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Eine Freundin zum Anbeissen

Eine Freundin zum Anbeissen

Titel: Eine Freundin zum Anbeissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Gehm
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Hause so schön war und jeder seine Sprache verstand?
    Rose hatte es mehrmals versucht, jedoch nie den richtigen Zeitpunkt gefunden, ihrem Mann schonend beizubringen, dass ihre einzige Tochter einen Vampir geheiratet hatte. Jetzt war Gustav 71, und Rose fürchtete, er würde bei der Nachricht einen Schlaganfall bekommen. Also ließ sie es lieber bleiben.
    Obwohl Gustav mehrmals seine Hilfe beim Umzug angeboten hatte, hatten die Tepes immer abgelehnt. Wie sollten sie ihm erklären, warum ein Sarg in den Keller getragen werden musste? Daher sahen Opa Gustav und Oma Rose die Wohnung zum ersten Mal.
    »Wirklich schön habt ihr es«, sagte Oma Rose und füllte sich etwas Salat auf den Teller. »Stimmt's, Gustav?«
    Silvania knabberte an einer Möhre, Daka biss genüsslich in ein Hackfleischbrot, und Herr Tepes trank einen Schluck Rotwein.
    Opa Gustav schielte zu dem gewaltigen Kronleuchter, der über dem Esstisch hing und viel zu groß für das Wohnzimmer war. Er musterte die schwarzen Vorhänge, dann fiel sein Blick auf Herrn Tepes' Heimaterde. »Was wollt ihr denn mit dem Katzenklo?«
    »Das gehört mir«, sagte Frau Tepes schnell.
    »Hat das was mit deinem Klobrillenladen zu tun?« Opa Gustav runzelte die Stirn.
    »Nein. Das ist für ... ähm ... also ...«
    »Mama züchtet im Katzenklo Pflanzen«, warf Silvania ein. »Tulipa Karpata. Eine ganz seltene Art. Sie wächst nur unter besonderen Bedingungen, wie sie in einem Katzenklo herrschen.«
    Frau Tepes warf ihrer Tochter einen dankbaren Blick zu.
    Opa Gustav nickte anerkennend. »Ihr könntet euch einen schönen Garten anlegen. Ich habe noch etwas Holz für eine Pergola. Und Steinplatten, mit denen wir die Beete ordentlich abgrenzen können. Was meinst du, Mihai?«
    Herr Tepes hob die Hände. »ICH mache nichts im Garten.«
    »So eine naturbelassene Wiese hat auch was«, fand Oma Rose.
    »Ja, da gibt's auch viel mehr Käfer, Würmer und Mäuse.« Daka leckte sich über die Lippen.
    Frau Tepes warf ihr einen warnenden Blick zu, während ihr Herr Tepes aufmunternd zunickte.
    »Wie wäre es denn, wenn ich euch nach dem Essen helfe, die Klobrillen in den Keller zu bringen?«, fragte Opa Gustav.
    »NEIN!«, rief Elvira Tepes. »Ich meine, nein danke, das ist sehr nett von dir. Aber die Klobrillen können nicht in den Keller, weil ... weil ...«
    Frau Tepes konnte wirklich schlecht lügen. Zum Glück hatten ihre Töchter mehr Übung.
    »Weil sie sich durch die besondere Luftfeuchtigkeit dort unten verziehen würden«, sagte Daka.
    »Plastikklobrillen?«, fragte Opa Gustav.
    »Das ist ja nicht irgendein Popelplastik«, erklärte Daka. »Diese Plastikklobrillen kommen aus Transsilvanien. Sie atmen und leben wie Holz.«
    Bevor Opa Gustav weiter nachfragen konnte, sagte Frau Tepes: »Habt ihr schon den tollen Blumenstrauß gesehen, den mir mein Vermieter zum Mietabschluss geschenkt hat?« Sie deutete auf die Anrichte.
    Oma Rose und Opa Gustav sahen zur Anrichte. Dort standen nur ein Telefon und ein alter Aschenbecher aus Ton mit Deckel. »Wo?«, fragte Oma Rose.
    Frau Tepes sah sich ratlos um. »Aber ich habe ihn doch ...«
    Mihai Tepes räusperte sich. »Ich habe ihn weggestellt.«
    »Wohin?«
    »In die Mülltonne.« Herr Tepes nahm noch einen Schluck von seinem Rotwein.
    »Warum?« Frau Tepes sah ihren Mann mit großen Augen an.
    »Er hat gestunken.«
    »Oh«, machte Oma Rose.
    »WAS?«, fragte Elvira Tepes.
    Daka und Silvania schielten zwischen ihrer Mama und ihrem Papa hin und her. Ob der Blumenstrauß gestunken hatte oder nicht – zwischen den Eltern herrschte dicke Luft. »Falls es jemanden interessiert: Wir hatten heute unseren ersten Schultag«, sagte Silvania schnell. Eigentlich wollte sie überhaupt nicht über den Schultag reden. Doch das fiel ihr zu spät ein.
    »Ach, na eben!«, ging Opa Gustav sofort darauf ein.
    »Ja, erzählt doch mal. Wie war es?«, wollte Oma Rose wissen.
    »Prima«, sagte Daka und schob sich ein Stück Blutwurst in den Mund. »Silvania hat sich dem Klassenlehrer gleich an die Brust geworfen.«
    »Er fand das zwar ungewöhnlich, aber sehr herzlich«, erklärte Silvania mit ernster Miene.
    »Die Schule ist super, die Lehrer sind super, wir waren super«, sagte Daka. Dann fiel ihr ein, dass ihre Eltern und Großeltern bestimmt skeptisch werden würden, wenn alles zu positiv klang. Daher fügte sie hinzu: »Allerdings kam es wahrscheinlich nicht so gut an, dass wir im Unterricht eingeschlafen sind.«
    »Wieso das denn?«, fragte Opa Gustav

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