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Eine Frau besorgen - Kriegsgeschichten

Eine Frau besorgen - Kriegsgeschichten

Titel: Eine Frau besorgen - Kriegsgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Darvasi
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sich neuerdings mit einem Prothesenhändler zusammengetan hatte, über den ich schon Witze verfaßt hatte. Wenn Milenka Caricas Blut auch nicht ins Land hatte eindringen können, so waren doch an völlig überraschenden Orten, an den Wänden von Krankenhäusern oder staatlichen Büros, auf Fabrikhöfen oder in einfachen Toreinfahrten ständig frische Blutflecken aufgetaucht. Bei uns unten wurde oft die Toreinfahrt blutig, was den Leuten im Haus nicht wenig Sorgen bereitete. Ich hatte gerade eine Nachricht aus Belgrad gelesen, als ich die folgende Anzeige entdeckte:
    »Anna Mária Mohács gibt die Eröffnung ihrer Hinrichtungspraxis bekannt. Professionalität, Diskretion! Alles wie der Kunde wünscht! Hinrichtung und Kreativität!«
    Der Grieche lachte, wie Zeus über den lahmen Hephaistos. Du hast verdammt großes Glück, Efendi!
    Dann tranken wir Tequila, denn die Griechen mögen den mexikanischen Schnaps, sie halten sich für den Leuchtturm der Orthodoxie, ins blaueste aller Wasser, das Mittelmeer, gestellt. Wie Amerika Mexiko im Genick sitzt und sich aufspielt, so stützen sich Byzanz, Bukarest, Kiew und Moskau auf das neuzeitliche Griechentum. Zumindest nach Meinung der Griechen.
    Bereits für den Nachmittag hatte ich mich bei Anna-Mária Mohács angemeldet. Am frühen Nachmittag klingelte das Telefon.
    Wir suchen Herrn Viktor Augsburg, hieß es am anderen Ende der Leitung.
    Hallo, hiel bin ich, Viktol Don, machte ich mich mit einer Kinderstimme lustig, mein Papa Ausbulg ist noch nicht zu Hause.
    Sag deinem Papa, mein Junge, daß er morgen im Sekretariat von Anna-Mária Mohács erscheinen soll.
    Hallo? Hallo? Antworte, du Lausebengel, hörst du!
    Ich ließ den Hörer hübsch sinken. Ich lächelte, weil ich ziemlich zufrieden war. Das war ein guter Witz, glaube ich. Möglich, daß ich meinen Sinn für Humor nicht unwiederbringlich verloren hatte?!
    Am nächsten Tage hatte sich bei der Praxis von Anna-Mária Mohács eine regelrechte Menschenansammlung gebildet, und so dauerte es ziemlich lange, bis ich an die Reihe kam, derart groß war das Interesse. Ein französischer Herr, ein Pechvogel, hatte zum Beispiel ausgerechnet in dem Moment einen Hirnschlag erlitten, als er das Gebäude betreten wollte. Auf der Straße musizierten Aktivisten der Heilsarmee, Tierschützer demonstrierten, die Leute in der Schlange wurden von jungen Reportern mit glänzendem Haar ausgefragt, und es drehte nicht nur der Stab dieses oder jenes weltweit bekannten Fernsehsenders, sondern, wie ich entdeckte, auch der Redakteur des örtlichen Kinderfunks. Endlich kam ich an die Reihe. Der Anblick übertraf, wie man zu sagen pflegt, alle meine Erwartungen. Anna-Mária Mohács hatte eine phantastisch ausgestattete Praxis. Sie verfügte über alle möglichen Folterwerkzeuge und Instrumente zur Auslöschung des Lebens, es gab Fallbeile, altmodische Henkersschwerter, eine Vorrichtung zum Rädern, Kreuze und Spieße, eine Hinrichtungsmaschine nach Franz Kafka, einen elektrischen Stuhl und Giftspritzen, eine Einpersonen-Gaskammer und ein Becken zum Ertränken. Ja, es gab sogar ein Zimmer für Seelenverkrüppelung, das aussah wie ein freundliches und gemütliches Zuhause, wo aber selbst der harmloseste Aschenbecher, ein Kleiderhaken oder ein Familienfoto die Seele quälte und mordete. In einer Ecke des Todeszimmers stand eine Musikbox, die auf Wunsch jede Hymne der Welt spielte. Frau Mohács hatte eine äußerst einfache, das heißt geniale Neuerung in die Geschichte des modernen Henkertums eingeführt. Der Klient konnte nicht nur seine Todesart frei wählen, sondern auch die Hymne bestimmen, die er im Moment seines Todes zu hören wünschte, mit ihrem Sinn für Humor erweckte also Frau Mohács den Eindruck, daß ihr Delinquent zum Zeitpunkt seines Todes nicht allein sei, da er an der Anteilnahme, dem Schmerz, der Solidarität jener breiteren menschlichen Gemeinschaft partizipierte, deren herrliche Muttersprache er sprach, von deren täglich Brot und Wasser er gelebt, deren Geschichte ihn Achtung, Schönheit, Glaube an Gott, Güte und wahre Größe gelehrt und an deren Zukunft er bis zum Augenblick seines Todes gearbeitet hatte.
    Der Sekretär von Anna-Mária Mohács war ein untersetzter, dicker Mann. Er saß hinter einem leeren Schreibtisch. Aber er hatte, wie ich sah, nicht einmal einen Bleistift, an dem er hätte kauen können.
    Ich könne ihn mit jedem beliebigen Namen der Welt anreden, sprach er sanft, er höre auf jeden, wenngleich seinem Herzen

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