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Eine Freundschaft im Winter

Eine Freundschaft im Winter

Titel: Eine Freundschaft im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaya McLaren
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Realität zu verstecken, wenn ich hierbleibe.«
    »Was ist die Realität? Das Unglück?«, erwiderte er mit einem Lächeln.
    »Na ja, ein Teil der Realität ist, dass ich mich nach der Scheidung selbst versorgen muss. Mit den Jobs, die ich jetzt mache, kann ich meinen Lebensunterhalt nicht bestreiten.«
    »Du weißt, dass ich hinter dir stehe, wohin auch immer dein Herz dich führt. Ich möchte dich nur ermutigen, dir darüber klar zu werden, ob es tatsächlich dein Herz ist, das dich woanders hinführt, oder ob es vielmehr alte Muster sind, die dich an einen Ort zurückführen wollen, der dir vertraut ist. Alten Mustern zu folgen ist nicht das Rezept zum Glücklichsein. Deinem Herzen zu folgen dagegen schon.«
    »Danke, Onkel Howard«, sagte Jill.
    Sie schwiegen eine Weile. Jill blickte um sich, sah die unbegrenzte Weite und die endlosen Gipfel und fragte sich, wo ihr Platz in dieser riesigen Welt war.
    Vom Berg aus konnte Jill sehen, wie auf dem Parkplatz die Partyaktivitäten begannen. Viele Leute saßen auf Gartenstühlen, ein paar grillten. Es war eindeutig der letzte Tag der Saison. Jill machte ihre Kontrollfahrten verstärkt auf den leichten Pisten, da die meisten angetrunkenen Gäste dort Ski liefen. Allmählich hatte sie genug von ihnen.
    Gegen Abend tauchte Tom in der »Bronchitis-Baracke« auf, wo Jill gerade die Erste-Hilfe-Vorräte zusammenpackte. »Jilly, machst du die letzte Abfahrt mit mir?«
    »Gern«, erwiderte sie.
    »Übrigens, Coach Ernie war gerade im Sanitätsraum. Sieht so aus, als hätte er sich das Schienbein gebrochen. Er war mit Ho ward unterwegs. Howard meinte, er wäre über eine kleine Schanze gesprungen und bei der Landung gegen einen Baum gekracht.«
    »O nein«, sagte Jill. »In seinem Alter heilt so eine Verletzung nicht mehr so schnell. Was sagst du, hat er getan? Er ist über eine Schanze gesprungen? Das ist total verrückt!«
    »Er hat gefragt, ob du dich um seine Hündin kümmern könntest, solange er im Krankenhaus ist. Es ist ein Golden Retriever. Ein ganz liebes Tier«, sagte Tom.
    »Tom, ich weiß es nicht. Ich habe noch keine Entscheidung getroffen, wie es bei mir weitergeht.«
    »Was meinst du damit?«
    »Ich meine … Ach, ich weiß auch nicht. Natürlich würde ich Coach Ernie gerne helfen.«
    »Wie wäre es, wenn du sie erst mal nimmst? Und wenn du dich entscheidest, an einen anderen Ort zu gehen, spiele ich den Pflegeonkel, bis Coach Ernie wieder auf den Beinen ist.«
    »Das würdest du tun?«, fragte sie.
    »Klar. Wir können im Zwinger immer einen weiteren Hund gebrauchen. Immerhin müssen wir das Verhältnis Mensch-Hund wieder auf eins zu eins bringen. Und stell dir vor … Lisa wird zusammenbrechen, wenn sie das hört: Der Hund heißt Amber – wie das australische Bier! Ist das nicht zum Totlachen? Du bist jetzt eine von uns, Jill.«
    Sie musste lachen. »Das, was du am meisten fürchtest, wird dir auf halbem Wege entgegenkommen.«
    »Du hast eindeutig zu viel Zeit mit Howard verbracht«, sagte er und grinste.
    »Willst du dich nicht von Roger verabschieden?«, fragte Jill.
    Tom klopfte an die Bretterwand und rief: »Auf Wiedersehen, Roger! Bis zum nächsten Jahr!« Zu Jill sagte er: »Ich werde die Ratte vermissen. Vielleicht sollten wir uns auch eine anschaffen, damit es noch heimeliger im Zwinger wird.«
    »Nein«, sagte sie mit Nachdruck. »Kommt nicht infrage.«
    Sie wanderten den Grat über dem Super Bowl entlang. Es waren noch ein paar andere Skifahrer und Snowboarder da, die sich herumdrückten und so ihre letzte Abfahrt, das Ende der Saison, hinauszögerten. Jill und Tom hatten es genauso wenig eilig, also steckten sie ihre Skier nebeneinander in den Schnee, setzten sich davor und lehnten sich mit dem Rücken dagegen. Eine ganze Weile sagte keiner von ihnen ein Wort.
    Die Sonne schien auf sie herab, doch sie stand schon tief am Himmel und verlor von Minute zu Minute an Kraft. Bald würde der weiche Körnerschnee wieder festfrieren. Jill hoffte, die Leute würden ins Tal hinunterfahren, bevor sich auf dem Schnee eisiger Harsch bildete.
    Als sie noch jung war, hatte das Ende der Saison immer unterschiedliche Gefühle in ihr ausgelöst. Aber in diesem Jahr kamen ihr all diese Gefühle noch tausendmal stärker vor. Es fühlte sich wie ein Ende an, wie ein erzwungener Ruhezustand oder sogar wie der Tod.
    »Ich hasse das Ende«, sagte Tom.
    »Ich weiß.« Jill wusste nicht, was die Zukunft für sie bereithielt, und nahm an, dass es möglicherweise das letzte

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