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Eine Frau sein ist kein Sport

Eine Frau sein ist kein Sport

Titel: Eine Frau sein ist kein Sport Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Noestlinger
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Totalbetreuung direkt in die eheliche Totalbetreuung überwechseln. Da sind ja im Männerleben meistens etliche »ledige« Jahre, und in denen ist der gute Mann ja auch verreist. Kaum anzunehmen, dass er dies kofferlos getan hat. Auch nicht anzunehmen, dass er am Zielort zwei Wochen lang das Hotelbett hüten musste, weil er vergessen hatte, einzupacken, was seinen Leib, Hosengürtel abwärts, zu umhüllen pflegt.
    Männer, ihr lieben Frauen, sind also wirklich in der Lage, einen Teil ihres Hab und Guts ordentlich in Koffer zu legen. Männer, ihr lieben Frauen, neigen bloß dazu, »niedere Tätigkeiten« zu delegieren. Und wenn ihnen dies nicht kraft ihrer »gehobenen Stellung« gelingt, dann versuchen sie es halt dadurch zu erreichen, dass sie sich patschert stellen und sich »zwei Linke« zulegen und sich im Glanze ihrer hilflosen Männlichkeit zur Schau stellen.
    Etliches wäre zu diesem Thema noch anzumerken, aber ich muss nun leider schließen, denn ich habe ganz dringend einen Koffer zu packen.
    Für wen? Na, für wen schon!
Meier und Meier
    Herr Meier eilt im Schnellschritt den Gehsteig einer belebten Straße entlang. Er hat es brandeilig. Sein geliebtes Eheweib harrt daheim seiner. Und es harrt schon reichlich lange! Und ist gewiss schon verbittert und wird garantiert von Minute zu Minute verbitterter, wenn es Herrn Meier noch länger entbehren muss und das Krautfleisch inzwischen auf kleiner Flamme verdorrt.
    Zügig schreitet Herr Meier voran, doch dann wird der Gehsteig plötzlich sehr eng, und ein sehr alter Mann humpelt vor Herrn Meier im Schneckentempo dahin. Herr Meier kommt am alten Mann nicht vorbei. Daran hindern ihn einerseits entgegenkommende Passanten, andererseits der üppig brausende Straßenverkehr. So zappelt Herr Meier, gottergeben seufzend, hinter dem alten Mann her, bis der Gehsteig endlich wieder breiter wird und zügiges Ausschreiten wieder möglich. Um die nächste Straßenecke biegend, blickt Herr Meier schnell noch einmal zurück und denkt voll Mitgefühl: So ein armer, alter Mann! Das muss ein schweres Leben sein!
    Herr Meier sitzt in seinem Auto und braust eine breite Straße entlang. Er hat es überhaupt nicht eilig. Kein Eheweib harrt, kein Krautfleisch verdorrt. Frohgemut braust Herr Meier dahin, doch dann wird die Straße plötzlich sehr eng, und ein sehr altes Auto zuckelt vor Herrn Meier dahin. Im Schneckentempo. Herr Meier kommt an dem alten Auto nicht vorbei. Daran hindern ihn einerseits entgegenkommende Autos, andererseits der Straßengraben. Da wird Herr Meier wild! Da muss er blinken, da muss er hupen! Da muss er empört den Kopf schütteln und fluchen! Da muss er zu sich selbst sagen: »Eh klar! An Hut hat er auf, der Alte!«
    Und wenn er dann endlich, endlich die »Schnecke« überholen kann, zeigt er ihr einen »Vogel« und brüllt durch das vorsorglich geöffnete Fenster beim Beifahrersitz: »Kauf dir ein Hutschpferd, Opa!«
    Warum verhält sich Herr Meier in zwei durchaus ähnlichen Situationen so grundverschieden?
    Was macht aus dem milden, einsichtigen Fußgänger Meier den wütenden, uneinsichtigen Autofahrer Meier? Und wer ist nun der wahre Meier? Ist es so, dass auch der gütigste, mildeste Mensch durch den psychischen Stress, den Autolenken verursacht, zum aggressiven Geschöpf wird? Oder ist es so, dass sich Herr Meier durch seinen »Blechschild« auf Rädern »pferdestark« fühlt und es wagt, seinem wahren Charakter zum Durchbruch zu verhelfen?
    Herr Meier selbst hat mir das klar beantwortet. Er hat gesagt: »Ein Autofahrer reagiert halt anders als ein Mensch!«
    Ja, dann!
Chefköche und Pfannenschläger
    Der kochende Mann liegt im Trend und ist in etlichen »Modellen« zu haben. Welches für seine Umgebung tragbar ist, hängt von deren Nerven (inklusive Magennerven) ab. Man kann in den diversen Küchen das Modell »Festtagskoch« beobachten. Es ist ein ziemlich kostspieliges, aber auszuhalten, weil es selten in Aktion tritt und sein Talent nur in den Dienst hochherrschaftlicher Verköstigung erlesener Freunde stellt. Zu diesem Tun braucht der Festtagskoch zehn Tage Vorbereitung, für Studium einschlägiger Literatur und Einkauf von Zutaten, die etwa so viel kosten, wie seine Frau für die Ernährung der Familie in drei Wochen ausgibt.
    Beim Kochvorgang verausgabt sich der Festtagskoch total, schafft es aber trotzdem, während des Mahles den Gästen ausführlich seine »private« Interpretation eines Bocuse-Rezepts zu erklären und gerührt zu vernehmen, dass

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