Eine Freundschaft im Winter
versorge«, sagte Lisa.
»Wie läuft es mit dem Restaurant deines Vaters? Taugen die neuen Küchenchefs etwas, oder sagen die Leute in der Stadt inzwischen, dass das Essen schlecht ist?«
Lisa war sich nicht sicher, wie sie auf diese Frage reagieren sollte. »Meine Freunde sind zu arm, um dort essen zu können. Und ich habe nichts dergleichen gehört. Was ist mit dir, Mama? Ist bei dir alles gut?«
»Hier ist alles gut. Wir hatten oft Sonne in letzter Zeit. Ich muss nie Schnee räumen«, sagte sie.
Lisa lachte. »Genieße die Wärme für mich.«
»Gut, meine ragazzina«, sagte ihre Mutter. »Und du passt auf, dass dieser Tom die Kuh nicht melkt, ohne etwas dafür zu bezahlen, ja? Und lass dir nicht wieder so viel Zeit, deine Mutter anzurufen. Ich liebe dich.«
»Ich liebe dich auch«, entgegnete Lisa. »Nächstes Mal rufe ich eher an.«
»In Ordnung. Gute Nacht, Lisa.«
»Gute Nacht, Mama.«
Lisa legte auf und fragte sich, ob Tom tatsächlich in der Lage war, eine längere Beziehung zu führen (da war es wieder, dieses Wort). Sie machte die Tür zum Besenschrank auf, um Indizien dafür auf seinem Spielbrett ausfindig zu machen. Doch stattdessen stellte sie fest, dass das Spielbrett nicht mehr dort hing. Tom hatte es abgenommen.
In dem Moment leuchtete das Display ihres Handys auf. Sie klappte es auf und las die Kurznachricht von Tom.
Faschingsdienstags-Rodel-Party jetzt gleich! Beeil dich! Und vergiss die Perlenketten nicht.
»Wir gehen rodeln«, stieß Jill atemlos hervor, als Mike an die Tür kam.
»Rodeln?«, fragte Mike.
»Ja, rodeln«, wiederholte Jill noch einmal und lächelte ihn strahlend an.
»Cassie! Rodeln!«, rief Mike über die Schulter. »Geht eine Plane auch?«, fragte er.
Sie nickte.
Cassie kam die Treppe hinuntergerannt. Sie und Mike schlüpften eilig in ein paar dicke Klamotten, schnappten sich die Plane, die draußen auf dem Brennholz lag, und eilten hinter Jill her den Berg hinauf.
Die Rodelbahn war ungefähr fünfundsiebzig Meter lang und der reinste Nervenkitzel. Zwei Lichterketten bildeten zu beiden Seiten die Begrenzung. Es sah aus wie ein abendlicher Jahrmarkt. Eine Rodelbahn konnte man nur bauen, wenn die Temperaturen ein wenig anstiegen. An den meisten Wintertagen war der Schnee zu kalt, um zu kleben. Aber an diesem Tag hatten warme Winde aus dem Süden geweht, sodass der Schnee genau richtig war. Eric und Hans hatten diesen Tag sehnsüchtig erwartet. Mit ihren Schneeraupen hatten sie hinter den Angestellten behausungen, wo die Anzugträger sie nicht sehen konnten, ihr »Meisterstück« geschaffen. Tom, Jason und Scooter hatten der Bahn mit Schaufeln den letzten Schliff gegeben.
Als Cassie, Mike und Jill ankamen, rutschte Onkel Howard gerade auf dem Rücken die Bahn hinunter. Er hielt die Füße geschlossen und die Arme vor der Brust verschränkt. Unten angekommen, verkündete er: »Das ist ihre bisher beste Rodelpiste!«
Für jemanden, der ihn nicht kannte, wirkte er nicht besonders beeindruckt – Howard war kein überschwänglicher Mensch. Doch Jill kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er begeistert war.
Gerade noch rechtzeitig sprang Howard zur Seite, um Coach Ernie Platz zu machen, der hinter ihm angeschossen kam. »Juhu! Die Strecke war … Wie sagt man? Stark? Krass? Ich weiß es nicht. Es war auf jeden Fall großartig! «
»Coach Ernie!«, rief Jill. »Du bist eine Wucht!«
»Lass mich dir ein kleines Geheimnis verraten, Jilly«, sagte er. »Skifahren ist die Quelle ewiger Jugend! Hohe Geschwindigkeiten halten einen Menschen jung!« Damit machte er sich wieder auf den Weg nach oben.
»Tja, dann«, sagte Jill, »war es wohl gut, wieder hierherzuziehen.«
»Ich finde, es war sogar sehr gut, dass du wieder hierhergezogen bist«, entgegnete Mike. Cassie rannte bereits den Weg hinauf. »Danke, dass du uns Bescheid gesagt hast. Sie hat das jetzt gebraucht.«
»Bedanke dich, wenn sie sich die ersten Knochen bricht«, witzelte Jill.
»Im Moment geht es nur darum, möglichst viel Schönes zu erleben«, sagte er.
Oben am Start standen Jills Freunde an einem Lagerfeuer beisammen und brieten Hotdog-Würstchen auf Stöcken.
Tom war freudig erregt. »Und ich dachte, der heutige Tag könnte nicht mehr besser werden! Jason, sag ihnen, was du herausgefunden hast.«
»Pizza rockt, Dörrfleisch stockt«, sagte Jason ausdruckslos.
»Das heißt?«, hakte Tom nach.
»Lawinenhunde graben Leute mit Pizza in der Tasche eher aus als Leute, die Dörrfleisch dabeihaben«,
Weitere Kostenlose Bücher