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Eine Frau sein ist kein Sport

Eine Frau sein ist kein Sport

Titel: Eine Frau sein ist kein Sport Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Noestlinger
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einem Strumpfhosen-Sonderangebots-Wühlkorb. Sind in dem viele rote, blaue und gelbe Hosen, aber nur eine grüne, kann man wetten, dass alle drei Damen Hand an die grüne legen und zerren.
    Selbige drei Damen aber würden vor einem Korb mit vielen grünen Hosen und einer einzigen roten garantiert nach der roten grapschen. Da bin ich mir ganz sicher.
Probleme mit Resten und Familienmägen
    Die Personen, die üblicherweise essen, was ich koche, haben unregelmäßige Mägen. Einmal brauchen sie, um diese zu füllen, drei Schnitzel, einmal reicht ein halbes zur rülpsenden Sattheit. Einmal fallen sie über das Gemüse her wie ausgehungerte Vegetarier, einmal kosten sie davon wie neugierige Hauskatzen.
    Die Quantität der Nahrung also, die ich zubereiten muss, ist eine ungewisse. Denn auch freundliche Anfragen, wie es denn um die Aufnahmebereitschaft der Mägen so stehe, fruchten kaum. Ein hungriger Mensch nämlich, dessen Magen um 19 Uhr nach einer Pfanne voll Nockerln verlangt, kann bis 20 Uhr soviel »Durchbeißer« verschlungen haben, dass er kein einziges Nockerl essen kann.
    Es soll Hausfrauen geben, die sich bei der Quantität des zu Kochenden nach den Minimalbedürfnissen richten. Das ist sicher vernünftig. Dann mampfen eben die guten Leute nach dem Essen »Durchbeißer«. In unseren mitteleuropäischen Mittelstandshaushalten verkommt man nicht! Da sind Wochenrationen von Joule in Laden und Kästen verborgen.
    Ich gehöre aber leider nicht zu der einsichtigen Sorte Hausfrau, die dessen eingedenk ist. Ich meine immer, einer meiner Lieben könne verhungern.
    Wenn ich am Montag die Frage »Ist noch was da?« mit »Nein« beantworten muss, koche ich am Dienstag in einer Rein, Format: Ausspeisung. Aber am Dienstag fragt mich leider keiner, ob noch etwas da ist. Am Dienstag nippen sie alle wie die Elfen! Vom Dienstagessen bleibt also – außer meinem Frust – ein sogenanntes »Restl«.
    Dieses fülle ich vom Riesenreindl in ein kleineres um und stelle es in den Eiskasten. Dort steht es tagelang. Ich biete es, beredt wie ein Zeitschriftenvertreter, jedermann in regelmäßigen Abständen an. Aber keiner will es haben. (Ich auch nicht!)
    Bis sich dann, trotz Gefrierschrankkälte, das »Restl« verfärbt oder zersetzt, bis es vertrocknet oder verschimmelt oder sonstwie indiskutabel aussieht. Oder riecht.
    Dann werfe ich es weg.
    Und knapp danach huscht einer meiner Lieben zum Eiskasten, betrachtet suchend seinen Inhalt, fragt nach dem Weggeworfenen und gibt an, »irrsinnige Lust« danach zu haben.
    »Weggeworfen?« fragt das Familienmitglied und macht fast echte Dritte-Welt-Augen. Dann stehe ich da und fühle mich schuldig und habe nur eine Sehnsucht: endlich auch einmal ein schuldloser Kostgänger sein zu dürfen!
Urgroßmutters Küche
    Urgroßmütterleins Kochrezepte sind ja heutzutage ungemein beliebt, und wenn sie auch nicht jeder nachkochen mag – weil das allerhand Mühe macht -, so nehmen sie doch viele Leute wenigstens als appetitanregende Lektüre.
    Und liest man sich durch all die kalorienreichen Köstlichkeiten, denkt man, »Urgroßmütterleins Küche« müsse das wahre Schlemmerparadies gewesen sein. Natürlich muss man sich da eine gutbürgerliche, wohlhabende Urgroßmutter vorstellen und keine, die Mann, fünf Kinder und drei Bettgeher mit Kohl und Einbrennsuppe ernährte.
    Aber auch in der Küche des wohlhabenden, gutbürgerlichen Urgroßmütterleins dürften die Zustände nicht ganz so paradiesisch gewesen sein, zumindest nicht, was den Zustand der Zutaten für die »herrlichen Köstlichkeiten« anbelangt.
    Ein kleines Bücherl, beim Tandler für zehn Schillinge erstanden, bestärkt mich in der Annahme. ›Handbuch für die Hausfrau‹ heißt es.
    Die Seite, auf der das Jahr des Erscheinens stehen sollte, fehlt, aber es war das Jahr, in dem in Wien ein Damenhut 10 Schillinge und ein Paar Herrenschuhe 30 Schillinge gekostet haben; entnehme ich der ›Anleitung zum richtigen Führen des Haushaltsbuches‹.
    Im Kapitel ›Unentbehrliche Ratschläge‹ ist da unter anderem zu lesen:
    Sauer gewordene Rindssuppe wird genießbar
,
indem man ihr doppeltkohlensaures Natron zusetzt.

Schlechte Erdäpfel macht man schmackhaft
,
wenn man ins Kochwasser etwas gebrannten Kalk tut.

Wenn die Milch geronnen ist, gibt man Pottasche

unter die Milch und lässt sie aufkochen.

Übel riechendes Fleisch bestreicht man mit Salizylsäure

oder legt es zwei Tage zwischen Holzkohle.

Schimmel von Wurst und Schinken entfernt

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