Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Frau sein ist kein Sport

Eine Frau sein ist kein Sport

Titel: Eine Frau sein ist kein Sport Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Noestlinger
Vom Netzwerk:
um des Mannes Erklärungen nicht zu hören, aber derart diskretes Verhalten ist meine Sache sowieso nicht, ich lausche gern.
    Also vernahm ich zuerst einmal, dass ihn, den Ehemann, in Wirklichkeit keine Schuld am Scheitern der Ehe treffe, obwohl die Kuh von einer Scheidungsrichterin das anders gesehen habe und er nun als Alleinschuldiger dastehe. Aber Richter, die fragen halt nicht nach den tieferen Ursachen und wahren Gründen ehelicher Entfremdung!
    Die tieferen, wahren Ursachen und Gründe vernahm ich dann auch. Der arme Mann klagte: »Weißt, sie hat sich richtig gehen lassen, dabei war sie so eine fesche Frau, wie wir geheiratet haben!«
    Und dann folgte seines Eheweibes Verfall im Detail. An Gewicht habe sie enorm zugenommen, und das nicht einmal über den ganzen Leib verteilt, total »aus der Fasson« sei sie gegangen, zu einer unansehnlichen »Wuchtel« geworden! Überhaupt nicht mehr »auf sich geschaut« habe diese Frau, ihre Frisur eine strähnige Katastrophe, ihre Kleidung reizlos, ihre Füße unentwegt in irgendwelchen Gesundheits-Latschen. Wo er doch seinerzeit gerade ihre Fußerln in den Schucherln mit den 11-cm-Stöckeln so geliebt hatte!
    Dann seufzte der Mann etliche Male sehr tief und sprach: »Wenn sie sich nur net so vernachlässigt hätt!« Was wohl andeuten sollte, dass sicher alles anders gekommen wäre, hätte das Eheweib mehr »auf sich geschaut«.
    Als sich der Zug Wien näherte, erhoben sich die zwei Männer, um ihrem Abteil zuzustreben, und ich hatte Gelegenheit, den armen Geschiedenen in voller Länge und Breite zu sehen. Von oben nach unten beschrieben: Spiegelglatze mit zausigen »Federn« beidseits der Ohren, Hängebackerln, Tränensäcke, Kuchenbrösel im Schnurrbart, Bauch Marke »Backhendl-Friedhof’, aber behaart, wovon schwarze Haarbüschel zeugten, die zwischen den Hemdknöpfen rausquollen. Gewaltige Platt-Spreiz-Senk-Füße in dreckigen Latschen rundeten die Erscheinung ab.
    Na, sagt ja schon die gute alte Tante Jolesch, dass »alles, was ein Mann schöner ist wie ein Aff, Luxus sei«. Aber damit ist noch nicht erklärt, warum ein Mann, der »um nix schöner wie ein Aff ist«, meint, es stehe ihm eine Miss Austria als Ehefrau zu.
    Zum gerechten Ausgleich vielleicht?
Flotter Käfer, netter Wurm
    »Der Teufel steckt im Detail«, sagt ein Sprichwort. Ob dem immer so ist, sei dahingestellt, aber wo es um Männer und ihre Einstellung zu Frauen geht, stimmt die alte Spruchweisheit garantiert.
    Es gibt nämlich eine Menge Männer, die artig, brav und ehrlich immer wieder versichern, sie seien natürlich und logischerweise für die Gleichberechtigung der Frauen, Pascha-Allüren und Patriarchentum seien ihnen zuwider und nichts als echte und tiefe Partnerschaft mit Frauen sei ihr Anliegen.
    Bewegt können diese Männer versichern, dass sie – hätten sie nur etwas zu sagen – nicht zulassen würden, dass Frauen für die gleiche Arbeit weniger Lohn als Männer bekommen. Ginge es nach ihnen, wären die Hälfte der Abgeordneten im Parlament Frauen und die Hälfte der Hausarbeit in jedem Haushalt Männersache.
    Ganz gerührt wird man, wenn man diesen Männern zuhört. Am liebsten würde man sie zu Ehrenvorsitzenden der Frauenbewegung machen!
    Doch dann geht ein hübsches Mädchen vorbei, und die so »frauenbewegten« Männer schauen dem Mädchen nach, und dann sagt einer: »Ein flotter Käfer!« Und die anderen nicken begeistert.
    »Na und?«, höre ich jetzt manchen Leser murmeln. »Was ist denn daran so schrecklich?«
    Also: Es gibt Marienkäfer und Kartoffelkäfer! Die Marienkäfer sind lieb, die lässt man ein bisschen auf der Hand herumkrabbeln, und wenn sie einem lästig geworden sind, pustet man sie in die Luft. Kartoffelkäfer sind schädlich und hässlich, die zertritt man. Ein Käfer zu sein, ist also keine besonders erstrebenswerte Sache, und es ist zumindestens erstaunlich, dass hübsche Mädchen von Männern mit diesem »Kosenamen« bedacht werden. Der Käfer ist aber keine Ausnahme. Die wienerische »fesche Katz« zeugt auch nicht gerade von partnerschaftlichem Interesse am anderen Geschlecht, denn Katzen hält man sich, weil sie schön sind und sich streicheln lassen und schnurren. (Aber wenigstens kratzen und fauchen können sie; das haben sie den Käfern voraus.)
    Und die »klasse Puppe« hat Schlafaugen, man kann mit ihr spielen und sie weglegen, wenn man genug gespielt hat.
    »O Gotterl, das ist doch arg humorlos, wenn man sich an so was stößt!«, höre ich nun

Weitere Kostenlose Bücher