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Eine Freundin zum Anbeissen

Eine Freundin zum Anbeissen

Titel: Eine Freundin zum Anbeissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Gehm
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nicht an das Gesicht ihres Ehepartners.)
    Mihai Tepes strich langsam auf dem Foto über Elviras Gesicht. Dann seufzte er. Schließlich stieß er den Sargdeckel auf und richtete sich auf. Er wischte sich gerade ein paar Krümel Heimaterde von der Hose, als er einen Schrei hörte. Er erkannte die Stimme seiner Frau sofort.
    Eine Sekunde später war er aus dem Sarg gesprungen und lief die Treppe hinauf, schnell und lautlos. Herr Tepes roch den Eindringling, bevor er ihn sah oder hörte. Durch das Haus zog sich eine Geruchsfahne aus Gingseng-Patschuli und Knoblauch von der Terrassentür bis ins obere Stockwerk.
    Etwa auf der Hälfte der Treppe hörte er Dirk van Kombast sagen: »Diese Ratte habe ich auf Ihrer Terrasse gefunden, Frau Tepes.«
    Mihai Tepes hatte die oberste Stufe erreicht und sah, wie seine leichenblasse Frau die Ratte anstarrte, die Dirk van Kombast am Schwanz hielt und vor ihren Augen hin- und herschwenkte.
    Bevor seine Frau etwas erwidern konnte, stürmte Mihai Tepes auf Herrn van Kombast zu. Er schlug die Hände zusammen und rief: »Rattatoi! Unsere geliebte Rattatoi! Was haben Sie ihr angetan, Sie Scheusal?«
    Herr van Kombast sah irritiert von der Ratte zu Herrn Tepes. »Wie bitte?«
    »Mein Frau und meine Kinder stehen unter Schock! Sehen Sie doch nur, wie blass sie sind! Süße, kleine Rattatoi! Tagelang war sie verschwunden, und dann so ein Wiedersehen.«
    Daka begriff als Erste. Sie ließ die Drumsticks fallen, schlug die Hände vors Gesicht und jammerte: »Ich habe sie immer auf der Schulter getragen. Sie hat nie jemandem etwas zuleide getan.«
    Silvania holte ein Taschentuch hervor und schnäuzte sich lautstark. »Und ich habe sie mit dem Fläschchen aufgezogen und ihr Schlaflieder vorgesungen. Sie war der Sonnenschein der Familie.«
    Auch Frau Tepes war mittlerweile aus ihrem Schock erwacht. »So eine liebe Ratte wie Rattatoi gab es nur einmal.« Sie schluchzte und tat so, als wolle sie die tote Ratte streicheln, zog im letzten Moment ihre Hand zurück und brach in Tränen aus. »Was haben Sie getan? Sie Tiermörder! Sie gefühlloses Monstrum!«
    Herr van Kombast hatte sein Nussknackerlächeln verloren. Sein Mund stand offen. Er sah verwirrt zwischen den Familienmitgliedern hin und her. »Aber ich ... also ... der Kadaver ...«
    Bei dem Wort heulten Frau Tepes, Silvania und Daka gleichzeitig los.
    Herr Tepes warf seine dunkle Mähne nach hinten und reckte das Kinn vor. »Sie sind gemeingefährlich! Sie sind geisteskrank, ein Ungeheuer, sie gehören in eine Anstalt!«
    »Eine Anstalt?« Dirk van Kombasts Oberlippe zitterte.
    »Sie sind ein Haustiermörder der übelsten Sorte«, fuhr Herr Tepes fort. »Ich werde Sie verklagen!«
    »Aber ... nicht doch, ich meine ... die Ratte ... die süße Rattatoi ... ich würde nie ...« Herr van Kombast legte die Ratte sanft auf die Plastiktüte auf den Fußboden. Dann fuhr er sich mit dem Finger zwischen Hals und Kragen, um mehr Luft zu bekommen. »Ich, äh ... ich glaube, mein Telefon hat drüben geklingelt. Ich muss dann leider.« Er schlängelte sich zwischen Herrn und Frau Tepes hindurch zur Treppe.
    Mihai Tepes fixierte den Nachbarn mit den Augen, senkte den Blick und sagte langsam: »Sie hören noch von meinem Anwalt.«

Achtung,
bissiger Papa!
    D aka kullerte auf dem Fußboden und hielt sich den Bauch vor Lachen. »Der Sonnenschein der Familie!«
Silvania hielt sich am Cello fest und stieß zwischen ein paar Lachern hervor: »Unsere süße, kleine Rattatoi!«
    Herr Tepes fuhr sich über seinen Lakritzschnauzer, der sich beim Lachen noch mehr kringelte als sonst.
    Frau Tepes betrachtete die Ratte auf dem Fußboden und verzog keine Miene. Dann sah sie zu ihrem Mann. »Wie kommt diese tote Ratte auf unsere Terrasse?«
    »Ähm, na ja, also, das kann ich ganz leicht erklären ...«, begann Herr Tepes, doch seine Frau fiel ihm ins Wort.
    »Keine Märchen. Ich will sofort die Wahrheit hören.«
    »Ach so, na dann. Schade, ich hätte eine gute Geschichte auf Lager gehabt.« Mihai Tepes sah den ernsten Blick seiner Frau und fuhr schnell fort: »Die Wahrheit ist ganz einfach und unspektakulär. Ich war eines Nachts hungrig. Das kommt vor. Und ... öhm ... ein kleines bisschen eifersüchtig war ich auch. Was, dachte ich, hilft dagegen besser als ein Besuch bei deinem reizenden Vermieter?
    Es war höchste Zeit, dass ich ihn kennenlerne, und er mich auch mal so richtig. Also bin ich zu diesem Dr. Steinbrück geflogen. Ich wollte mit einem freundschaftlichen Biss

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