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Eine Frau sein ist kein Sport

Eine Frau sein ist kein Sport

Titel: Eine Frau sein ist kein Sport Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Noestlinger
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Männerkreisen ja allgemein, dass wir sehr rätselhafte Wesen mit unergründlichen Seelen seien, deren Wünsche von Männerhirnen schwer zu begreifen und noch schwerer zu befriedigen seien.
    Eine einzige Gruppe von Männern scheint allerdings absolut nicht dieser Meinung zu sein. Die Herren, die ihr gut belegtes Brot in der Werbebranche verdienen, halten sich auf dem Sektor »Bedürfnisse der Frauen« nicht nur für Wissende, sondern sehen sich auch als einfühlsames Sprachrohr unserer geheimsten Wünsche. Gerade vor Weihnachten, wenn verzagte Ehemänner gar nicht wissen, was sie den Frauen ihrer Wahl ins festliche Papier wickeln sollen, sind die cleveren, damenkundigen Werbe-Männer eine echte Hilfe.
    Nach ausführlichem Studium von Fernsehspots, Zeitungsinseraten, Postwurfsendungen, Plakaten und Radiowerbung bin auch ich nun im Besitz dieses Wissens und zögere nicht, es gratis und kurz gefasst an alle Männer weiterzugeben. Also:
    Jungen, unverheirateten Frauen kann man so ziemlich alles schenken. Parfums und Pelze, Spaniels und Spitzenblusen, Diamanten und Dessous, Schuhe und Schals, Bonbons und Bücher, Pfandbriefe und Pferdehalfter.
    Ist eine Frau aber nicht mehr ganz jung und dazu noch verheiratet und hat sie außerdem Kinder, dann ist sie zu einer »Mutti« geworden, und Muttis Hausmütterchenherz ersehnt total andere Geschenke. Muttis mögen so frivole Luxusartikel wie Alleszerkleinerer und Bratpfannen, so »heiße Ware« wie Eierbecher, Fritteusen und Griller. Sie gieren im tiefsten Grunde ihrer Seelen nach Joghurtzubereitern, Küchenmaschinen, Löffeln, Mixern, Omelettenpfannen und Passiersieben. Ihre geheimsten Sehnsüchte kreisen um Reindln, Spülmaschinen, Toaster, Universal-Reibeisen, Waschmaschinen und Zitruspressen.
    Kurz gesagt: Wer »Mutti« ist, hat nichts mehr für sich selbst zu wollen, sondern ersehnt lediglich Arbeitshilfen, Küchenzubehör und Haushaltsgeräte, um anfallende Hausarbeit schneller und perfekter erledigen zu können.
    Und da Muttis Hände – wir wissen es, seit wir unser erstes Muttertagsgedicht erlernt haben – niemals ruhen, ergibt sich aus Muttis Wünschen und deren Erfüllung die artige Konsequenz, dass Mutti nun noch mehr arbeiten kann. Die Arbeitszeit, die sie durch den Geschirrspüler einspart, kann sie ins Bodenschrubben investieren, und weil sie die Bedienung des Klopfstaubsaugers nicht mehr so erschöpft wie die des Teppichklopfers, kann sie am Abend noch locker die Hemden des Herrn Gemahl bügeln. Mit der Bügelmaschine, versteht sich, ist das ja fast keine Arbeit mehr.
    Noch kürzer gesagt: Vati schenkt Mutti Dinge, die Vati davor bewahren sollen, im Haushalt ein helfendes Fingerchen zu rühren!
    Alle Werbe-Männer dürften richtige Vatis sein.
Wer kann sich was leisten?
    Die resignierte Feststellung: »So etwas Teures kann ich mir leider nicht leisten«, habe ich schon oft im Leben gehört und auch selbst getroffen. Aber unlängst hörte ich, zu meiner allergrößten Verblüffung, das genaue Gegenteil dieser resignierten Feststellung, nämlich: »So etwas Billiges kann ich mir leider nicht leisten!«
    Anlass für diesen reichlich perversen Ausspruch war meine neue Armbanduhr. Stolz zeigte ich sie im Bekanntenkreis her und betonte, dass sie die Zeit auf die Sekunde exakt anzeige und trotzdem spottbillig gewesen sei. Wesentlich billiger sogar als die Reparatur meiner alten, teuren Armbanduhr. Daher, meinte ich, sei es doch vernünftig, sich nur mehr billige Uhren anzuschaffen, anstatt die teuren reparieren zu lassen.
    Und daraufhin erklärte mir einer meiner Bekannten, ein »sehr erfolgreicher« Herr, dass er sich so eine billige Uhr einfach nicht leisten könne! Er kann sich auch keine Jeans und keine Schnürlsamthosen leisten, und einen Mittelklassewagen schon gar nicht. Er müsse, erzählte mir der »sehr erfolgreiche« Herr seufzend, eine teure Markenuhr tragen und einen Luxus-Nadelstreifenanzug. Und als Auto müsse er – wohl oder übel – eine Superkutsche haben, sonst leide sein »Image« und er gerate an den Bettelstab.
    Ist ja auch klar wie Würfelsuppe! Wie sollen denn erfolgreiche Menschen andere erfolgreiche Menschen auf den ersten Blick als solche erkennen, wenn nicht an der gehobenen Ausstattung der Person? Darum tragen die »Erfolgreichen« ja auch so gern Markenartikel, die »in« sind, vorzugsweise noch mit dem Firmenemblem nach außen gekehrt. Ganz nach dem Motto: Schaut her, was ich mir doch alles leisten kann!
    Vom Hals baumelt die Krawatte mit

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