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Eine Frau sein ist kein Sport

Eine Frau sein ist kein Sport

Titel: Eine Frau sein ist kein Sport Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Noestlinger
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wieder etliche Leser murmeln. »Ein flotter Käfer, eine klasse Puppe und eine fesche Katz, das sind doch einfach liebe, zärtliche Worte! Die sind doch weder böse noch frauenfeindlich gemeint!«
    »Okay, okay! Humorlosigkeit ist ein Vorwurf, der immer trifft! Bierernst will man als Frau nun wirklich nicht sein. Darum sollten die Frauen endlich auch so viel Zärtlichkeit und Humor aufbringen wie die Männer und hinter diesen anerkennend herlinsen und dann entzückt sagen: »Schau, ein flotter Wurm!« oder: »Der dort ist aber wirklich ein fescher Kater!« oder schlicht: »Ein klasser Hampelmann!«
Wahr hingegen ist ...
    Herr A. M., von Beruf Abteilungsleiter in einem großen Unternehmen, hat mir einen Brief geschrieben, in dem er mich ersucht, das Problem der sexuellen Belästigung am Arbeitsplatz einmal objektiv zu »beleuchten«, und zwar so, dass endlich die Wahrheit ans Licht kommt. In seinem Betrieb nämlich, meint Herr A. M., verhalte sich die Sache exakt umgekehrt. Da werden nicht Frauen von Männern, sondern Männer von Frauen sexuell belästigt.
    Ja, ja, liebe Leserinnen, so geht es in Wahrheit in der rauen Berufswirklichkeit zu!
    Ei freilich, dieses sagt auch Herr A. M., »grapschen und tapschen« tun berufstätige Frauen eher nicht; soweit ihm bekannt ist. Jedoch stellen gar viele Frauen eine enorme »optische Belästigung« dar. Diese Frauen nämlich umhüllen ihre Leiblichkeit auf eine derart aufreizende Art und Weise, dass die männlichen Arbeitskollegen arg darunter zu leiden haben. Das heißt in der Praxis: Sie tragen Miniröcke, sie schreiten in Strumpfhosen mit Naht einher und prunken in Oberkörperbekleidung, die keineswegs verbirgt, dass das weibliche Geschlecht mit zwei Brüsten gesegnet ist. Besonders belästigende Kolleginnen-Exemplare stöckeln wimpernklimpernd sogar auf zehn Zentimeter hohen Absätzen durch Büroräume, in denen Männer sind. Und sie schmücken die Halslöcher ihrer Blusen nicht mit Bubikragerln, sondern belästigen hilflose Abteilungsleiter mit »Ausschnitten«, welche unter einem gewissen Blickwinkel Einsichten ermöglichen. Und dazu kommt noch die gewisse laszive, hüftschwingende Gangart, welche das Arbeitsklima vergiftet und Portier wie Generaldirektor psychisch schwer belastet.
    Bedenkt man dies alles, muss man wohl einsehen, dass Herr A. M. so Unrecht nicht hat. Zudem muss man diese ganze Problematik ja auch noch »zeitmäßig« betrachten! Ein paar kleine »Tapscher« und ein paar sanfte »Grapscher«, die dauern doch bloß wenige Sekunden. Aber die Ausschnitt-Minirock-Hüftwackel-Belästigung, die währt vierzig Arbeitsstunden pro Woche! Daher schlage ich, im Interesse von Herrn A. M. und allen seinen Leidensgenossen, die »Arbeitskutte« für berufstätige Frauen vor: ein knöchellanges, lausgraues Modell aus grobem »Wischtuch«-Material, lose wallend und am Halse à la Erdäpfelsack zugebunden.
    Tja, dann bliebe nur noch das von Herrn A. M. erwähnte »Wimpernklimpern«. Doch dieses ließe sich leicht hinter einer »getönten Berufsbrille« verbergen.
Sie können es!
    Die Meinungen darüber, was Männer »absolut nicht können«, gehen ja in Frauenkreisen weit auseinander. Manche Frauen sind überzeugt davon, dass Männer zwar kochen können, aber unfähig sind, die Sauerei, die sie dabei in der Küche machen, wegzuputzen. Andere Frauen trauen Männern diese Reinigungsarbeit zu, sind aber überzeugt davon, dass Männer »nie im Leben« ein Herrenhemd bügeln können. Es gibt sogar Frauen, die Männer für fähig halten, Socken zu stopfen, Staub zu wischen, Marmelade zu kochen oder der Nähmaschine eine gerade Naht zu entlocken.
    Ich kenne aber keine einzige Frau, die ihrem Mann zutraut, einen Koffer zu packen. Ganz gleich, ob es sich um die Koffer für den Familienurlaub handelt oder um das Köfferchen, mit dem sich der Gemahl solo auf Fahrt begibt. Die liebe Ehefrau packt ein, und der liebe Ehemann schaut zu und ist höchstens dafür zuständig, letztendlich auf dem Kofferdeckel Platz zu nehmen, damit sich dieser so weit senkt, dass die Kofferschlösser zuschnappen können.
    Warum es Männern unmöglich sein sollte, Kleidung in Behältnisse mit Henkel zu verstauen, ist mir unklar. Fachwissen spezieller Art ist dazu ja wahrlich nicht notwendig. Und der Gefahr, ein auswärts lebensnotwendiges Stück vergessen zu haben, entgehen auch Kofferpacker weiblichen Geschlechts manchmal nicht. Zudem ist es ja heutzutage nicht mehr üblich, dass Männer aus der mütterlichen

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