Eine Frau - Ein Bus
einer davon den Mann neben mir, worauf sich der Zehnliterinhalt seines Bierbechers prompt über meine Lieblingshose ergoss. Seine Entschuldigung war so aufrichtig, außerdem war es nicht seine Schuld (schließlich hatte er noch nicht einmal einen Schluck trinken können). Wir kamen ins Gespräch und plauderten über die diversen Parrot-Head-Veranstaltungen, die er bereits besucht hatte. Wie viele andere Fanclubs veranstaltete seiner nicht nur regelmäßige Zusammenkünfte, sondern engagierte sich auch für wohltätige Zwecke. Wer hätte das gedacht?
Obwohl ich eine Runde im bevorzugten Eau de Cologne meines Mannes gebadet hatte, brachte mir das nicht seine ungeteilte Aufmerksamkeit ein, als er vom Getränkeholen zurückkam.
»Sieh mal, die hier habe ich umsonst bekommen«, rief er und hielt zwei Riesenbiere hoch. Natürlich wollte ich wissen, wie er das angestellt hatte. Er erklärte mir, die Schlangen vor dem wichtigsten Verkaufsstand - dem für das Bier - seien so lang gewesen, dass irgendwann ein Typ hergekommen sei und Tim zwanzig Dollar angeboten habe, wenn er ihm eines mitbringe. Natürlich sagte mein gutmütiger, manche würden auch sagen »unbesonnener«, Ehemann
darauf zu dem Kerl, es genüge vollkommen, wenn er ihm stattdessen zwei Becher spendiere.
»Du hast zwanzig Dollar abgelehnt?«, fragte ich mit tonloser Stimme.
»Aber ich habe dir ein Gratisbier besorgt«, protestierte er.
»Ich trinke kein Bier«, erwiderte ich, noch eine Spur tonloser.
»Ach so, ja«, meinte er und nahm abwechselnd einen großen Schluck aus beiden Bechern.
Danach genossen wir die Show in vollen Zügen, bis auf die Stelle, als Jimmy meinte, was für eine tolle Gruppentherapie das Konzert doch für all die Parrot Heads sei und dass er den Anwesenden »eine saftige Rechnung für die Therapie bei einem Psychiater« erspart habe. Zum Glück bekam die Meute unsere Buhrufe nicht mit.
Am Ende, ja, erneuerten wir unser Heiratsgelübde mit Elvis als Trauzeugen. Ich buchte ihn, ohne ihn vorher gesehen zu haben, und war angenehm überrascht, als Jeff Stanilus, ein gertenschlanker, noch nicht von Drogen zerstörter King eintraf, der keinerlei Ähnlichkeit mit einem Teigkloß aufwies. Er sang zu den Klängen einer Karaoke-Anlage. Seine witzigen Interpretationen diverser Elvis-Verrenkungen amüsierten uns köstlich und stellten keinerlei Gefahr dar, dass wir jenes »lovin’ feeling« jemals wieder verlieren würden.
Die hundertjährige Blüte im Death Valley war das große Thema in den Nachrichten. Und da wir sowieso in der Gegend waren …
Wir bekamen zwar keinen Platz auf dem Campingplatz im Park mehr (na ja, wir hätten vielleicht ein winziges Plätzchen
bekommen, wenn wir uns um sechs Uhr früh in der Schlange angestellt und es versucht hätten, aber wie wahrscheinlich war das?), also entschieden wir uns für einen Platz im nahegelegenen Beatty, Nevada. O.k., dann waren wir eben nur in der Nähe. Beatty ist ein gottverlassenes Kaff mit einem einzelnen Puff und nicht allzu viel darum herum. Praktischerweise befand sich unser Campingplatz in unmittelbarer Nähe des Etablissements namens »Angel’s Ladies« in einem nicht allzu diskreten, riesigen rosa Doppelwohnwagen, inklusive riesigem A auf dem Hügel dahinter.
Zu den Pluspunkten des Campingplatzes zählte der freie Eintritt zu allen drei privaten Badehäusern, die zu den Bailey’s Hot Springs gehören, jedes mit einer anderen Temperatur (von 39 bis 41 für die Hartgesottenen, 37 bis 38 Grad für die völligen Weicheier). Eigentlich hatten wir nur vier oder fünf Tage in Beatty bleiben wollen, am Ende wurde jedoch eine ganze Woche daraus. Schließlich waren wir nur wenige Meter von dem entfernt, was als größte Attraktion des Ortes galt (tut mir leid, meine Damen), obwohl ich im Hinblick auf die Thermalquellen zunächst meine Zweifel hatte. Die Räume waren so dunkel, außerdem schienen sie von wahren Massen an Leuten benutzt zu werden. Was war mit Keimen? Tim versicherte mir, dass in dieser Hitze nur wenige überleben konnten. Ach ja? Das dachte ich auch, als ich mein Mittagessen in der Sonne auf der Windschutzscheibe zubereitet habe . Ich blieb wachsam, bis das warme Wasser meine Besorgnis wegspülte. Wir gingen jeden Abend hin.
Beatty inspirierte uns zu unserem »10 Gründe, die einem verraten, dass man in einem gottverlassenen Kaff sitzt«-Thesenpapier. Man weiß, dass man im letzten Kaff festsitzt, wenn: Platz 10: es keinen Supermarkt, dafür aber
einen Puff gibt;
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