Eine Frau sein ist kein Sport
dass sie entweder zu lange beim Friseur gesessen ist oder mit der Auswahl ihrer Kleidung zu zögerlich war oder in allerletzter Minute noch ein unwichtiges, aber langes Telefongespräch mit einer Freundin führte.
In der unkomödiantischen Realität aber sind die Gründe, die eine Frau dazu treiben, einen Zug zu verpassen oder ins Theater zu spät zu kommen, leider weit weniger heitere.
Ich habe einen Bekannten, der oft stöhnend davon berichtet, dass seine Frau »kein Zeitgefühl« habe und er deshalb eine lückenhafte Bildung auf dem Sektor Theater, weil er nie erste Akte sehe. Dabei freut sich der arme Kerl jedes Mal so aufs Theatererlebnis!
Aus lauter Vorfreude nimmt er am Theater-Abo-Tag, gleich wenn er vom Büro kommt, ein langes Bad und dann legt er sich ein Stündlein aufs Ohr, damit er ein ausgeruhtes Hirn für den Kulturgenuss bekommt, und dann zieht er sich sorgfältig an und dann muss er sehen, dass seine Frau noch immer im Unterkleid herumsteht und zwei Lockenwickler im Pony hat.
Wahrlich eine schreckliche Frau! Seit drei Stunden ist sie vom Büro zu Hause und hat die Zeit damit verplempert, den Kindern Nachtmahl zu richten, einem Knabenhemd zwei Knöpfe anzunähen, einen Fehler in einer Schlussrechnung zu suchen und den Streit zwischen Geschwistern zu schlichten!
Als ob sie das nicht auch ein anderes Mal tun könnte!
Wie man beim Zeitsparen Zeit vertut
Ziehe ich einen Rock an und sehe, dass ihm – unten beim Saum – ein Faden heraushängt, ziehe ich den Rock wieder aus, schaue nach, wo der Faden herkommt und befestige ihn dort mit Hilfe einer Nähnadel. So agiere ich allerdings nur, wenn ich nicht in Eile bin.
Bin ich in dieser, bücke ich mich, reiße den Faden ab und stehe dann in einem frivol geschlitzten Kittel da, weil der Faden, an den ich geraten bin, ein für den Zusammenhalt des Rockes dringlich nötiger war.
Habe ich viel Zeit, hole ich den Topflappen, auch wenn er zwei Meter entfernt liegt, um mit ihm den heißen Topf anzufassen. Bin ich unter Zeitdruck, spare ich die drei Schritte ein und nehme statt des Lappens den Schürzenzipfel.
Da der Schürzenzipfel aber weniger isoliert als der Lappen, schaffe ich es nicht, den brennheißen, randvollen Topf ruhig zu tragen. Ich stöhne, fürchte, den Topf fallen zu lassen, erreiche gerade noch den Ort, an dem ich ihn deponieren will, atme auf, weil ich das quälende Ding gleich los sein werde, setze es zu ruckartig ab, und viel Suppe schwappt über den Topfrand auf den gedeckten Tisch.
In ruhigen, gelassenen Stunden würde ich nie wagen, sechs Eier ohne Behältnis, bloß in meinen schmalen, feingliedrigen Händen, zu tragen.
In hektischen Minuten jedoch erscheint es mir möglich, und dann bewege ich mich, hilflos Eierchen jonglierend, durch die Küche und kann froh sein, dass die Küche einen Fliesenboden hat, der leicht von glitschigem Ei zu reinigen ist.
Üblicherweise sind in solchen Situationen auch keine Ersatzeier vorhanden, und vor Wut über die Sauerei, die man angerichtet hat, stößt man mit dem wischenden Besen noch gegen die Glasscheibe der Küchentür, und die bekommt einen Sprung.
Endlos wären die Beispiele, wie man Zeit vertut, wenn man Zeit einsparen will, aufzulisten. Drei Dutzend »echte deutsche Lustspielsituationen«, in die ich mich durch übertriebene Hast manövriert habe, fallen mir ohne viel Nachdenken ein, denn heute habe ich einen ruhigen, friedlichen Tag.
Aber morgen, wenn ich wieder einmal glauben werde, dass man in einer Stunde Essen kochen, aufräumen, viermal telefonieren und einer Geschichte ein pointenreiches Ende schreiben kann, werde ich es wieder vergessen haben.
Nicht einmal einfallen wird mir, dass es eigentlich überhaupt nicht nötig ist, einen Kuchen zu backen, wenn die Zeit knapp ist.
Emanzipationsmutmacher
Wenn man als weibliches Wesen hin und wieder recht deprimiert ist, weil es mit der Gleichberechtigung der Frauen so langsam vorangeht und die Frauen noch immer das benachteiligte Geschlecht auf Erden sind, dann sollte man, um sich wieder Mut zu machen, mehr fernschauen und sich dafür die alten Filmlustspiele vormerken, die uns der ORF, in seiner Güte, regelmäßig beschert.
Speziell die amerikanischen und die österreichischdeutschen Uraltschinken eignen sich vorzüglich als Emanzipationsmutmacher.
Hat man so ein heiteres Machwerklein hinter sich, kann man sich genüßlich zurücklehnen und zufrieden sagen: »Ach, liebe Schwestern, wir haben doch allerhand geschafft! Es ist
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