Eine Frau - Ein Bus
hatte. Selbst die LKW-Fahrer fuhren an den Straßenrand. Wir auch. Das Geräusch des Hagels, der auf das Stahldach des Busses prasselte, war ohrenbetäubend. Ich war sicher, dass die Windschutzscheibe
zerspringen würde. Oder Schlimmeres. Nach fünf scheinbar endlosen Minuten ließ der Sturm nach, und der Regen, nach dem wir uns bereits zu sehnen begonnen hatten, setzte wieder ein. Unser Hund Miles und unser Kater Morty saßen beide wie gebannt auf dem Sofa. Bevor Tim den Motor anließ, ging ich nach hinten, um nach Shula, unserer Katzendame, zu sehen, die die gesamte Fahrt im Schutz unter der Bettdecke zugebracht hatte. Ich wette, die hat sich vor Angst nass gemacht . Genau. Und nicht nur sich, sondern auch die Matratze.
Keiner von uns verspürte den Drang, nach draußen zu gehen, um den Schaden in Augenschein zu nehmen. Während Tim noch sein Gedächtnis durchforstete, ob Hagelschaden von unserer neuen Wohnmobil-Versicherung gedeckt wurde, fragte ich mich, wie um alles in der Welt wir jemals die Nachricht Manny beibringen sollten, dem Experten für die Lackierung und Farbe bei Vanture, der sich mit aller Gewissenhaftigkeit erst am Vortag an unserem Bus ausgelassen hatte. Später stellten wir jedoch fest, dass unsere Sorge unbegründet war, da der Hagel wie durch ein Wunder nicht einmal eine Delle verursacht hatte.
Wir hatten vorgehabt, es an diesem Tag bis nach West Wendover, Nevada, unmittelbar hinter der Grenze zu Utah, zu schaffen. Dort gab es eine sehr praktische Raststätte, die uns schon häufig bei unseren Fahrten nach Reno aufgefallen war. Tims Mutter Dorothy lebte dort und wurde in zwei Tagen achtzig. Wir hatten einen Überraschungsbrunch in ihrem Lieblingsrestaurant organisiert, deshalb durften wir auf keinen Fall zu spät kommen. West Wendover war zwölf Autostunden von Boulder entfernt, was durchaus machbar war, wenn wir früh aufgebrochen wären. Doch als wir nach Rock Springs, Wyoming, kamen, war es bereits halb zwölf
(wir hatten acht Stunden für die sonst sechsstündige Strecke gebraucht), und wir waren beide ziemlich erschöpft. Wir beschlossen, an der zweiten Anlaufstelle zu übernachten, die wir kannten - die Flying-J-Raststätte neben der Interstate 80. Und … da war sie. Und schon wieder weg. Wir fuhren an der nächsten Ausfahrt ab und wollten umkehren, landeten jedoch am Ende aus irgendeinem Grund auf dem verwaisten Parkplatz eines College-Campus. Tim blieb stehen, so dass wir Atem schöpfen und überlegen konnten, wie es weitergehen sollte, während wir warteten, dass sich die Sichtverhältnisse besserten.
»Ich finde, wir sollten über Nacht hierbleiben«, sagte ich mit bebender Stimme.
»Ich will aber nicht. Ein verlassener Parkplatz ist nicht sicher.« Da Peter es auch nicht mehr geschafft hatte, die Überwachungskameras zu installieren, war es wohl wirklich keine allzu schlaue Idee. Wir aßen eine Kleinigkeit, dann fuhren wir zum Flying J.
Man sollte annehmen, dass eine Raststätte gut ausgeschildert ist, aber es gab eine Baustelle, der Regen prasselte immer noch erbarmungslos, so dass wir erneut die Ausfahrt verpassten. Als wir die verkehrte Straße entlangfuhren, flog die Bustür das dritte Mal an diesem Tag auf.
»SCHEISSE!«, brüllte Tim, dessen Gesicht mittlerweile dieselbe Farbe wie der Wattebausch in dem Tylenol-Röhrchen besaß, das er geöffnet hatte, nachdem die Tür das zweite Mal aufgeflogen war. Diesmal konnte ich nicht anders, als in schallendes Gelächter auszubrechen, nachdem er angehalten hatte, um die Tür zu schließen.
»Weißt du, Schatz«, sagte ich, »das einzig Schlimme, was jetzt noch passieren kann, ist, dass der Bus irgendwo stecken bleibt, so dass wir zurückstoßen und bei diesem Wetter
den Jeep abkoppeln müssen.« Und genau das passierte ein paar Minuten später, wobei der Jeep in eine vierspurige Straße ragte.
Endlich schafften wir es zum Flying J. - Tim im Bus, ich hinter ihm im Jeep. Da es schon übel genug gewesen war, den Jeep vom Bus abzukoppeln, ohne dabei überfahren zu werden, beschlossen wir, uns das Anhängen später zu ersparen. Leider herrschte auf der Raststätte Parkplatznot, so dass Tim rückwärts in die schmale Lücke zwischen zwei Lastern hätte stoßen müssen. Die beiden Seitenspiegel waren vollständig beschlagen und damit nutzlos. (Und die Einparkhilfen, nun ja, leider waren sie an die nicht existenten Überwachungskameras gekoppelt, sprich …) Wir stiegen aus unseren Fahrzeugen, um uns im strömenden Regen zu
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