Eine Freundschaft im Winter
Mal war, dass sie in der untergehenden Sonne auf dem Gipfel sitzen würde.
Schließlich brachen die Umstehenden auf. Jill und Tom beobachteten sie.
»Sollen wir auch?«, fragte Tom schließlich.
Jill holte tief Luft. »Es ist schön, dass wir die Letzten hier oben sind.« Dann stand sie auf und stieg in die Bindung.
»Bis Juli werden wir uns die Hänge weiter selbst erarbeiten. Ich habe meinen eigenen Hochgeschwindigkeitssessellift«, sagte Tom und klopfte sich auf die Schenkel.
Sie lachte und sagte ihm nicht, dass sie dann vielleicht schon nicht mehr hier sein würde.
Er zog seine Skier an. »Fertig, Schwesterherz?«
»Warte noch einen Moment«, sagte Jill. »Ich möchte mich aus tiefstem Herzen bei dir für alles bedanken, was du in diesem Winter für mich getan hast. Danke, Tom.« Tränen stiegen ihr in die Augen.
Tom breitete die Arme aus und sagte: »Komm her!« Er klang locker, doch sie wusste, dass er verstanden hatte.
Sie umarmte ihn kurz. Es war die Art von Umarmung, bei der man sich gegenseitig freundschaftlich auf den Rücken klopfte. »Fertig.« Sie verabschiedete sich innerlich von den Berggipfeln, stieß sich ab und fuhr ein letztes Mal durch ihre Winterwelt.
Abends betranken sich Eric und Hans in der Gold Pan Bar, und Tom war bei Lisa. Also war Jill allein im Zwinger. Sie schaltete den Fernseher aus und beschloss, ins Bett zu gehen. Es fing an zu regnen, und schwere Tropfen prasselten aufs Dach. Es war fast so, als wäre Sparkle selbst darüber traurig, dass die Saison zu Ende war. Jill sah aus dem Fenster in den dunklen Himmel und fühlte sich so einsam wie schon lange nicht mehr.
Sie rief die Hunde zu sich. Amber hatte bereits in Lauerstellung darauf gewartet, auf ihr Bett zu dürfen. Stout kam hechelnd herein und sprang auf die Matratze. Bud Light bewegte seine alten, müden Knochen viel langsamer, und Jill musste ihm aufs Bett helfen. Ale blieb in seinem Hundekorb liegen, wo er sich am wohlsten fühlte.
Jill betrachtete sich und die Hunde, die an sie gekuschelt dalagen, im Deckenspiegel. Wie seltsam es doch war, dass sie Hunde früher für stinkende Überträger von Darmbakterien gehalten hatte und jetzt mit ihnen zusammen auf dem Bett lag und es tröstlich fand. Bud Light hatte seinen Platz zu ihren Füßen gefunden, Stout hatte sich an ihren Bauch gekuschelt. Amber döste ausgestreckt auf der anderen Seite, sodass sie Rücken an Rücken lagen. Jill gefiel es, von den Hunden dicht umgeben zu sein. Wenn sie mit David im Bett gelegen hatte, dann hatte es sich angefühlt, als wäre ein ganzer Windkanal zwischen ihnen – ihr war immer kalt gewesen. Als sie jetzt so aneinandergekuschelt dalagen, erkannte sie, wie klug es war, stattdessen mit Hunden zusammen zu schlafen. Und während sie in den Spiegel über ihrem Bett blickte – in Travis’ Spiegel –, dachte sie daran, dass er im Herbst wieder zurück sein würde. Es würde wieder Normalität einkehren. Der Zwinger wäre wieder in männlicher Hand, und sie würde irgendwo als Krankenschwester arbeiten.
Sie wusste, dass sie nach der Scheidung wahrscheinlich eine Abfindung bekommen würde, die ihre finanzielle Situation entspannen würde. Vielleicht würde das Geld aus dem Verkauf des Hauses hervorgehen, also musste sie damit rechnen, dass es eine Zeit lang dauern würde, ehe sie es bekam. Außerdem würde dieses Geld nicht ewig reichen. Sie musste in ihren alten Job zurückkehren und ihren Lebensunterhalt wieder selbst bestreiten. Egal, wie sehr sie Cassie liebte – sie hatte eine sachliche Entscheidung zu treffen. Morgen würde sie mit der Jobsuche anfangen.
Aber jetzt wollte sie einfach nur den Moment genießen, mit den warmen Hunden auf ihrem Bett liegen und dem Regen lauschen, der aufs Dach prasselte. Sie erinnerte sich an etwas, das Onkel Howard zu der Zeit gesagt hatte, als sie gerade ihren Highschoolabschluss gemacht hatte: Sie solle sich keine Sorgen über die Zukunft machen, weil die Zukunft sowieso kommen würde. Und wenn der Moment dann da wäre, würde sie schon wissen, was zu tun sei.
29. Kapitel
Schneebericht für den 5. April
Aktuelle Temperatur: 1,1°C, Höchstwert: 2,8 °C um 15 Uhr,
Tiefstwert: 0,6 °C um 4 Uhr.
Meist klarer Himmel, gelegentliche Schauer.
Wind aus Süd mit 16 km / h.
244 cm am Berg, 274 cm auf dem Gipfel; 0 cm Neuschnee in den letzten 24 Stunden; 0 cm Neuschnee in den letzten 48 Stunden.
A m nächsten Tag warf Eric seine restlichen Sachen in den Koffer und stieg auf dem Weg zum Auto über
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