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Eine Frau für Caracas

Eine Frau für Caracas

Titel: Eine Frau für Caracas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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wollen, mag ich nicht — und der, den ich möchte, mag mich nicht.«
    » Wieviel Körbe haben Sie denn schon ausgeteilt?« fragte er mit kratziger Stimme.
    »Drei...«, antwortete sie.
    »Na schön!« knurrte er. »Aber nun zu dem Mann, den Sie gern möchten, und der Sie nicht mag... Was ist das für ein Kerl?«
    »Ach, das habe ich ja nur so hingeredet«, murmelte sie; »ich habe dabei wirklich an keinen Bestimmten gedacht.«
    »Wirklich nicht?« fragte er — aber es klang so erleichtert, daß sie ihn ein wenig erstaunt ansah.
    »Wirklich nicht«, sagte sie kopfschüttelnd und trat einen kleinen Schritt zurück. »Aber jetzt muß ich gehen, Herr Gisevius, bitte!«
    Aber er dachte nicht daran, sie vorbeizulassen, im Gegenteil, er griff nach ihrem Arm und zog sie mit sanfter Gewalt näher zu sich heran.
    »Erschrick jetzt nicht, Christinchen«, bat er und schluckte, als würde ihm der Mund trocken, »ich wollte dich schon seit Tagen fragen, ob du meine Frau werden willst.«
    Einen Augenblick lang sah sie ihn an, als müsse sie sich verhört haben, aber dann, als sie den Sinn seiner Worte begriff und erkannte, daß sie sich nicht getäuscht hatte, wurde sie blaß vor Zorn.
    »Ich habe Sie für einen anständigen Mann gehalten, Herr Gisevius!« sagte sie fast stimmlos vor Empörung, »aber dieser Spaß geht zu weit! Dafür sollten Sie sich schämen!«
    Sie riß sich aus seinem Griff los und wollte davonlaufen.
    »Aber Christine!« rief er entsetzt, »es ist doch mein voller Ernst! Ich würde mir doch nie erlauben, so etwas im Scherz zu sagen! Glaub es mir, Christinchen, ich weiß es seit Wochen, daß ich dich liebe und daß du die Frau bist, die ich mir immer gewünscht habe!«
    »Hören Sie auf!« fuhr sie ihn an, »hören Sie doch endlich damit auf, Herr Gisevius! Ich glaube Ihnen kein Wort, und ich will auch kein Wort mehr von Ihnen hören! Ich weiß doch genau, wem Sie nachgelaufen sind und wessen Lippenstift es war, den ich auf Ihrem Kopfkissen und in Ihren Taschentüchern gesehen habe!«
    »Ach, Christine«, sagte er und ließ den Kopf hängen, »wie soll ich dir das erklären? Ich möchte dich nicht belügen, aber jedes Wort, mit dem ich mich zu rechtfertigen versuchen würde, wäre falsch. Ich war von ihr geblendet, aber ich habe sie nie geliebt. Es schmeichelte meiner Eitelkeit, sie erobert zu haben, aber ich habe sie nie besessen. Sie war sehr schön, aber sie war wirklich nur eine Wachsblume, glitzernd und bunt, wie man sie auf den Jahrmärkten aus den Tonröhren schießt. Aber du, Christine, bist ein Mensch aus Fleisch und Blut, und immer zog es mich zu dir, und wenn ich dir im Hause begegnete, oder wenn wir abends in der Küche saßen und heimlich den Whisky tranken, den du so scheußlich findest, dann fühlte ich mich wohl, dann konnte ich frei atmen, dann war ich zufrieden...«
    »Ach, Herr Gisevius, reden Sie doch nicht so!«
    »Ich kann nicht anders reden, Christinchen! Ich will dir doch die Wahrheit sagen. Und es ist alles so schwer. Ich bin kein Wortkünstler...«
    »Nein«, schluchzte sie auf, »Sie sind ein schlichter Mann vom Bau... Das haben Sie in jener Nacht, wo ich Sie halb auf Ihr Zimmer tragen mußte, mindestens dreimal gesagt...«
    »Ich bin es wirklich, Christinchen! Und deshalb brauche ich eine Frau wie dich! Deshalb bist du die einzige, die ich mir wünsche! Mein Gott, bin ich dir denn so unsympathisch?«
    »Aber nein...!« stammelte sie und nahm das Taschentuch entgegen, das er ihr reichte, und putzte sich die Nase.
    »Lieber Gott!« sagte er und versuchte, sie in seine Arme zu ziehen, »dann ist zwischen uns ja alles gut und in Ordnung!«
    »Wie stellen Sie sich das vor?« schnupfte sie unter neuen Tränen, »was würde Ihre Schwester dazu sagen? Haben Sie schon einmal daran gedacht?«
    »Natürlich! Selbstverständlich habe ich daran gedacht! Und so, wie ich Gerda kenne, wird sie mir gratulieren!«
    »Sie wird mich ‘rausschmeißen!« sagte Christine verzweifelt.
    »Etwas anderes wird ihr gar nicht übrigbleiben, denn ich habe nicht die geringste Absicht, dich ihr zu überlassen. Du bist eben nicht mehr ihre Christine, sondern meine Christine!«
    »Auch das haben Sie schon gesagt — an jenem Abend...!«
    »Siehst du, Christinchen, wenn ich einen kleinen Zacken zuviel in der Krone habe, dann habe ich immer meine besten Einfälle!«
    »Ach, Herr Gisevius...«, seufzte Christine, als versagten ihr vor soviel Unglück die Worte.
    »Liebst du mich denn gar nicht, Christinchen?«
    »Ja,

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