Eine Freundschaft im Winter
daran zusammen.
»Oh«, murmelte er.
»Ja, ich dachte, es würde besser gehen, aber als ich ankam, war sie schon auf Krawall gebürstet.«
»Was war los?«
Jill erzählte vom vergangenen Abend. »Ich bin mir nicht sicher, wie es mit uns weitergeht«, sagte sie abschließend.
Mike schürzte die Lippen und nickte langsam, während er nachdachte. »Würden Sie mir vierundzwanzig Stunden geben, um die Sache wieder geradezurücken? Ich wünsche mir wirklich, dass es mit Ihnen funktioniert. Ich glaube, Cassie und ich müssen heute Abend mal ein ernstes Wörtchen miteinander reden.«
»Klar«, entgegnete Jill.
Als Jill in den Zwinger kam, fand sie ein Paket vor, das an sie adressiert war. Es war von David. Nach dem, was der Supermarkt an Unterwäsche im Sortiment hatte, war sie erleichtert, in dem Karton ihre eigene Ausstattung zu finden. Wenn die Garnitur, die sie bei ihrer Ankunft in Sparkle angehabt hatte, in der Wäsche war, ertrug sie es nur mit Mühe, die neu gekauften scheußlichen zwei Sets Unterwäsche am Leib zu tragen. Außerdem fand sie in dem Paket langärmelige Baumwollshirts und -pullis, Söckchen, eine Jogginghose und eine Fleecejacke sowie ein kleines Nachthemdchen und Laufschuhe. Jill betrachtete all diese Dinge und stellte fest, wie nutzlos das meiste davon war. Glücklicherweise hatte David auch einen Scheck über ein tausend Dollar beigelegt. Trotzdem würde das nicht ausreichen, um die Ausrüstung und die Kleidung zu kaufen, die sie für einen Winter in den Bergen brauchte. Viele Probleme löste das Päckchen also nicht.
Als Cassie von der Schule nach Hause kam, bemerkte sie, dass irgendetwas anders war. Der Tisch war schön gedeckt, und auf ihrem Teller lag ein Flugticket der Southwest Airlines. Ihr Dad war in der Küche und kochte. Es duftete nach Hähnchen mit Soße – ihrem Lieblingsgericht.
Sie ging in die Küche. »Was ist hier los?«
»Ich möchte, dass unser letztes gemeinsames Abendessen etwas Besonderes wird«, erwiderte er.
»Wovon sprichst du?«, fragte Cassie, und Panik stieg in ihr auf.
»Na ja, an Thanksgiving dachte ich, ich müsste dich nach Arizona schicken, aber dann kam Jill – unsere Rettung. Ich dachte, du hättest verstanden, dass sie deine große zweite Chance war – und deine letzte. Ich schätze, deshalb hat es mir auch das Herz gebrochen, als ich gehört habe, wie du sie behandelt hast. Ich hätte gedacht, dass du mich mehr lieben würdest. Ich hätte gedacht, du würdest deinen Teil dazu beitragen, dass wir zusammenbleiben können. Doch ich schätze, ich habe mich geirrt. Wie dem auch sei – ich möchte, dass unser letztes gemeinsames Abendessen etwas Besonderes wird, also habe ich deine Leibspeise gekocht.«
Cassie war sprachlos.
»Was hat sie denn so Schreckliches getan?«, fragte Mike.
Cassie machte den Mund auf, aber es kamen keine Worte heraus. Schließlich sagte sie: »Nichts. Sie war nett.«
»Hm.« Mike fuhr fort, die Kartoffeln zu schälen. Einen Moment lang sagte keiner von beiden etwas. »Ich habe zwei Koffer in dein Zimmer gestellt«, erklärte er. »Du könntest schon mal darüber nachdenken, was du mitnehmen möchtest.«
Cassie rührte sich nicht von der Stelle.
Mike blickte auf. »Bereust du dein Verhalten?«
Cassie nickte.
»Na ja, wie wäre es, wenn du Jill anrufst und sie zum Abendessen einlädst? Dann könntest du versuchen, die Sache wiedergutzumachen.«
Cassie holte tief Luft und nickte wieder.
Später, als sie zu dritt am Tisch saßen, hörte er zu, wie Cassie unbeholfen ihre Entschuldigung vortrug. Und als Jill sie annahm, wollte er die beiden am liebsten in die Arme schließen.
8. Kapitel
Schneebericht für den 16. Dezember
Aktuelle Temperatur: –7,8 °C, Höchstwert: –3,3°C um 13 Uhr, Tiefstwert: –9,4°C um 5 Uhr.
Klarer Himmel. Wind aus Südwest mit 16 km / h.
114 cm am Berg, 135 cm auf dem Gipfel; 3 cm Neuschnee in den letzten 24 Stunden; 15 cm Neuschnee in den letzten 48 Stunden.
K aum waren sie von ihrem letzten Einsatz zurückgekehrt, hatte sich Mike ans Putzen gemacht. Er fegte den Stellplatz und wusch das Rettungsfahrzeug. Er nahm die Kettensägen auseinander, säuberte sie und setzte sie wieder zusammen.
Pete war lange genug dabei, um zu wissen, dass manche der Männer sich so verhielten, wenn sie etwas verarbeiten mussten. Er persönlich blieb in seinem Büro und schrieb Berichte.
Ben bereitete in der Küche Huhn, Kartoffeln und grüne Bohnen fürs Abendessen vor, doch von Zeit zu Zeit überkam ihn
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