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Eine Frau - Ein Bus

Titel: Eine Frau - Ein Bus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doreen Orion
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Platz 9: in dem Puff aber nie etwas los ist; Platz 8: die Anzahl der Meter über dem Meeresspiegel höher ist als die der Bevölkerung - und wenn das Kaff nur einen Steinwurf vom Death Valley entfernt liegt; Platz 7: man sich nicht einmal die Mühe macht, sich sieben weitere Gründe zu überlegen.
    Im Death Valley selbst unternahmen wir ein paar kurze Wanderungen, die jedoch für mich nicht kurz genug waren. Es genügt wohl zu sagen, dass es in der Wüste einen Käfer gibt, der so widerlich ist, dass ich mir nicht erklären kann, wie er sich selbst aushält.
    »Ich weiß ja, dass ich immer sage, du solltest häufiger rausgehen, aber vielleicht ist es ja doch keine so gute Idee«, räumte selbst Tim ein.
    Nichtsdestotrotz überredete er mich, ihn auf einer »technischen« Wanderung durch eine Gesteinsformation zu begleiten. Da mir nicht ganz klar war, was dieses Wort in diesem Zusammenhang bedeuten sollte, ging ich davon aus, das »technisch« stünde dafür, dass ich wie immer einfach die Details ausblenden konnte, die mich nicht interessierten. Ich machte mich in meinem gewohnten Outfit auf den Weg: Capri-Jogginghose, rosa Turnschuhe und Sweatshirt, Chanel-Sonnenbrille (nur weil ich mir keine neuen Klamotten zugelegt hatte, bedeutete das noch lange nicht, dass ich meine alten wegwerfen musste). Als ich mich bereit machte, wobei ich immer wieder zweifelnde Blicke in Richtung des nicht existenten Wanderwegs warf, schüttelte Tim den Kopf.
    »Die Wanderung ist als Nageltod-Canyon bekannt. Bist du sicher, dass du das schaffst?«
    Zu unser beider Schock fand ich Gefallen an der Wanderung. Sie bestand nicht aus dem gewohnten endlosen,
sinnlosen Umherschlurfen durch ewig dasselbe Gelände, sondern war wesentlich interessanter, ja sogar eine Herausforderung, den besten Weg durch die sich stetig verändernde Landschaft aus scharfkantigen Felsen und Steinen zu finden. Auf diese Weise blieb mein Geist wach, statt wie sonst langsam vor sich hin zu siechen. Anfangs versuchte Tim noch, mich zu dirigieren, hörte jedoch schnell damit auf, als er merkte, wie viel mehr Spaß es mir machte, wenn ich mir meinen Weg selbst suchte.
    Irgendwann mussten wir einen riesigen Granitfels überwinden, der im Fünfundvierziggradwinkel in der Erde steckte, ohne irgendwelche Möglichkeiten, sich festzuhalten. Für meinen langbeinigen Ehemann war es kein Problem, ihn mit einem ausladenden Satz zu überwinden. Doch für mich mit meinen einsfünfundfünzig … Ich sondierte die Lage, berechnete im Geiste die Entfernung, die Neigung und, was am allerwichtigsten war, meine Ausrüstung. Keine Wanderschuhe zu tragen, erwies sich in diesem Fall als Vorteil, da ich einfach die Füße nebeneinanderplatzierte, in die Hocke ging und mich auf den rutschigen Sohlen meiner Turnschuhe hinuntergleiten ließ, ehe ich meinen Abstieg beendete, indem ich einen Baumstamm umfasste, der praktischerweise unten aus der Erde ragte. Tim strahlte vor Bewunderung.
    »Ich habe mich schon gefragt, wie du das bewerkstelligen wirst!« Er gab mir einen Kuss, und zum ersten Mal in unserer Beziehung konnte ich die Freude nachvollziehen, die er aus seiner Arbeit mit den Händen zieht. Ich schaffte es sogar, den Moment nicht zu zerstören, indem ich meinen Kummer für mich behielt, dass ich mir bei dem Manöver doch tatsächlich einen Nagel abgebrochen hatte. So viel zum Thema Nageltod.

    Natürlich unternahmen wir auch andere, weniger angenehme Märsche. Ich war noch nie ein großer Käferfan gewesen. (An dieser Stelle kann Tim sich einen Kommentar nicht verkneifen. »Aber du wolltest doch von einer Spinne erzählen. Spinnen sind keine Käfer, sondern Arachnoiden.«
    »Für mich sind sie Käfer, Schatz.«
    Als wir noch in Tucson lebten, kam unser gemeinsamer Freund Butch eines Abends herüber, um etwas abzuholen. Ich hatte vergessen, Tim, der sich im hinteren Teil des Hauses aufhielt, Bescheid zu sagen. Als es an der Tür läutete und mir wieder einfiel, dass Butch kommen wollte, machte ich die Tür auf … und stieß einen markerschütternden Schrei aus. Eine riesige Tarantel stand vor seinen Füßen. (Wenn ich ehrlich sein soll, glaube ich, dass sie ihm sogar bis zu den Knien reichte.) In der Zwischenzeit hatte Tim das Läuten der Türglocke gehört und einen Laut, der sich anhörte, als würde seine Frau brutal ermordet. Er kam mir zu Hilfe geeilt, wohl wissend, dass sein letzter Gedanke auf dieser Welt möglicherweise »Oh Gott, das wird sehr, sehr wehtun«, sein könnte.
    Als Tim

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