Eine Frau sein ist kein Sport
»Dame« angeredet. »Dame Meier ans Telefon, bitte«, habe ich noch nie gehört, obwohl es Streiterinnen dafür gibt, die die »Dame Meier« endlich durchsetzen wollen.
In Bad Harzburg, habe ich gelesen, gibt es Dame Rechenberg, die strudelt sich seit Jahren dafür ab, dass endlich das ordinäre »Frau« gegen das edle »Dame« ersetzt werde.
Und Dame Rechenberg hat auch noch eine viel größere sprachliche Gemeinheit aufgedeckt: »das Mädchen« und »das Fräulein«.
Es heißt: der Bub, der Junge, der Knabe. Den männlichen Kindern wird ihr männliches Geschlecht zuerkannt. Unsereiner ist als Kind sächlich. Dame Rechenberg schlägt »die Mädchen« und »die Fräulein« (Einzahl natürlich) vor.
Warum auch nicht? Das kleine »frau« statt dem kleinen »man« hat sich in sprachbewussten Frauenkreisen ja auch schon durchgesetzt. »Der junge Mann pfeift hinter der jungen Mädchen her, aber die junge Mädchen ist eine gut erzogene Fräulein und dreht sich nicht einmal um!«
Potztausend, schön klingt das nicht. Aber auf Schönheit sollte man auch nicht achten, wenn es um die Befreiung der Frauen geht. Und wenn wir einmal von klein auf unseren richtigen Artikel haben, dann haben wir es geschafft!
Oder?
Unsere Angst vor den Superfrauen
Es gibt Menschen, die arbeiten unentwegt und so hurtig wie nur möglich. Und es gibt Menschen, die arbeiten so langsam, wie es nur geht, und recht selten dazu.
Die Leute, die sich vor jeder Arbeit drücken, sind natürlich nicht allzu beliebt.
Man macht sich über sie lustig, wenn man ihre Trägheit bloß zu beobachten braucht.
Man schimpft über sie, wenn man mit ihnen zusammenarbeiten muss, weil man andauernd einen Teil ihrer Arbeit zu erledigen hat.
Aber zu sehr mächtigen, negativen Emotionen lässt man sich normalerweise nicht hinreißen, wenn es um die Faulheit eines Mitmenschen geht.
Dafür bieten sich schon eher die Superemsigen an, die Arbeitsstreber, die Alltags-Stachanowisten. Die Bürokollegin, die jeden Tag gut dreimal soviel Arbeit erledigt wie wir und hinterher noch vier Fortbildungskurse besucht, damit sie »ausgelastet« ist, können wir weit weniger ausstehen als die Kollegin, der wir tagtäglich das halbe Arbeitspensum abnehmen müssen, um sie vor der Kündigung zu bewahren.
Und zur Superfrau, die trotz Beruf mit Überstunden für ihre drei Kinder die gesamte Kleidung näht, ihrem Mann die Haare schneidet, den Garten bestellt und zweimal die Woche zu einem 12-Personen-Essen mit fünf Gängen und Tischdekoration lädt, können wir auch keine recht gute Beziehung aufbauen.
Da sind wir schon viel lieber bei einer Dame zu Gast, bei der wir uns den Braten selber aufgießen müssen, wenn wir vor Mitternacht essen wollen.
Ihre Entschuldigungen, wieso und warum der Wohnzimmerboden mit Kinderspielzeug übersät ist, nehmen wir wohlwollender zur Kenntnis als die Superordnung in der Superwohnung der Superfrau.
Speziell gestörte Beziehungen haben wir zu den Frauen mit Vorbildcharakter.
Zu denen, die uns von Mutter, Vater, Ehemann oder Kindern vorgehalten werden, wenn wir über zu viel Arbeit und zu wenig Freizeit klagen. Dass eine gewisse Hilde, Hertha oder Hermi mit den Aufgaben, unter denen wir fast zusammenbrechen, »spielend« fertig wird, erfüllt uns nicht mit Bewunderung für Hilde, Hertha oder Hermi, sondern lässt uns diese Person meiden wie die Pest.
Menschen, denen man sich unterlegen fühlt, zu mögen, gehört zu den schwierigsten Dingen im Leben.
Womit Frauen ihre Zeit verplempern
Eine beliebte Klischeefigur in Filmkomödien ist die Frau, die überallhin zu spät kommt, die nie einen Termin pünktlich einhalten kann und damit ihren armen Ehemann zur Verzweiflung treibt.
Züge erklimmt diese Frau in dem Moment, da der Bahnhofsvorstand die rote Scheibe hebt, und womöglich bleibt dann noch ihr Koffer auf dem Bahnsteig zurück, das Flugzeug, in das sie steigen wollte, sieht diese Frau vom Taxi aus starten und ins Theater kommt sie natürlich auch erst in allerletzter Minute.
Abgesehen davon, dass ich mehr unpünktliche Männer als unpünktliche Frauen kenne, habe ich es auch schon oft erlebt – und nicht nur in der Filmkomödie, auch in der Realität -, dass sich ein Ehepaar, Entschuldigungen flüsternd, im bereits dunklen Kino zu seinen Plätzen durchzwängt, und ich habe auch schon gehört, wie dann der Ehemann seiner Ehefrau zugezischt hat: »Mit dir kann man ja nie zurechtkommen!«
In Filmkomödien kommt die Unpünktlichkeit dieser Frau davon,
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