Eine Freundschaft im Winter
dieser »die Lage abcheckenden« Blicke zu. »Hör zu, Jill. Ich werde dir jetzt das ultimative Geheimnis der Männer mitteilen.«
Jill lachte, und die Anspannung nahm ab. »Das dürfte interessant werden.«
»Männer sind geboren, um ausschließlich eines zu tun«, erklärte er. »Sie verfolgen ein Ziel im Leben: Sex mit Frauen zu haben.«
»Und das soll ein Geheimnis sein?«
»Du glaubst, du weißt Bescheid, doch ich werde dir jetzt helfen, das alles auf einer tieferen Ebene zu verstehen. In vielen Spezies müssen die Männchen die anderen Männchen bekämpfen, um Sex mit dem Weibchen zu haben. Diejenigen, die die Kämpfe gewinnen und die Weibchen bekommen, nennt man Alphamännchen. Die weibliche Art ist dagegen dazu geboren, Babys zu bekommen.« Kaum ausgesprochen, wurde ihm bewusst, wie das in Jills Ohren klingen musste, aber er fuhr trotzdem fort: »Ein Weibchen kann in den meisten Fällen nur von einem Männchen schwanger werden. Und da es genug Männchen gibt, muss das Weibchen auch nicht darum kämpfen. Das Männchen kann dagegen mehrere Weibchen schwängern, und das ist sein Ziel – auch wenn es sich dessen nicht bewusst ist. Es muss sein Sperma möglichst weit streuen. Es gibt keine Garantie, dass es seine Aufgabe erfolgreich absolviert hat, also ist die Aufgabe für das Männchen nie vollkommen erledigt. Das ist die Natur des Mannes. Kannst du mir so weit folgen?«
Jill rollte mit den Augen.
»Gut. Und jetzt wird es kompliziert. In einigen Spezies haben die Männchen, die keine Chance haben, andere Männchen jemals überbieten zu können, etwas herausgefunden: Wenn sie den Weibchen Zeichen von Hilfsbereitschaft zeigen, bekommen sie Zugang zu ihnen. Das Männchen streut sein Sperma dann zwar nicht besonders weit, doch zumindest befruchtet es ein Weibchen. Es geht vielleicht sogar so weit, dass es sich um Frau und Kind kümmert – alles in der Hoffnung, noch einmal ran zu dürfen. Aber täusche dich nicht, das ist nicht die Strategie, die ein Mann bevorzugt. Das ist die Strategie des Betamänn chens. Darum ist Scooter auch der Einzige von uns, der eine Freundin hat – er ist der Hässlichste. So ist es, und Jill, es ist entscheidend, dass du den Unterschied zwischen Alpha- und Betamännchen kennst.«
»Ist das alles dein Ernst?«
Tom nickte.
»Und was bist du?«, wollte Jill wissen.
»Das fragst du noch? Ich bin ein Alphamännchen! Ich habe mit unzähligen Frauen geschlafen. Allerdings ist mir in letzter Zeit aufgefallen, dass mir die Haare ausgehen. Also wird es in absehbarer Zukunft möglicherweise nicht mehr so leicht für mich, jede Skisaison so viele Frauen rumzukriegen. Bald muss ich wahrscheinlich meine Taktik ändern und eine Frau einfangen, ehe ich komplett kahl bin.«
»Willst du mir damit sagen, dass Eric auch ein Alphamännchen ist?«, fragte Jill.
»Ja. Und vielleicht gibt es Momente, in denen du dir wünschst, dass er dich lieben würde.« Er sah sie an. »Aber, Jill, Erics Vorstellung von Liebe sieht so aus: Er würde dir helfen, wann immer du Hilfe brauchst – vor allem, wenn das beinhaltet, mit dir zu schlafen. Doch dasselbe tut er auch für andere Frauen. Egal, was du tust, egal, wie attraktiv du bist: Du wirst nie ein Alphamännchen dazu bringen, die Paarungsstrategie eines Betamännchens anzunehmen. Punktum. Das passiert höchstens, wenn ein Alphamännchen weiß, dass es beim nächsten Kräftemessen mit einem anderen Männchen wahrscheinlich den Kürzeren ziehen wird. Dann wird das Alphamännchen die Veränderung wagen. Das ist allerdings auch nichts Persönliches – es ist nur gutes Timing für die Frau.« Jill sah ihn zweifelnd an, also fügte Tom abschließend hinzu: »Howard hat mir einige Bücher über Sozio biologie geliehen.«
»Anscheinend hast du sie intensiv gelesen«, sagte Jill.
»Nicht nur, Jill. Ich habe es auch erlebt.«
»Und wie passt das Wunder der Liebe in deine Tierreich-Phi losophie?«, fragte sie. Sie sah das Ende des Sessellifts näher kommen.
»Komm schon, Jill. Du warst auf der Schwesternschule! Die meisten Menschen meinen, Liebe kommt aus dem Herzen oder aus der Seele. Das Herz pumpt lediglich Blut durch unse ren Körper, also kann die Liebe dort schon mal nicht entstehen. Was ist das Zentrum der menschlichen Seele? Das Gehirn. Und was wird dort gebildet, Jilly? Richtig – Dopamin. Was macht Dopamin? Es erzeugt die Glücksgefühle Liebe und Euphorie. Und wie bringen wir unser Gehirn dazu, mehr davon zu produzieren? Durch Drogenkonsum,
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