Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Frau flieht vor einer Nachricht

Eine Frau flieht vor einer Nachricht

Titel: Eine Frau flieht vor einer Nachricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Grossman
Vom Netzwerk:
keine Ahnung, einen Freund, jemand, der bei ihm ist.
    Plötzlich lachte sie los: Na ja, es ist deine Geschichte, da bestimmst du, was passiert.
    Sie schwiegen. Sie hörte ihn denken. Es klang wie ein schnelles Plätschern. Sie mochte den Klang.
    Und sag …
    Was?
    Ach, ist egal.
    Nun frag schon!
    Überlegst du dir, auch mal über mich zu schreiben?
    Weiß ich nicht.
    Ah, in Ordnung. Okay.
    Aber vielleicht schon, ich weiß noch nicht. Willst du das denn?
    Ich weiß nicht, aber wenn du willst …
    Kann schon sein, ich weiß es wirklich nicht. Was ist?
    Wenn ich ehrlich bin, jetzt …
    Was?
    Jetzt hab ich Angst, noch was zu sagen, damit du nicht den Unsinn schreibst, den ich so rede.
    Wie was zum Beispiel?
    Denk einfach nur dran, wenn ich hier Unsinn geredet habe, dann kam das vom Fieber.
    Aber ich schreibe nicht genau das, was war.
    Du erfindest bestimmt auch was, das ist ja das Tolle daran, oder? Das Tollste überhaupt …
    Ja, klar. Aber …
    Dass die Vorstellungen plötzlich wirklich werden, dass die Figuren und die Vorstellungen für dich lebendig werden.
    Woher weißt du das?
    Und was wirst du über mich erfinden?
    Warte, sag bloß, schreibst du auch?
    Ich? Ich doch nicht. Nein, ich nicht. Das war jetzt ein guter Witz.
    Nein, aber du redest wie eine, die …
    Und sag mal, aber ehrlich …
    Was?
    Hab ich recht, dass du mich in deiner Geschichte Ada nennen wolltest?
    Woher weißt du das?
    Das weiß ich einfach, sagte sie und umarmte sich fest.
    Aber woher, fragte Avram aufgeregt.
    Von mir aus kannst du das machen. Nenn mich Ada.
    Aber weißt du, was? Nein.
    Was nein?
    Ich werd dich Ora nennen.
    Echt?
    Ora, sagte Avram mit Nachdruck, und eine Süße breitete sich in seinem Mund und seinem Körper aus. Ora.

    Puh, sagte er etwas später schnaufend.
    Was?
    Weiß nicht, furchtbar heiß ist es hier.
    Steigt dein Fieber?
    Nein, nur dass … Weißt du, ich hab noch nie so über diese Sachen geredet … Mit niemandem auf der Welt.
    Erzähl mir noch mehr.
    Aber wo bist du? Du bist so weit weggerückt.
    Ich bin hier.
    Wenn ich von dir und von mir schreiben würde, wenn überhaupt, dann will ich über das schreiben, was uns hier passiert ist, seit ich dich nachts singen gehört habe, und bis jetzt, bis zu diesem Moment, und wie du die ganze Zeit …
    Na sag schon, sag es einfach, denk nicht so viel, du denkst zu viel.
    Wie du mich die ganze Zeit wie ein Jojo hüpfen lässt, die ganze Zeit rauf und runter.
    Na, das sagt ja grad der Richtige!
    Hör zu, meine und deine Gedanken bringe ich mit Echo, das gibt ihnen mehr Volumen, mehr Tiefe. Ich hab so eine Echo-Funktion auf dem Tonband. Und was Ilan sagt, das bring ich …
    Der ist auch dabei, in der Geschichte?
    In dem Hörspiel, ja sicher, das ist doch das Besondere.
    Was ist das Besondere?
    Hör zu: Was er sagt, bring ich im Hintergrund …
    Was sagt er denn? fragte sie erschrocken.
    Alles, was er eben sagen wird, im Fieber, aber ohne Worte, bloß so ein Murmeln, man versteht es nicht richtig, oder vielleicht doch ein bisschen, und dann mach ich ein Crossfade von seinem Gemurmel, zusammen mit Jazzstücken. Trompete, denk ich mal. Obwohl, Saxophon ist vielleicht besser, so durch das Mundstück geflüstert.
    Jazz?
    Ja, warum nicht?
    Du magst auch Jazz?
    Du auch?
    Nein, ich kenn das überhaupt nicht.
    Wie wer denn?
    Egal, vergiss es. Sie tauchte einen Moment ab. Sag mal, findest du echt, dass das Musik ist? Für mich klingt das bloß wie Krach.
    Oj Ora, brach es aus Avram heraus, ich werd dir beibringen, Jazz zu hören, du wirst sehn, wie einem das in die Seele fährt, wie das alles öffnet! Das ist die Musik, die der menschlichen Stimme am nächsten kommt, das spricht richtig zu dir. Jazz streichelt dich, lach nicht, manchmal spüre ich, dass mir ein Gedanke mit einer bestimmten Jazzmelodie kommt, Mensch, das wird der helle Wahnsinn, ein Hörspiel für drei Stimmen …
    Vier …
    Wieso vier?
    Die Schwester mit ihrem Weinen, hast du die vergessen?
    Ja, stimmt. Wie hab ich das vergessen können. Aber du, wie du, alle Achtung …
    Was?
    An alles denkst.
    Ich?
    Die wird die ganze Zeit im Hintergrund sein. Natürlich. Was meinst du?
    Das ist gut, ich glaub, das ist eine gute Idee.
    Ja, zwei reden, und einer murmelt bloß im Hintergrund.
    Und eine weint.
    Und du meinst, das haut hin, so alle zusammen?
    Bestimmt.
    Glaubst du wirklich?
    Das ist großartig, Avram.

    Er streckte die Arme nach oben, gähnte lautlos mit weit aufgerissenem Mund, und sie lächelte vor sich hin und ihre Stirn

Weitere Kostenlose Bücher