Eine Frau sein ist kein Sport
damit auch einverstanden ist. Wählt der Papa für den Ausflug ein 80 km entferntes Ziel, plädiert die Mama vorsorglich für ein halb so weit gelegenes, denn nach 40 km im Auto – das weiß sie aus Erfahrung – fängt der Burli zu brüllen an! Und wenn man Mittagessen geht, vergewissert sich die ganze Familie vorher auf der Speisekarte, ob es auch wirklich Spaghetti gibt. Gibt’s die nicht, pilgert man weiter, denn ein brüllender Burli nimmt sich im Restaurant nicht gut aus. Und wenn der Burli im Wohnzimmer Dreirad fahren will, dann muss der große Bruder das Puzzle vom Teppich räumen. Sonst beschwert sich wieder der Nachbar wegen dem Gebrüll beim Hausverwalter!
Aber bald wird es in der Burli-Familie anders werden. Papa, Mama und Geschwister wollen es nicht länger dulden. Schließlich haben sie ja auch gute Lungen! Heute haben sie beschlossen, dass »zurückgebrüllt« wird!
Um das in die Tat umzusetzen, suchen sie nur noch ein Haus in der Einschicht!
Bitte, bitte, nur ein Löfferl!
Mütter, deren Kinder »freudige Fresser« sind, wissen nicht, welch Glück sie haben. Die halten es für normal, dass ein Kind in den Mund schaufelt, was man ihm auf den Teller tut; egal, ob der Teller daheim auf dem Tisch steht oder auf einem Wirtshaustisch im In- oder Ausland. Zugegeben: Mütter besonders freudiger Fresser haben es auch nicht leicht. Sie müssen ewig den zweiten oder dritten Teller verweigern, um das Kind vor Fettsucht zu retten.
Aber das ist leichter getan, als ein unwilliges Kind zu bewegen, ein Minimum an Nahrung aufzunehmen. Das weiß jeder, der einmal mit vollem Löffel vor einem Kind saß, das zusammengekniffenen Mundes dem nahenden Löffel einen Stoß versetzt und die Löffelfracht an die Tapete schleudert.
In böser alter Zeit hat manche Mutter mit der Brutal-Methode gearbeitet: Nase zuhalten, das Kind kommt in Atemnot, reißt den Mund auf, der volle Löffel wird eingeschoben, gegen den Obergaumen geklatscht, ein »Schluckreflex« entsteht, und die Löffelfracht rutscht die Speiseröhre hinunter.
Aber die »Steinzeit der Kindererziehung« ist vorbei, man greift nimmer zur Zwangssättigung, man arbeitet mit Tricks. Der sinnloseste ist der Lock-Trick: »Ham ham, gutes Pappi, hmmm! ...« Dann führt Mami den Löffel zu ihrem Mund und tut, als wolle sie die Köstlichkeit verzehren.
So ein Unfug! Jede »Zezn« fände es nur nett, wenn Mami den Teller leerfuttert, damit das nahrhafte Ungemach endlich aus der Welt ist.
Besser ist der Erzähl-Trick. Aber die Geschichte muss spannend sein. Ist sie es, reißen kleine Kinder nämlich nicht nur die Augen, sondern auch den Mund auf. Wenn man in dem Augenblick den Löffel einführt und den Erzählfluß nicht unterbricht, merkt das gespannt lauschende Kind gar nicht, dass es geschluckt hat!
Ich kenne eine Mutter, die ein nettes Abkommen getroffen hat: zwei Bissen – einmal Hoppe Reiter – zwei Bissen – einmal Hoppe-Reiter ...
Nein, kalt wird der Brei nicht! Da gibt es Teller, in die man heißes Wasser einfüllt, die halten den Brei ewig lang warm.
Da hat halt jede Mama ihren Spezial-Trick! Aber auch Mamas, die keinen finden, sollten nicht verzagen. Ich kenne einen Knaben, der hat als Kleinkind »überhaupt nix« gegessen, man hat ihm einen frühen, magersüchtigen Tod vorausgesagt. Nun, zehn Jahre später, ist er ein durch und durch gesunder »freudiger Fresser«, den seine Mama vor Übergewicht bewahren muss.
Noch viel ärger?
Man hört oft, dass es ein unerhört traurigtristes Los sei, als Einzelkind aufzuwachsen. An dieser Behauptung mag ja wirklich was dran sein, aber »aus bestinformierten Kinderkreisen« wurde mir zugetragen, dass es noch ein wesentlich traurigeres, tristeres Los sei, als Kind von zwei Einzelkindern in die Welt gesetzt zu werden.
Der belesene Laien-Psychologe könnte ja nun wähnen, die Problematik der Kinder von Einzelkindern liege darin, dass ihre Eltern die »häusliche Star-Rolle«, die dem Einzelkind üblicherweise zufällt, bis ins Erwachsenenalter beibehalten, sie nicht einmal als Papa und Mama ablegen und daher zur selbstlosen, aufopfernden Elternschaft nur mangelhaft geeignet seien.
Derb ausgedrückt: Weil sie als Kinder nie gelernt haben, zu teilen und zu verzichten, fressen sie noch als Eltern ihren Kindern den Schoko-Pudding weg!
Nun, solche Eltern mag es hin und wieder geben, aber darum geht es nicht. Es geht darum, dass die Kinder von Einzelkindern überhaupt keine Onkel und Tanten haben!
Und das bedeutet in den
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