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Eine Frau sein ist kein Sport

Eine Frau sein ist kein Sport

Titel: Eine Frau sein ist kein Sport Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Noestlinger
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Stimme, »das ist nur ein schlecht geschältes Reiskorn!«
    »Eines mit Kopf?«, fragte meine Tochter, hob das gelbliche Reiskorn auf die Gabel und hielt es dem Vater, der keine Brille braucht, um gut sehen zu können, unter die Nase.
    Und der Vater sprach: »Gehört zur Familie der Tineidae! Auch Korn- oder Dörrobstmotte genannt! Hier in Larvenform!«
    Na ja, man kann ein schönes Stück Kalbfleisch, wenn es ohnehin reichlich gefüllt ist, auch ohne beiliegenden Reis verzehren! Der Mensch nimmt eh zu viele Kalorien zu sich!
    Und heute hatte ich halt wieder einmal den großen »Jagdtag«! Mit Brille natürlich! Und mit Gänsehaut auf dem Rücken zudem, denn deren Entstehen war bei mir nicht zu vermeiden, als ich eine Packung Haferflocken öffnete, in welcher der Stamm der Tineidae diesmal sein Hauptquartier errichtet hatte.
    Neue Jagderkenntnis des Tages: Die Viecher mieten sogar im Paprika unter.
    Also, ein glückliches Leben kann so ein papriziertes Dasein, vom Ei bis zur Motte, auch nicht sein!
Von Gästen und deren Bewirtung
    Nicht immer ist’s einfach, Gäste zu bewirten, weil die meisten Leute etliche Speisen nicht mögen und der Gastgeber entweder ihre Abneigungen nicht kennt oder sie ihm bei der Essensplanung nicht einfallen. Da ist es optimal, habe ich gelesen, sich eine Liste mit »Ess-Abneigungen« lieber Freunde anzulegen. Etwa so:
    Anna: Wegen Cholesterin keine Butter, keine Eier!
    Bruno: Endlich »trocken«, auch im Dessert kein Rum!
    Christa: Nicht zugeben, dass Zwiebel drin ist!
    Dragomir: Paradeiserallergie!
    ... und so weiter halt, bis Zilli: Wegen Zahnproblemen nur ja nichts Bissfestes!
    Aber selbst wenn man diese Liste hätte, wäre die Einladung noch nicht »geschaukelt«, weil kaum alle Geladenen gleiche Abneigungen hegen. Wie soll man für sechs Gäste ein Essen zaubern, wenn zwar alle gern Fleisch essen, aber einer Fisch und Meeresfrucht nicht mag, einer kein Geflügel will, einer Schwein ablehnt, einer Rind, gleich ob babyrosa oder bullenrot, einem Wild nicht mundet und einer kein Lamm isst? Da fällt einem möglicherweise nur noch »Kaninchenrücken« ein. Und deren vier Stück hat man schließlich, nach langem Pirschgang durch die Gegend, bekommen. Frohgemut häutet man sie, bohrt ihnen Tunnel, die man chefkochmäßig mit zartem Spinat und noch zarterem Käse füllt, hierauf mit gebührender Aufmerksamkeit brät und schließlich, nach Lob gierend, aufträgt.
    Und was sieht man an der Tafel? Blankes Entsetzen in aller Gäste Augen! Da sind sich nun nämlich alle einig, dass liebe kleine Haserln zum Streicheln auf der Welt sind, aber nicht zum Essen! Natürlich werden die Haserln doch gegessen, aber beinahe hätten die Gäste die Servietten statt zum Mundwischen zum Tränentrocknen gebraucht.
    Besonders schwierig ist die Verköstigung fremder Kinder. Da macht man etwa jahrelang die Erfahrung, dass Knirpse vom Marillenkuchen den Belag naschen und den ramponierten Kuchen von sich schieben. So beschließt man, wenn Marillenzeit und kindlicher Besuch angesagt ist: Ich backe Kuchen aus dünnstem Plunderteig, schwer beladen mit Marillen. Man tut’s, man setzt ihn dem Kind vor, aber das wendet sich an die Mama und flüstert der was ins Ohr, worauf die Mama alle Marillen vom Kuchen klaubt, in den Mund stopft und mömelt: »Er mag nur den Teig.«
    So ein Jammer! Da hat man das einzige Kind der Welt zu Gast, das Teig lieber als Frucht mag, und das hockt dann vor einem bleichen, papierdünnen Fladen und tut mit Hängemund kund, dass diese Art von Unkuchen, bar jeder Flaumigkeit und Höhe, ungenießbar und es »eine Gemeinheit von der Tante« sei, ihn hungern zu lassen!
Pomodori Secchi
    In fast jedem Eiskasten logieren nebst »wechselndem Belag« auch Dauermieter, häufig – meiner Beobachtung nach – sind es uralte Oliven in trübem Essig, bei mir dauermieten jedoch »Pomodori secchi in olio di oliva«. Angefangen hat es, als ich ein Glas davon kaufte, weil unser Otti von diesen getrockneten Paradeisern in Öl geschwärmt hatte. Aber er aß dann, bei uns zu Besuch, die verschrumpelten Dinger nicht. Er habe sich an ihnen unlängst »überessen«, sagte er. So putzte mein Gemahl, der nie etwas verkommen lässt, das Zeug ins Glas retour und tat’s in den Eiskasten, wo’s – zu meinem Ärger -monatelang stand. Oft, wenn’s »Antipasto misto« gab, entsann ich mich seiner, leider immer erst knapp vor dem Essen, und holte ich’s dann raus, war’s Öl gestockt, und warten, dass es bei

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