Eine Frau flieht vor einer Nachricht
anregender für meine Gedanken ist die Beobachtung, dass der von innen aufgeht (!!!), wie in einem Film mit Elke Sommer, den ich mal gesehen habe; sie hat ihn ganz langsam bis zum Bauchnabel aufgemacht, das war echt geil (allgemeines Stöhnen im Publikum). Um es kurz zu machen: 49,75 Lira, und das Kleid gehört dir.«
Stunden später.
Der Krieg, murmelte Avram irgendwann.
Ja, das ist in Ordnung, sagte Ora, die aus einem fliehenden Traum erwachte. Sie trank Wasser und glättete ihr Gesicht mit den Händen.
Was? fragte Avram schwach atmend.
Der Krieg ist vorbei, beruhigte sie ihn. Als sie diese Worte sagte, hatte sie den Eindruck, sich in eine alte Frauendynastie einzureihen und eine Stufe aufgestiegen zu sein. Gleich darauf kam sie sich blöd vor, vielleicht hatte er fragen wollen, wie der Krieg ausgegangen war, wer gesiegt habe, doch als sie ihn ansah, konnte sie sich nicht überwinden, ihm zu sagen, wir haben gesiegt.
Wie lang war ich …
Dort? Eineinhalb Monate. Ein bisschen länger.
Er war verwundert und entsetzt.
Dachtest du, weniger?
Mehr.
Als du zurückkamst, hast du viel geschlafen. Eine Zeit lang haben sie dich auch in künstlichen Schlaf versetzt.
In Schlaf versetzt …
Du kriegst jetzt alle möglichen Medikamente. Später werden sie nach und nach damit aufhören.
Medikamente?
Die Anstrengung des Sprechens ließ ihn wieder einschlafen, er schnappte manchmal nach Luft, wälzte sich unruhig. Die ganze Zeit machte er den Eindruck, als kämpfe er gegen jemanden, der ihn erwürgen wollte.
Die zurückkehrenden Kriegsgefangenen waren die Gangway heruntergekommen. Einige liefen allein, andere brauchten Hilfe. Auf dem Rollfeld herrschte Chaos. Soldaten, Reporter und Fotografen aus der ganzen Welt; Bedienstete des Flughafens standen zusammen und jubelten den Rückkehrern zu, Minister und Parlamentsabgeordnete versuchten, zu ihnen durchzudringen, ihnen vor laufender Kamera die Hand zu drücken. Nur die Familien der Gefangenen hatten ausdrücklich Anweisung erhalten, nicht auf dem Flughafen zu erscheinen, sondern zu Hause auf ihre Lieben zu warten. Da Ora und Ilan keine Angehörigen waren, wussten sie nicht, dass sie nicht zum Flughafen kommen durften. Sie wussten auch nicht, dass Avram verwundet war. Sie warteten, und er stieg nicht aus. Die Gefangenen mit ihren rasierten Schädeln gingen barfuß in Gummischuhen an ihnen vorüber und schauten sie mit dumpfer Entgeisterung an. Ein Führungsoffizier begleitete einen der zurückgekehrten Kriegsgefangenen, dem man die Augen verbunden hatte, und las ihm laut von einem Zettel vor: »Jeder, der Informationen an den Feind gegeben hat, wird bestraft …« Ein großer Gefangener, der an Krücken lief, fragte einen der Journalisten, ob es stimme, dass auch Syrien mit im Krieg gewesen sei. Plötzlich entdeckte Ilan, wie Soldaten aus dem Heck des Flugzeugs Tragen ausluden. Er packte Ora an der Hand, und sie rannten dort hin. Niemand hielt sie auf. Sie liefen zwischen den Verwundeten herum, fanden Avram nicht, blieben stehen und schauten sich an. Entsetzen. Später wurde noch eine Trage aus dem Flugzeug gehoben, die letzte. Mit ihr stieg ein ganzes Team von Ärzten und Sanitätern aus der Maschine, ein Infusionsständer und andere Schläuche wurden wackelnd nebenhergeschoben. Ora wagte einen Blick und wurde schwach. Sie sah, wie ein großer runder Kopf, zweifellos der von Avram, bedeckt von einer Sauerstoffmaske hin und her geworfen wurde. Er hatte jetzt eine Glatze, sein Schädel war rasiert worden und an einigen Stellen verbunden, doch ein Verband hatte sich bei dem Gerüttel wohl gelöst, und klaffende Wunden, wie aufgerissene Münder, kamen zum Vorschein.Sie sah, dass die Männer, die ihn trugen, wegschauten und durch den Mund atmeten. Ilan rannte bereits neben der Trage her und warf ab und zu einen Blick auf Avram, und Ora sah den Ausdruck auf seinem Gesicht und wusste, es stand schlecht. Ilan half, die Trage in den Krankenwagen zu heben, versuchte mit einzusteigen, wurde aber gewaltsam zurückgehalten. Er schrie, protestierte, fuchtelte herum, doch die Soldaten ließen ihn nicht näher ran. Da marschierte Ora nach vorne und sagte dem alten Stabsarzt leise, aber eindringlich, ich bin die Freundin, stieg ein und setzte sich zusammen mit dem Arzt und der Schwester neben die Trage. Der Arzt meinte, Ora solle sich lieber zum Fahrer setzen. Sie weigerte sich. Der Krankenwagen schaltete das Signal ein; durchs Fenster sah Ora die Schnellstraße, die fahrenden Autos
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