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Eine Frau sein ist kein Sport

Eine Frau sein ist kein Sport

Titel: Eine Frau sein ist kein Sport Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Noestlinger
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weitergegangen, vorwärts und aufwärts! Denn heutzutage würden es kein Drehbuchautor und keine Regie wagen, dem Publikum derart hirnlose Trampeln‹ als weibliche Helden ihrer Filme vorzusetzen!«
    Da zieht ein Blondchen siebenmal pro Lustspiel retour zu ihrer Mama, weil sie auf der Jacke ihres stein- und beintreuen Ehemannes ein rotes Haar gefunden hat, da hält eine junge Ehefrau einen uralten Liebesbrief der eigenen Mutter an den eigenen Vater für ein aktuelles und obszönes Schreiben an den eigenen Ehemann, da verwechselt ein weibliches »Dummbauchi«, hübsch, aber mit nichts im Hirn unter dem Hütchen, einfach alles und jedes und lässt sich von der intriganten Freundin die niedlichen Ohren gehässig vollblasen und verzehrt sich in total unbegründeter Eifersucht, bis der kluge »Herr des Hauses« endlich kapiert, woran sein grenzdebiles Hascherl leidet, und ein liebendes Machtwort spricht.
    »Ach, wie dumm war ich doch«, stammelt dann das Dummbauchi, und der Ehemann schüttelt milde lächelnd das Haupt und wischt ihr eine Zähre aus den fast schon getrösteten Blauaugen.
    Manchmal muss er allerdings auch streng werden, wenn sie bockbeinig darauf besteht, ihn verlassen zu wollen. Dann brüllt er: »Ja, ja, aber vorher hörst du mir zu!«
    Und sie, verwirrt ob der brüllenden Männlichkeit, lauscht und begreift endlich – ja, ja, eine feste Hand braucht jede Frau! – und kann ihm erlöst in die Arme sinken.
    So ungefähr – oder noch idiotischer – hatte es der deutschösterreichische Uraltfilm, Sparte Ehekomödie, gern.
    Die Amerikaner hingegen hatten es damals mit dem »Geheiratetwerden«. Wie da die – meistens blonden – Depperln durch den Film stolpern und gierig darauf warten, dass »Er« endlich »den Antrag macht«, ist schlicht ergreifend.
    Macht er ihn dann, können sie es fast gar nicht fassen. »Sag das noch einmal«, flüstern sie, und wiederholt er es, werden ihnen die Augen vor Glück feucht.
    Intelligente Frauen gibt es in solchen Filmen natürlich auch. Die sind daran zu erkennen, dass sie eine Brille, einen Haarknoten, Wollstrümpfe, Haferlschuhe und tweedene Röcke haben, und dafür kriegen sie – ätsch! – auch keinen Mann ab!
    Schaut man sich als sehr erwachsene Frau so ein »urkomisches« Ding an, kommt man auch ins Sinnieren über die eigene Person.
    Sapperlot, sagt man sich, das hab’ ich vor dreißig Jahren schon gesehen. Und damals hab’ ich das einfach lustig gefunden!
    Sapperlot, darf man sich dann sagen, alle Achtung, Hut ab, ich bin auch weitergekommen!
Mamas kleiner Helfer
    Nicht nur die einschlägige Werbung, auch Hausfrauen ohne absatzgeile Hintergedanken singen vielen »Helfern im Haushalt« auf dem Sektor Putzmittel und Säuberungsgeräte ein Loblied.
    Begeistert reden sie von einem neuen Reinigungssaft und schwören auf eine ganz gewisse Drahtwaschelart. Oder versichern, dass sich ihr Arbeitsalltag seit der Anschaffung eines speziellen Patentschrubbers wesentlich sonniger gestalte als vordem.
    Ich habe keinen Anlass, diesen lobenden Hausfrauen zu unterstellen, sie seien einfach einer cleveren Werbung auf den Leim gegangen, denn es gibt tatsächlich sowohl teure als auch billige »Hilfen im Haushalt«, die uns die Arbeit erleichtern.
    Nur ein Ignorant kann meinen, dass ein Holzboden mit Schmierseife, Stahlwolle und Bienenwachs genauso leicht zu pflegen sei wie mit einem modernen Pflegemittel.
    Reibsand und Drahtwaschel sind jedem Spülmittel, ob mit Zitrone oder ohne Kamille, weitaus unterlegen. Und sämtliche Geräte, die Schmutz von Teppichen saugen, rollen oder schäumen, sind, im Vergleich zum Teppichklopfen, ein wahrer Segen.
    Aber ich möchte in das Hausfrauenloblied einen »Helfer« einbeziehen, der mir bisher in den Lobliedern zu kurz kam:
    Meinen rechten Daumennagel!
    Wo harte wie weiche Spülmittel versagten, kratzte er das letzte Fuzerl vom Angebrannten aus dem Reindl, wenn der beste Patentschrubber mit dem festgetretenen Kaugummi nicht zurechtkam, löste er ihn vom Parkett, und als kein Reinigungsschaum der kleinen Klümpchen im Zottelteppich Herr wurde, musste sie mein Daumennagel entfernen.
    Auch der Supersaugkraft meines Superstaubsaugers ist mein Daumennagel – im Ernstfall – weit überlegen: sowohl was die Entfernung von Fädchen als auch die von schräg eingebohrten Stecknadeln betrifft. Dazu kommt noch, dass mir mein Daumennagel jederzeit zur Hand ist!
    Hin und wieder, freilich, bricht der treueste und beste aller meiner Haushaltshelfer ab.

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