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Eine Frau sein ist kein Sport

Eine Frau sein ist kein Sport

Titel: Eine Frau sein ist kein Sport Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Noestlinger
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Erika habe ihn vom Fenster einfach weggejagt.
    So geht das jeden Tag, Jahr um Jahr! Er will, sie lässt ihn nicht!
    Da schnaubt die Erika wie eine wild gewordene Stute und erklärt, der Erich habe vorgestern derart brutal mit der Gabel in die Erdäpfel gestochen, dass sie, ungeschält, zu Brocken zerfallen sind. Und gejammert habe er, dass er die Hitze auf den Fingerkuppen nicht aushalte. Gestern fand er alle Messer zum Wurstschneiden zu stumpf und hatte die Absicht, einen elektrischen Messerschleifer kaufen zu gehen. Ohne solchen wollte er sich nicht ans Schneiden der Knackwürste machen. Und heute habe sie ihn gerade noch abhalten können, die Fensterflügel auszuhängen, um sie in die Badewanne, zum Abduschen, zu tragen. Wer sich so »anstelle«, sagt Erika, demonstriere doch bloß »Unfähigkeit«, in der Hoffnung, dass man ihm die Arbeit aus der Hand nehme!
    »Infame Unterstellung!«, schreit da der Erich.
    Als zuhörende Frau neigt man natürlich dazu, eher der Erika Recht zu geben. Aber wenn man sich zu ein wenig Objektivität durchringt, muss man schon fragen: Warum darf der Erich nicht nach seiner Fasson werken? Für Erdäpfelschmarrn braucht’s eh keine unversehrten Knollen, geschliffene Messer sind nicht zu verachten, und vielleicht ist die Idee, in der Badewanne Fenster zu duschen, gar nicht so übel!
    Wer Arbeit delegiert, und das nicht an eine bezahlte Kraft, sondern an den Partner, hat hinzunehmen, dass sie nicht hundertprozentig nach der eigenen Vorstellung erledigt wird. Wer »der Chef« im Haushalt bleiben will, der kriegt eben auch seine leidigen Chef-Probleme mit dem »unfähigen Personal«!
Senkrechte Helden
    Herr und Frau Meier sitzen beim Nachtmahl, essen Knackwurst in Essig und Öl und schauen dabei ZiB-1.
    »Was kochst denn morgen, wenn der Franz mit der Herta kommt?«, fragt Herr Meier.
    Frau Meier nimmt die TV-Fernbedienung, drückt dem Vatikan-Korrespondenten die Stimme aus und antwortet: »Der Franz und die Herta werden wahrscheinlich nicht kommen. Der Franz hat seit heut’ einen Hexenschuss!«
    »Der Arme«, sagt Herr Meier mitfühlend. Er spießt eine Knackwurstscheibe auf die Gabel, starrt sinnend den sprachlosen Vatikan-Korrespondenten an und fragt Frau Meier: »Wieso haben nur Männer einen Hexenschuss?«
    »Wie kommst denn auf die Idee, dass den nur Männer haben?«, gibt Frau Meier die Frage zurück.
    »Na hörst!«, ereifert sich Herr Meier. »Allein im letzten Monat weiß ich fünf Fälle! Der Ottokar, der Hubatka, der Opa von der Anna, der Hans und der Ingenieur Pichlermeier! Alle sind sie eine Woche lang im Bett gelegen, mit dem Kreuz. Kannst du mir in unserer Bekanntschaft eine einzige Frau sagen, der das passiert wäre?«
    Frau Meier schenkt Herrn Meier Bier nach. Sie bekommt zwei tiefe Denkfalten auf der Stirn. Trotzdem fällt ihr keine Frau ein, die – weder im letzten Monat noch im letzten Jahr – eine Woche lang aus Hexenschussgründen an das Bett gefesselt war.
    Aber Frau Meier fällt etwas anderes ein. Sie sagt: »Weil sich die Frauen, wenn sie einen Hexenschuss haben, nicht ins Bett legen. Frauen ertragen Schmerzen leichter!«
    »Einen Hexenschuss«, sagt Herr Meier und bekommt ein leidendes Gesicht, »kann man nicht senkrecht durchstehen. Es gibt eben Krankheiten, auch wenn sie nicht lebensgefährlich sind, gegen die der härteste Mann hilflos ist!«
    Herr Meier weist mit dem Zeigefinger auf das TV-Bild. Auf diesem hat der Vatikan-Korrespondent Männern in Tarnanzügen Platz gemacht. Die Männer haben Stahlhelme mit Gezweig auf den Köpfen, Maschinengewehre in den Händen. Sie schleichen durch das Buschwerk.
    »Nicht einmal diese Burschen«, sagt Herr Meier, »nicht einmal die, und das sind für mich Helden.«
    Herr Meier unterbricht seine Rede und trinkt vom Bier. Frau Meier wartet geduldig, um zu erfahren, was es denn nun mit diesen »Helden-Burschen« auf sich habe.
    Herr Meier setzt das Bierglas ab. Er wischt sich Bierschaum vom Schnurrbart und fährt fort: »Wenn einem von denen jetzt plötzlich die Hex ins Kreuz schießen tät, würd’ er daliegen! Ein glatter Fall für den Sanitäter! Und wenn der Bursch auch noch so ein Held wär!« Frau Meier steht auf. Herr Meier braucht nämlich noch eine Flasche Bier.
    Frau Meier geht in die Küche. Sie geht ein bisschen schief. Und ein Bein zieht sie etwas nach. Sie hat »irgendwas im Kreuz«. Es tut ziemlich weh. Aber ein Hexenschuss kann es ja wohl nicht sein ...
Was schenkt Vati Mutti?
    Von uns Frauen heißt es in

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