Eine fremde Welt 2 - Peter
Niemand kann es verstehen, ich es erahnen. Gerade, weil
Peter mein bester Freund und Mia eine verdammt gute Freundin ist,
lasse ich die beiden jetzt nicht im Stich. Mia helfe ich in die warme
Wanne und gebe eine Kräutermischung dazu. Zu ihrer Beruhigung
bleibe ich bei ihr sitzen. Sie ist wie erstarrt, weint vor sich hin. Tränen
laufen ihr über die Wange. Immer wieder murmelt sie: »Was hab ich
getan?«
Als sie wieder einigermaßen bei sich ist, sie sich etwas gefasst hat, helf
ich ihr aus der Wanne. Ich trockne sie ab und gebe Salbe auf die
Striemen. »Sie sind sichtbar, aber nicht sehr, Mia. Peter war sehr
vorsichtig.« »Bist du in der Lage, ein wenig zu erzählen, was vorgefallen
ist? Vielleicht kommen wir dadurch beide darauf, was mit Peter los ist.«
»Wo ist er?« »Ich hab den Porsche gehört, vermutlich im Auto
unterwegs«, kommt meine Antwort. »Möchtest du, dass ich Beth hole?«
»Nein, er war so stolz auf mich, dass ich mich getraut habe, dass ich es
ertragen habe, dass er mich fesselt. Dass ich mich getraut habe, ihm
vertraut habe. Ich wiederhole mich. Dann, als es mir dabei gut ging, hat
er die Peitsche geholt. Sie mir gezeigt. Hat auf mich geschaut, auf meine
Reaktion. Ich hatte fürchterliche Angst. Aber er hat mir geholfen, ich
hör ihn immer noch murmeln. Er sagte während der Schläge immer,
ruhig atmen, tief atmen, du bist so gut, Baby, und so weiter. Ich hab auf
seine Stimme gehört.« Mia erstarrt. »Mia«? »Er sagte, dass er mich liebt.
Mich! Ab diesem Moment ging alles den Bach runter. Ich kann mich
erinnern. Er sagte, Mia, ich liebe dich.« Mia schaut mich an und flüstert:
»Jetzt verstehe ich gar nichts mehr.« »Ich schon, Mia. Ich verstehe jetzt
alles.« »Aber?« »Das ist eine Sache, die er dir selber erzählen muss.
Etwas, das er mit sich selber ausmachen muss. Mia, es hat nichts damit
zu tun, was gerade zwischen euch beiden hier passiert ist. Die Session
hier war etwas ganz Besonderes. Etwas äußerst Besonderes. Wenn
irgendwer Peter davon überzeugen kann, dass das, was er zu dir gesagt
hat, wahr ist, dann nur du. Durch dein Vertrauen in ihn.«
Eine SMS kommt auf mein Handy. »Ich hole es dir, bleib sitzen«, hör ich
Steven sagen. Sie ist von Peter. »Entschuldige, Mia, es tut mir leid, dass
ich mich so verantwortungslos verhalte. Aber ich möchte, dass du mit
Steven meine Wohnung verlässt und nie mehr wiederkommst. Ich werde
mich nicht mehr bei dir melden. Es hat nichts damit zu tun, was gerade
in meinem Spielzimmer passiert ist. Du warst wunderbar, perfekt, aber
ich möchte keine Beziehung mehr mit dir haben.«
Völlig geschockt schaue ich die Zeilen an, reiche Steven das Handy. Der
flucht los: »Dieser sture Ochse, dieser Idiot!«
Er dreht sich zu mir um: »Mia, du kommst mit mir. Komm, ich helfe dir.
Zieh dich an.« »Nein, Steven, es ist schon in Ordnung so. Ich werde in
meine Wohnung fahren und dort schlafen.« Wie in Trance ziehe ich
mich an und lasse mich von Steven nach Hause fahren. An der Tür
drehe ich mich noch um. »Du wirst Beth nichts davon erzählen, Steven.
Versprich es mir, hörst du? Ich werde das Jobangebot in New York
annehmen, von dem dir Beth sicher erzählt hat. Sie wollen bis Mittwoch
eine Entscheidung. Die werde ich ihnen nachher mailen. Es ist gut so.
Ich bin mehr Wert, als Peter denkt. Viel mehr. Vor allem bin ich stark.
Vielleicht manchmal zu stark. Aber das kommt mir heute mal wieder
zugute.« Ich küsse Steven und schließe die Tür.
Natürlich breche ich zusammen. Ich heule, was das Zeug hält, und
schniefe mich in einen tiefen Schlaf.
Mir ist schon viel länger klar, dass ich Peter liebe. Dass die Vereinbarung,
die wir getroffen haben, was mich betrifft, hinfällig ist. Vermutlich habe
ich mich schon an diesem ersten Tag in Tanjas Schuppen in ihn
verknallt. Aber spätestens am Samstag in seinem Haus.
Am anderen Morgen schau ich auf mein Handy, nichts, keine Nachricht
von ihm, nichts. Ich setze mich an den PC und schreibe meine Zusage
an die Convention GmbH. Schon kurze Zeit darauf klingelt mein
Telefon. Mr. Johnson, mein neuer Vorgesetzter, meldet sich, er freut sich
über meine Zusage und fragt nach, ob es möglich ist, gleich nächste
Woche anzufangen. Die Wohnung ist kein Problem. Wie ausgemacht
könne ich diese behalten und hier in den USA erst in ein in der Nähe
stehendes Motel ziehen. Da mich hier nichts hält, sage zu und habe
schon kurze Zeit später das
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