Eine Freundschaft im Winter
meinte, dass die Leute aufgrund meines Rufes sonst denken würden, sie wäre nur ein weiteres unglückliches Flittchen, das ich irgendwann sitzen lassen würde. Ich musste also etwas unternehmen, um nach außen hin zu zeigen, dass sie etwas Besonderes ist und mehr Respekt verdient hat«, erklärte er.
»Was?«, wiederholte Tom.
»Ja, Kumpel, du wirst ihr einen Heiratsantrag machen müssen. Doch das ist gar nicht so schlimm. Ich habe jede Woche mehrmals das Vergnügen, mit einer heißen Frau ins Bett zu gehen, die mir sogar ab und zu die Wäsche wäscht.«
»Diese Unterhaltung hier hat nie stattgefunden, okay?«
»Welche Unterhaltung?«, entgegnete Jason, als hätte er sie längst vergessen.
»Danke.«
»Noch eine Sache: Wenn du sie fragst, vermassele es nicht. Du hast lange auf sie gewartet. Mach es richtig.«
Tom sagte nichts mehr dazu. Er brauchte nicht lange darüber nachzudenken. Plötzlich wies er in eine bestimmte Richtung. »Schau mal, da sind Skifahrer hinter der Absperrung!« Er nahm sein Funksprechgerät, um einen Kollegen zu bitten, mit dem Motorschlitten zu der entsprechenden Stelle zu fahren, sich die Leute zu schnappen und ihnen ihre Skipässe abzunehmen.
Freudig rieb Jason sich die Hände. »Und jetzt spielen wir mit ihnen Lawinenopfersuche! Das dürfte ihnen eine Lehre sein.«
»Ich hoffe, sie haben einen Skipass für die ganze Saison, da mit sie mitspielen müssen, um ihn zurückzubekommen!«, sagte Tom. »Stouts Fähigkeiten als Lawinenhund sind schon ein bisschen eingerostet.«
»Sag Scooter, dass er Löcher in den Schnee graben soll, die nicht zu groß und geräumig sind – also keine Luxus-Löcher. Diese Leute brauchen die Art von Erkenntnis, die man nur dann bekommt, wenn in einem relativ beengten Loch allmählich die Luft knapp wird«, sagte Jason.
Tom wählte Scooters Nummer. Ein Gedanke überlagerte allerdings die Aufregung über die Vorstellung, Leute, die gegen die Regeln verstoßen hatten, in den Löchern zu vergraben, die Scooter gleich ausheben würde. Dieser Gedanke überlagerte auch eine langjährige Meinungsverschiedenheit zwischen Jason und ihm, die darum ging, ob ein Lawinenhund eher eine Person mit Pizza oder mit Dörrfleisch in der Tasche ausbuddeln würde. Und dieser Gedanke, der alles andere in den Schatten stellte, war, ob Lisa jemals Ja sagen würde.
Lisa ging ans Telefon. »Hallo?«
»Ragazzina?«, meldete Lisas Mom sich am anderen Ende der Leitung. »Ich rufe nur an, um zu hören, wie es dir geht. Es ist schon eine Weile her, dass du mich angerufen hast. Gerade heute habe ich zu deiner Tante gesagt: ›Ich habe schon lange nichts mehr von meiner kleinen Lisa gehört.‹ Und weißt du, was sie gesagt hat? ›Sie muss wohl verliebt sein.‹«
Lisa lachte.
»Oh, sie hat also recht! Erzähl mir alles!«
»Ja, Mama, ich glaube, ich bin verliebt.«
»Wer ist der Junge?«, wollte ihre Mutter wissen.
»Mein Freund Tom«, antwortete Lisa.
»Tom … Tom …«, wiederholte ihre Mutter, als würde sie sich den Namen auf der Zunge zergehen lassen, um ihn zu schmecken. »Klingt nach käseweiß.«
»Ja, das stimmt«, sagte Lisa. »Er hat blondes Haar, und seine Beine sind so weiß, dass sie im Dunkeln leuchten.«
»Gut, Kind. Denn lass dir gesagt sein, dass italienische Män ner nicht ehrlich sein können. Kein Mann aus dem Süden kann ehrlich sein. Sie sind zu heißblütig. Sie lassen sich von den Reizen um sie herum zu leicht beeinflussen. Sie haben zu viel Lust auf Sex. Sie sind wie Vulkane. Sie sind … Wie sagt ihr jungen Leute heute? Egozentrisch. Sie wollen immer, dass man um sie herum ist. Ich bin damit einverstanden, Kind. Angele dir einen netten, käsigen, blonden Mann. Er sieht vielleicht nicht so gut aus, aber er wird dir nicht das Herz brechen.«
Lisa lachte. »Verstanden. Danke, Mama.«
»Also, wann wollt ihr heiraten?«
»Meine Güte … Das weiß ich nicht, Mama.«
»Hast du Angst zu heiraten?«
»Es gibt viele Gründe, nicht zu heiraten, Mama.«
»Welche Gründe denn? Willst du in die Hölle kommen?«
»Ja, Mama. Genau das ist es.«
»Werd nicht frech, Lisa. Du bist noch nicht zu alt für eine Tracht Prügel.« Nach einer unangenehmen Pause, die ihre Mut ter als einen kleinen Sieg zu verstehen schien, fragte sie: »Ist denn sonst alles in Ordnung?«
»Sonst ist alles super«, antwortete Lisa.
»Und isst Jill anständig?«, wollte ihre Mutter wissen.
»Es würde dein Herz erwärmen und dich stolz machen, wenn du sehen könntest, wie ich Jill
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