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Eine Freundschaft im Winter

Eine Freundschaft im Winter

Titel: Eine Freundschaft im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaya McLaren
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sich jetzt darüber den Kopf zu zerbrechen, oder? Ich glaube, Jill empfindet das genauso. Es ist zu früh, um etwas in der Richtung sagen zu können«, sagte Howard.
    »Warst du mal verheiratet?«
    »Nein. Hier, rühr mal, ich muss noch Zwiebeln schneiden.«
    Sie nahm den Holzlöffel und tauchte ihn ein. »Warum nicht?«
    »Die Ehe ist nicht für jeden etwas. Ich weiß, dass alle Disney-Filme mit einer Hochzeit enden. Deshalb glauben die Kinder, so sähe ein Happy End aus. Aber so leicht ist das nicht.«
    »Hast du nie jemanden kennengelernt, den du heiraten wolltest?«
    »Nein. Und du?« Irgendwie gelang es ihm, ernst zu bleiben.
    »Nein, ich bin doch noch ein Kind!«
    Howard schwieg und schnitt noch eine Zwiebel klein.
    »Ist Jill traurig wegen der Scheidung?«
    »Ja«, sagte er. »Probier doch mal. Was meinst du?«
    Sie holte einen Löffel aus der Besteckschublade und kostete. »Mmh, gut.« Sie hielt inne. »Glaubst du, meine Mom sieht uns zu, wenn Jill hier ist?«
    Howard sah sie an. »Glaubst du das denn?«
    »Manchmal«, antwortete sie.
    »Hast du das Gefühl, dass sie es in Ordnung findet?«
    Cassie erwiderte seinen Blick. »Ich denke, ja. Die Menschen im Himmel sind wahrscheinlich nicht eifersüchtig. Außerdem ist sie bestimmt froh, dass jemand sich um mich kümmert, damit ich bei Dad bleiben kann, nicht wahr?«
    Howard nickte. »Siehst du sie ab und zu?«
    Cassie schüttelte den Kopf. »Ich glaube aber, dass ich sie ab und zu höre.«
    »Ja? Was sagt sie denn?«, fragte er.
    »Sie hilft mir dabei, besondere Steine zu finden.«
    »Kommt sie dich auch mal in deinen Träumen besuchen?«
    »Ich weiß nicht. Ich erinnere mich immer nur an die Albträume«, erwiderte sie.
    »Nachdem meine Mom gestorben ist«, erzählte Howard, »hat sie mich in meinen Träumen besucht. Wir haben uns über ganz beiläufige Dinge unterhalten, und es war so schön, sie zu sehen. Aber das Gefühl, sie zu vermissen, wenn ich wieder aufgewacht bin, war furchtbar.«
    »Ich habe nie darüber nachgedacht, dass du auch eine Mutter gehabt hast. Ich meine, natürlich hast du eine Mutter gehabt, aber ich habe eben nie darüber nachgedacht.«
    Er lachte leise. »Mein Vater ist gestorben, als ich auf der Highschool war, und meine Mutter hat nie wieder geheiratet. Sie war Kellnerin und hat uns alleine großgezogen. Freitags nach der Schule sind meine Schwester und ich immer zu ihr gegangen, und sie hat uns einen Milchshake spendiert.«
    »Hast du dir gewünscht, sie hätte es getan? Du weißt schon – wieder geheiratet?«, fragte Cassie.
    »Ich schätze, das hätte von dem Mann abgehangen. Es gab Momente, in denen sie einsam und traurig war, und ich wusste, dass es eine besondere Art von Einsamkeit war, die ein Kind nicht lindern konnte.«
    »Hast du dir nie gewünscht, eine Ehefrau zu haben?«
    »Nein. Manchmal allerdings wünsche ich mir, verliebt zu sein.«
    »Ich hoffe, dass du dich verliebst«, sagte sie.
    »Und ich hoffe, dass du dich auch verliebst.«
    Sie lachte und verdrehte die Augen.

 
    17. Kapitel
    Schneebericht für den 22. Januar
    Aktuelle Temperatur: –7,8 °C, Höchstwert: –7,8 °C um 7 Uhr, Tiefstwert: –11,1°C um 12 Uhr.
    Leichter Schneefall. Kein Wind.
    191 cm am Berg, 213 cm auf dem Gipfel; 3 cm Neuschnee in den letzten 24 Stunden; 3 cm Neuschnee in den letzten 48 Stunden.
    S chnee war doch nur Schnee. Darüber dachte Mike nach, als er am Morgen von der Feuerwache nach Hause ging. Es fehlte ihm, den Schnee wie ein Kind oder ein Tourist zu sehen. Als er klein war, hatte Schnee unzählige Möglichkeiten beinhaltet oder sogar einen Tag schulfrei bedeutet. Als er ihn nun vom Himmel fallen sah, konnte er die anmutige Schönheit erkennen, das Tänzeln jeder einzelnen Flocke, die zu Boden schwebte. Aber er musste sich anstrengen. Das erste Wort, das ihm durch den Kopf schoss, wenn er Schnee sah, war immer: Unfälle. Was einmal zauberhaft, elegant und rein gewesen war, war inzwischen einfach der Vorbote eines Gemetzels.
    Und ihm wurde klar, dass es beim Thema Frauen nicht anders war. Seit Kates Tod war der erste Gedanke, der ihm beim Anblick einer Frau kam, dass er sich nie wieder so fühlen wollte.
    Als er aufs Haus zuging, sah er Jill durchs Küchenfenster. Wie beim Anblick von Schnee spürte er den Konflikt zwischen der Empfindung, wie schön sie war, und der Angst vor der unvermeidlichen Katastrophe, die die Schönheit mit Sicherheit in sich barg. Sie blickte auf, ertappte ihn dabei, wie er sie beobachtete, und lächelte.

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