolm würde seinem Bruder sicher
erklären, dass ihr Aufenthalt hier von keinerlei Bedeutung war.
"Okay."
Mehr sagte er nicht, als sie sich von ihm verabschiedete.
Sie wollte auf ein Taxi warten, das er noch gar nicht bestellt hatte. Sie von
einem Fremden abholen zu lassen, war so, als würde er die Sicherheit, die er
ihr in seinen Armen und unter seinem Schutz hatte geben wollen, ebenfalls
aufgeben. Selbst wenn er ihr nicht mehr nahe sein durfte, konnte er wenigstens
aus der Ferne über sie wachen. Sie ansehen, ohne dass sie es merken würde. Er
war Enforcer, er durchstreifte die Stadt. Es würde niemandem auffallen, wenn er
sich eine Stunde Zeit tief in der Nacht stahl, um eine Stunde an ihrem Bett zu
sitzen, während sie schlief und vielleicht von ihm träumte.
Nein, das war bestimmt ein zu verklärter Gedanke für diese Art von Abschied.
Draußen traf
Sid die kühle Abendluft wie eine Ohrfeige ins Gesicht, doch sie nahm einfach
die Stufen nach unten und lief die kiesbestreute Auffahrt herunter, damit das
Taxi nicht extra vors Haus fahren musste. Dabei wühlte sie fröstelnd auf der
Suche nach ihren Zigaretten in ihrer Tasche herum. Sie zog die Packung heraus
und blieb kurz stehen, um sich eine Zigarette mit zitternder Hand anzuzünden.
Jetzt erst wurde ihr bewusst, warum ihr so kalt war. Sie hatte ihre Jacke im
Haus vergessen, aber sie würde nun nicht zurücklaufen, um sie zu holen. Wenn
sie sich recht erinnerte, hing sie über dem Stuhl, wo sie draußen mit Malcolm
zu Mittag gegessen hatte.
Das war ihr egal, sie konnte darauf verzichten. Sie hatte genug andere. Waren
ihr Klamotten einmal wirklich so wichtig gewesen? In der Trauerzeit hatte sie
den Eindruck gewonnen, zu oberflächlich gelebt zu haben. Ja, genau. Immer an
der Oberfläche, niemals wirklich in die Tiefe. Und nun hatte sie einen kleinen
Einblick bekommen, wie es wirklich sein könnte, wenn man sich jemandem zutiefst
verbunden fühlte.
Sid betrat den Gehweg und blieb dann sich verloren fühlend stehen, während die
Zigarette ungeachtet in ihrer Hand verglühte. Sie hatte nach dem Anzünden
keinen weiteren Zug genommen. Das Atmen fiel ihr schon schwer genug und zudem
würde es sie nur an ihre kleine provokante Unterhaltung mit Malcolm vor dem
Diner erinnern. Verzweifelt blickte sie hinauf in den Himmel, wo der Mond immer
noch voll und rund aussah, obwohl er nun stetig abnehmen würde.
Je l’ aime
un peu, beaucoup, à la folie, passionnément... PAS DU TOUT!*
(Ich liebe ihn ein bisschen, sehr, bis zur Verrücktheit, leidenschaftlich...
Überhaupt nicht!)
Unvermittelt fiel Sid dieses Wortspiel aus ihrer Kindheit ein, wofür sie kleine
Gänseblümchen gemeuchelt hatte, um Blütenblatt für Blütenblatt abzuzupfen und
zu testen, ob man einem Jungen zugetan war. Wie sehr hatten sie und
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