Eine franzoesische Affaere
ihre
Schulfreundinnen gekichert, wenn das „pas du tout“ ihre Abneigung gegen
bestimmte Jungen bestätigte. Warum dachte sie überhaupt daran?
Ah ja... Wahrscheinlich wegen der magischen Rosen. Zuhause wartete eine einsame
Blüte in einem Wasserglas auf sie. Vielleicht zerfiel sie gerade so wie ihre
Träume... Würden die Blätter gänzlich schwarz werden...?
Sid runzelte die Stirn, dass sie immer noch dazu neigte, die paar Stunden mit
Malcolm zu romantisieren. Das war nicht richtig. Er war kein Ritter in dunkler
Rüstung, der gekommen war, um ihr Herz zu erobern. So etwas passierte nur in
Märchen oder in Hollywoodfilmen.
Sid sah links und rechts die Straße herunter, doch weit und breit kein Wagen zu
sehen. Wenn sie wüsste, aus welcher Richtung er kommen würde, dann würde sie
ihm entgegen laufen. Sie wusste nicht einmal, wo sie war, kannte auch Malcolms
Nachnamen nicht. Er ihren auch nicht. Nicht einmal ihren richtigen Namen.
Aufsteigende Wärme an ihren Fingern erinnerte sie daran, die Zigarette fallen
zu lassen, bevor sie sich auch noch die andere Hand verbrannte. Das rote Glühen
ließ sie kurz zusammen zucken, bevor sie die Glut austrat. Weit und breit war
kein Mülleimer zu sehen, so dass Sid die Sache auf sich beruhen ließ. In dieser
feinen Gegend wurden die Gehsteige bestimmt jeden Tag mit einer Kehrmaschine
sauber gehalten.
Oh, Malcolm…
Sid nahm einen zitternden Atemzug und wischte sich eine Träne von der Wange,
die später garantiert in Sturzbächen fließen würden, auch wenn es keinen
vernünftigen Grund dafür gab, der sie rechtfertigen würde.
. . .
Als Malcolm
sich das nächste Mal dem Fenster zuwandte, sah er sie bereits den Weg entlang
gehen. Er musste ihr jetzt ein Taxi rufen, damit sie sicher heim kam. Aber er
war einfach nicht dazu in der Lage, sich zu rühren. Er wollte sie nicht aus den
Augen lassen. So als hätte er Angst, sie nie wiederzusehen, wenn er jetzt zum
Telefon ging und sie in der Dunkelheit der Nacht um sie herum verlor.
"Das
Taxi kommt gleich.- Aber sie hat das hier unten vergessen. Soll ich ihr
nachgehen?" Theo tauchte so unvermittelt mit Sids Blazer in seinen Händen
neben ihm auf, dass Malcolm ihn beinahe gepackt und mit einem gezielten Schlag
zu Fall gebracht hätte. Diese Selbstverständlichkeit, mit der sein Bruder die
Entscheidungen für ihn traf, war im Moment das, was er am wenigsten gebrauchen
konnte.
Genau wie der Zuspruch, der Theodor auf der Zunge lag, als er Malcolm schwer
die Hand auf die Schulter legte und brüderlich tröstend tätschelte. Malcolm
entriss ihm ungeduldig die Jacke und war fast versucht, noch vor Theodors
ungehaltenem Blick daran zu riechen, um Sid so noch einmal ganz nahe zu sein.
Selbstbeherrscht wie er war, ließ er es bleiben.
"Verkneif's
dir einfach, ja?! Tu uns beiden den Gefallen." Malcolm sah Sid durch das
Tor gen Bürgersteig entschwinden. Nur noch das Glühen ihrer Zigarettenspitze
kündete davon, dass sie noch da war. Als auch dies verlosch, spürte er einen
unerträglichen Stich in seinem Herzen, der viel schlimmer war, als die
körperlichen Schmerzen, die er tagsüber ertragen hatte. Ganz fest klammerte er
sich an den Stoff in seinen Händen und riss ihn beinahe entzwei.
"Gott,
dich hat es ja wirklich ziemlich erwischt, Mal.", murmelte Theodor
versöhnlich vor sich hin, während er wie sein Bruder in die Nacht hinaus
starrte und nach dem leuchtenden Taxi-Symbol Ausschau hielt, das Sid sicher
nach Hause bringen würde. Sie war doch bloß eine Sterbliche. Wie konnte sie
seinen Bruder so aus dem Konzept bringen? Das hatte er noch nie erlebt. Nicht
in den 135 Jahren seines Daseins und er fragte sich ernsthaft, ob Malcolm so
etwas jemals in seinem mehr als doppelt so langem Leben erlebt hatte.
"Du weißt doch, dass sie niemals die Richtige sein kann.", fuhr er
leise fort, doch das tiefe Grollen, das Malcolm als Warnung für ihn ausstieß,
während dessen Fingerknöchel sich immer heller vom Jackenstoff abhoben, ließ
ihn endlich schweigen.
Scheiße, Mann.
Ein letztes Tätscheln der brüderlichen Schulter und der Wunsch, dass seine
Schwester hier wäre, um ihm beizustehen oder wenigstens das Richtige zur
Entschärfung der Situation zu sagen, dann war Malcolm wieder allein. Das Taxi,
auf das Theo gewartet hatte, fuhr nun langsam die Straße entlang, um Sid
aufzulesen. Von tiefer Sehnsucht erfasst, die zu spät kam und sie nie erreichen
würde, da er es selbst in ihrem Moment größter Schwäche nicht geschafft hatte,
ganz in
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