Eine Frau geht ihren Weg
Woche Urlaub zu machen. Sie wissen nicht mehr, als dass du zufällig auch in den Bergen bist und dass ich bei dir vorbeifahren werde, um dir den neuen Termin mitzuteilen.”
„Daniel, es ist zu riskant.” Sybil schüttelte den Kopf. Doch sicher war noch nicht alles zu spät.
Jetzt lag es an ihr, das Schlimmste zu verhindern. „Wir müssen sofort zurückfahren.”
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„Um Himmels willen, Sybil! Niemand erwartet von dir, dass du wie ein Einsiedler lebst.” Sein Blick verriet deutlich seine Enttäuschung. Er schien ihre Abhängigkeit von der Meinung Außenstehender nicht zu verstehen.
„Du hast deine gesamten Arbeitsunterlagen hier, und diese Analyse muss bis Montag vorliegen. Sei doch mal ehrlich: Könntest du in deinem Büro ungestört arbeiten, wo jeder wegen der kleinsten Entscheidung zu dir kommt?”
Sybil musste zugeben, dass sie tatsächlich in Zeitdruck geriete, wenn sie in ihrem Büro arbeiten müsste. Doch auch hier wurde sie erheblich von der Arbeit abgelenkt, und zwar durch ihn. Aber vielleicht überbewertete sie die ganze Geschichte auch. Wer war schon an Sybil Pagels Privatleben interessiert?
„Warum gebe ich dir nur immer wieder nach?” fragte sie resigniert. Ihr Gesicht hatte wieder etwas Farbe angenommen, auch ihre Übelkeit hatte ein wenig nachgelassen, doch ihre Angst stand noch immer zwischen ihnen.
„Du bist eben ein kluges Kind”, bemerkte er und setzte sich wieder auf seinen Platz. Die harmonische Stimmung zwischen ihnen war verflogen, und Daniel blieb ihr gegenüber reserviert.
Nach dem Essen räumte er den Tisch ab und wusch das Geschirr, während Sybil sich wieder an ihre Arbeit setzte. Sie sehnte sich so sehr nach Daniels Berührung. Warum kam er nicht zu ihr herüber und massierte ihre vom Sitzen steifen Schultern? Im Laufe dieses Nachmittags schaute sie immer wieder verstohlen auf, um seinem kühlen Blick zu begegnen.
Als sie nach einigen Stunden aufstand, tat ihr jeder Muskel weh. ,,Aua”, stöhnte sie laut. „Ich bin ja ganz steif.” Sie legte die Hände über den Kopf, lehnte sich zurück, beugte sich wieder nach vorn und berührte mit den Fingerspitzen ihre Zehen. Nachdem sie diese Übung mehrmals wiederholt hatte, blickte sie auf und schaute zu Daniel hinüber. Er saß auf der Couch, hatte die Arme vor der Brust verschränkt und die langen Beine von sich gestreckt. Amüsiert beobachtete er sie.
Sybils Lächeln gefror, als ihr einfiel, dass sie den ganzen Tag über nicht daran gedacht hatte, die obersten Knöpfe ihrer Bluse zu schließen. Sie hob die Hand, um sie über ihren Ausschnitt zu legen, ließ sie jedoch wieder sinken. Über soviel Unsicherheit würde er nur lachen.
„Hast du nicht Lust, heute abend auszugehen?” fragte Daniel. „Am See gibt es ein Restaurant, wo man auch tanzen kann.”
Stumm schaute sie ihn an. Seine muskulösen Oberschenkel ließen darauf schließen, dass es aufregend sein würde, mit ihm zu tanzen. Wenn sie bloß nicht so müde gewesen wäre. Sie wollte gerade den Kopf schütteln, da überlegte sie es sich anders. „Das ist eine gute Idee”, willigte sie ein. „Du musst nur einen Moment warten, bis ich mich umgezogen habe.”
Nach einer heißen Dusche ließ ihre Müdigkeit zunächst ein wenig nach, aber noch bevor sie ihr Kleid angezogen hatte, fielen ihr vor, Erschöpfung fast die Augen zu. Sie setzte sich auf den Bettrand und starrte mit leerem Blick vor sich hin.
In diesem Zustand fand Daniel sie, als er ein paar Minuten später die Treppe hinaufkam, um nach ihr zu schauen. Lachend zog er sie vom Bett hoch.
„Es sieht aus, als müssten wir das Ausgehen verschieben”, sagte er mit leiser, zärtlicher Stimme.
„Es tut mir leid, Daniel. Ich weiß gar nicht, warum ich so müde bin”, wunderte sie sich und gähnte.
„Du hast immerhin fast zwölf Stunden durchgearbeitet”, bemerkte er. „Soll ich dir etwas zu essen machen?”
„Nein, danke. Ich glaube, ich gehe lieber sofort ins Bett.”
Er beugte sich vor, um ihr einen Gutenachtkuss zu geben, doch Sybil wich seinen Lippen aus, indem sie sich schnell bückte, um ihre Schuhe auszuziehen.
Als sie unter die Bettdecke kroch, hörte sie noch Daniel in der Küche herumwirtschaften, dann fiel sie in einen tiefen Schlaf.
Erschrocken fuhr Sybil hoch. Sie hatte gerade mit Daniel in einem eleganten Restaurant getanzt, da wurde sie unsanft aus diesem! schönen Traum gerissen. Warum war sie aufgewacht?
Um sie herum war alles dunkel, nur das Mondlicht schimmerte
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