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Eine franzoesische Affaere

Eine franzoesische Affaere

Titel: Eine franzoesische Affaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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würdest… Ich weiß
nicht einmal die Adresse, wärst du so lieb?“, bat Sid ihn mit mühsam gefasster
Stimme.
    Malcolm
konnte sie nicht einmal mehr richtig ansehen, weil ihr Anblick ihm plötzlich
ebenfalls die Kehle zuschnürte. Er spürte ihren Schock und die Traurigkeit ob
seiner plötzlichen Gefühlskälte auch in dieser Distanz zwischen ihnen sehr gut.
Seine schwarzen, jetzt noch düster dreinblickenden Augen sahen förmlich durch
sie hindurch, während sie vom Bett glitt.
"Es ist schon gut, Sid.", erwiderte er leise, während sie in Richtung
Bad ging, obwohl er längst alles von ihr gesehen hatte. Er sagte es so, als
wäre es nicht mehr von Bedeutung, was sie gedacht oder getan hatte. Der Zauber
zwischen ihnen war verflogen. Obwohl Malcolm alles dafür gegeben hätte, ihn
erneut herauf zu beschwören.
Er ahnte, dass sie nur mit Mühe die Tränen zurückhielt. Da war noch mehr
Distanz und eine geschlossene Tür zwischen ihnen vollkommen angebracht. Im
Geist dankte er ihr dafür, dass sie so erwachsen war und keine Szene machte,
obwohl er sich hier wie ein dreckiger Schuft benahm und sie so verletzte, wie
man eine Frau, der man eben noch fast seine Liebe gestanden hätte, verletzen
konnte. Wenn er ihr doch nur begreiflich machen konnte, warum er das tat. Wenn
er ihr doch nur sagen könnte, wer er wirklich war. Würde sie es verstehen?
Würde sie ihn trotzdem noch mögen? Oder würde sich diese gefasste Traurigkeit
in ihr in Ekel und Entsetzen verwandeln, wenn sie erfuhr, was er war? Ein
Geschöpf der Nacht. Mehr als ein dunkler Ritter. Eine Bestie in
Menschengestalt, die sich nach ihrem Blut sehnte und träumte, davon zu trinken,
bis nicht nur der Hunger nach ihrem Körper gestillt war sondern auch der nach
ihrer Seele, nach ihrem verheißungsvollen Geschmack, den er bereits von ihrer
erhitzten Haut hatte lecken dürfen.
Malcolm trat auf das riesige Panoramafenster zu, aus dem man auf den vorderen
Teil des Lancaster Anwesen blickte und stellte Sids Tasche vor sich auf die
Fensterbank. Der dunkle Kies glitzerte gespenstisch im Licht des noch voll
wirkenden aber bereits abnehmenden Mondes über dem Haus. Er versuchte, an
nichts mehr zu denken, doch die Bilder des zurückliegenden Tages, der wunderschönen
Stunden mit Sid in seinen Armen suchten ihn heim, als würden sie ihm noch
einmal in aller Nachdrücklichkeit begreiflich machen wollen, was ihm entglitt,
wenn er sie jetzt einfach so gehen ließ. Was sollte er ihr denn noch sagen? Er
hatte keine Worte mehr. Sie waren allesamt mit ihr ins Badezimmer entschwunden.
    Sid konnte
nicht einmal mehr richtig atmen, die Brust war ihr so eng geworden, als trüge
sie ein eisernes Korsett am Leib. Im Badezimmer konnte sie sich im Spiegel
betrachten. Mit den Augen des Bruders. Kein Wunder hatte er sie so verächtlich
gemustert. Er hielt sie wahrscheinlich für eine Abenteurerin. Bestenfalls. Sie
war nicht mit Malcolm mitgegangen, weil er Geld oder Macht besaß, aber nach
außen hin würde es bestimmt so aussehen. Sie war hier nur Sid Peters, die
Kellnerin.
Resigniert streifte sie sich das Hemd ab und legte es beiseite, wonach eine
unangenehme Gänsehaut über ihren gesamten Körper kroch. Hastig zog sie ihre
eigenen Sachen an und fuhr sich richtend mit den Fingern durch die zerwühlten
Haare, mit denen sie sich nirgends blicken lassen konnte, ohne gleich zu
verraten, dass sie sich in fremden Laken geräkelt hatte. Sie würde sich nicht
die Mühe machen, die Klammer zu suchen, die vorhin den Knoten im Nacken
gehalten hatte. Irgendein Dienstmädchen würde sie finden und entsprechend
entsorgen. Es gab schließlich zwei erwachsene Söhne im Haus und da blieben
wahrscheinlich in schöner Regelmäßigkeit solche „Trophäen“ zurück. Sid kannte
diese Spielchen der reichen Söhnchen, wobei sie Malcolm niemals solches Handeln
unterstellen würde. Er hatte ihr so viel Respekt entgegen gebracht, sie mit in
sein Elternhaus zu nehmen, selbst wenn er nicht damit gerechnet hatte, dass
jemand nach Hause kommen würde. Besser sein Bruder als seine Eltern, das wäre
ihm vermutlich noch unangenehmer gewesen.
Ein erzwungenes Lächeln auf ihr Gesicht gepflastert trat sie wieder in sein
Schlafzimmer und begegnete so tapfer wie möglich seinem Blick.
    „Es war ein
wunderbarer Traum, Malcolm. Aber wir sind beide erwachsen… Wir mussten früher
oder später aufwachen. Es ist besser, wenn ich das Taxi nehme und zurück in die
Stadt fahre. Du hast Morgen sicher wieder einen vollen

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