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Eine Freundschaft im Winter

Eine Freundschaft im Winter

Titel: Eine Freundschaft im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaya McLaren
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Massagen un d / oder Sex. Am Ende läuft alles nur auf Dopamin hinaus. Die gute Nachricht ist, dass du das Glückshormon auch erzeugen kannst, indem du schnell Ski fährst – das ist dann der sogenannte ›Schneegasmus‹, wie Lisa ihn nennt.«
    Ihre Skier berührten den Boden, und sie standen auf. Tom fuhr in der inneren Spur voraus, Jill folgte ihm ein paar Meter hinterher. Gemeinsam wedelten sie Lollygag hinab.
    Jill dachte darüber nach, was Tom gesagt hatte, und fragte sich, ob er recht hatte. Oder hatte sie nur gehofft, dass Eric ihrem Ego schmeicheln würde, weil sie wusste, dass es praktisch ausgeschlossen war, dass zwischen ihnen etwas Ernsthaftes geschah?
    Lollygag war eine leichte Abfahrt, die Jill besonders mochte, weil sie ihre Skier einfach Richtung Tal ausrichten und dann der Schwerkraft alles Weitere überlassen konnte. Kleine Senken und Kurven kombiniert mit hohen Geschwindigkeiten machten die Abfahrt zu einer Achterbahnfahrt. Jill schaltete auf Autopilot – ihr Körper funktionierte, ohne dass sie darüber nachdenken musste –, und sie bewunderte derweil den Schnee auf den Bäumen und die Misteln, die in den Baumwipfeln wuchsen. Manchmal sah sie auf solchen Abfahrten einen Fuchs, der neben ihr ins Unterholz huschte, oder kleine Streifenhörnchen, die ihre Beute im Schnee vergruben. Und dann passierte es meistens … Heute war es ein Schneehase, der ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Ihre Skier verkanteten, und sie hob ab. Sie war lange genug in der Luft, um dem Gedanken nachzugehen, wie das falsche Gefühl von Sicherheit, das zu ihrem Sturz geführt hatte, wahrscheinlich auch ein ausschlaggebender Faktor ihrer Eheprobleme gewesen war.
    Glücklicherweise fuhr Tom vor ihr und bemerkte nicht, dass sie gestürzt war. Also rappelte sie sich schnell wieder auf. Erst vor Kurzem hatte er ihr erklärt, dass es eine hässliche Kette mit einem hölzernen korkenzieherähnlichen Gebilde gab, das der »Bohrer« hieß. Diese Kette wurde von einem Mitarbeiter der Bergwacht zum nächsten weitergereicht. Niemand wollte die Kette haben, denn wer am Zahltag den »Bohrer« hatte, musste in der Gold Pan Bar allen Kollegen Flaming Shots spendieren. Man konnte den »Bohrer« nur loswerden, wenn man einen Kollegen dabei beobachtete, wie er in voller Montur stürzte. Jill wusste nicht, ob Tom den »Bohrer« gerade hatte, aber sie war erleichtert, dass er sie nicht gesehen hatte.
    Sie kam ein oder zwei Minuten nach Tom am Lift an. Die Zeit reichte, damit ihm klar wurde, dass er die Gelegenheit verpasst hatte. Sein belustigter Blick wuchs sich zu einem breiten Grinsen aus. »Tatsächlich? Auf Lollygag? «, fragte er und wischte ihr ein bisschen Schnee von der Skibrille und vom Helm. »Du Hans-guck-in-die-Luft.«
    »Ich habe keinen Schimmer, wie der Schnee dahin gekommen ist«, sagte Jill mit einem Lächeln.
    »Ich habe da schon eine Ahnung«, entgegnete Tom und fuhr die Liftspur entlang.
    Jill folgte ihm. »Du hast keinen Beweis.«
    »Hey, Scooter«, sagte Tom. »Ich möchte, dass du den Schnee auf Jills Helm zur Kenntnis nimmst.«
    Scooter sah Jill an und fragte: »Gute Abfahrt gehabt?«
    »Oh, es war wundervoll«, antwortete Tom. »Wir waren auf Lollygag .«
    Jill stieß Tom in die Rippen, während Scooter auflachte.
    »Heute ist Wet-T-Shirt-Nacht in der Gold Pan Bar«, sagte Tom.
    »Ich kann nicht«, erwiderte Scooter. »Ich habe eine Verabredung mit meiner Freundin.«
    »Das Verhältnis von Männern und Frauen oben auf dem Berg ist sechs zu eins. Ich kann mir noch immer nicht erklären, wie du an eine Frau gekommen bist«, sagte Tom.
    »Ich habe einfach deine Mutter gefragt, und sie hat Ja gesagt«, konterte Scooter.
    Da kam der Sessel hinter ihnen angeschwebt und nahm sie mit.
    »Wer hätte gedacht, dass das Geheimnis, den ›Bohrer‹ loszuwerden, nicht darin liegt, den Kollegen die schwierigste Abfahrt hinunterzujagen, sondern eine Piste wie Lollygag … Hast du dir etwa die Landschaft angesehen? Ach, das ist ja lustig. Wie schade, dass ich es verpasst habe.« Er schwieg einen Moment lang, bevor er sagte: »Vielleicht kann ich doch noch ein oder zwei Biere herausschlagen.«
    »Wie das?«, fragte Jill.
    »Gute Biere. Fat Tire Ambers. Das ist der Preis dafür, dass ich morgen früh bei der Besprechung nicht die Geschichte von ›Jill, die gestern auf Lollygag Schnee aß‹ erzähle. Und dass ich es auch nicht ins ›Schwarzer-Peter-Buch‹ aufnehme.«
    Das »Schwarzer-Peter-Buch« war eine Art Tagebuch, das an jedem

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