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Eine für alle

Eine für alle

Titel: Eine für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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ich, warum ihn niemand geheiratet hatte.
    »Braves Mädchen! Sprechen Sie italienisch, oder haben Sie sich das für den Anlass zugelegt?«
    »Meine Mutter war Italienerin. Ich spreche es einigermaßen fließend, jedenfalls was den Erwachsenenwortschatz anlangt.«
    »Ich habe es nie gelernt. Meine Großmutter hat italienisch mit uns gesprochen, als wir klein waren, aber als sie starb, haben wir es verlernt. Dad hat keine Italienerin geheiratet -Oma Felitti war außer sich, Sie wissen ja, wie das damals war -, und Mutter hat sich geweigert, die Sprache zu lernen. Wollte damit die alte Dame ärgern.« Er lachte wieder, und ich zuckte unwillkürlich zusammen. »Weshalb haben Sie Diamond Head gekauft, Mr. Felitti?«
    »Ach, Sie wissen doch, wie das so ist«, sagte er vage und schaute in sein Glas. »Ich wollte ein eigenes Geschäft haben - mich selbst verwirklichen, wie Ihre Generation sagen würde.«
    Ich erwartete schallendes Gelächter, aber diesmal hielt er sich zurück. Es interessierte mich im Grunde nicht, warum er das Unternehmen gekauft hatte; ich angelte nach Möglichkeiten, an Chamfers heranzukommen, und hatte nicht viele Ideen als Köder. »Ein Glück für Sie, dass sich Paragon Steel für Ihre Firma interessiert«, versuchte ich es schließlich.
    Er musterte über den Rand des Glases hinweg mein Gesicht. »Paragon Steel? Die sind wohl einer unserer Kunden. Aber darüber wissen nur wenige Bescheid. Sie müssen Ihre Hausaufgaben gemacht haben, junge Frau.«
    Ich ließ ein breites Grinsen aufblitzen. »Ich habe gern genügend interessantes Hintergrundmaterial, wenn ich schließlich mit einem ... äh ... Interviewpartner rede.« Sein Lachen kam wieder, aber dieses Mal klang es etwas gezwungen. »Ich bewundere Gründlichkeit. Mein Vater hat mir jedoch immer wieder gesagt, dass ich nicht dazu fähig bin. Ich muss also gestehen, dass ich die Einzelheiten bei dem Geschäft anderen Leuten überlasse.«
    »Heißt das, dass Sie nicht über Paragon sprechen wollen?« Ich behielt das Grinsen im Gesicht.
    »Leider ja. Ich habe erwartet, dass es bei diesem Interview um persönliche Dinge geht, und bin gern bereit, darüber zu sprechen.« Er schaute betont auffällig auf die Uhr. »Okay. Wenn wir über Menschen reden wollen und nicht über Geld, wie war 's dann mit dem Mann, der letzte Woche in der Nähe von Diamond Head umgebracht worden ist? Es gibt kaum etwas Persönlicheres als den Tod, nicht wahr?«
    »Was?« Er hatte den Kopf nach hinten geneigt, um die letzten Tropfen auszutrinken. Seine Hand zitterte, und der Gin spritzte auf seine Hemdbrust. »Niemand hat mir gesagt, dass dort jemand gestorben ist. Worüber reden Sie?« »Über Mitch Kruger, Mr. Felitti. Sagt Ihnen der Name was?« Er starrte mich aggressiv an. »Sollte er das?«
    »Ich weiß es nicht. Sie sagen, Sie haben mit dem geschäftlichen Teil nicht viel zu tun. Aber was ist mit dem persönlichen Bereich, der ja Ihre Stärke ist? Geben Sie Ihren Leuten Anweisungen, Ermittler zu engagieren? Ärztinnen zusammenzuschlagen? Alte Männer in den Kanal zu werfen?« Ich muss wohl zu müde für Feinheiten gewesen sein. »Wer sind Sie eigentlich?«, wollte er wissen. »Sie sind nicht von Chicago Life, das ist verdammt sicher.«
    »Was ist mit dem Überfall auf Frau Doktor Herschel? Hat Chamfers das gedeichselt? Haben Sie im Voraus etwas davon gewusst?«
    »Ich habe noch nie was von Frau Doktor was auch immer gehört, und ich bin mir verdammt sicher, dass ich von Ihnen noch nie was gehört habe. Wie heißen Sie?« »V. I. Warshawski. Sagt Ihnen das was?«
    Sein Gesicht lief rot an. »Ich hab gedacht, Sie sind das Mädchen von der Zeitschrift, Maggie. Sie wollte heute Nachmittag kommen. Ich hätte Sie todsicher nicht hereingelassen, wenn ich gewusst hätte, wer Sie sind.«
    »Es hilft mir weiter, Mr. Felitti, dass Sie wissen, wer ich bin. Denn das heißt, dass Chamfers mit Ihnen über mich gesprochen hat. Und das heißt, dass Sie doch ein bisschen in das verwickelt sind, was Ihre Firma tut. Ich will nur mit Chamfers sprechen - über Mitch Kruger. Weil Sie der Besitzer sind, könnten Sie mir das leichtmachen.« »Aber ich will es Ihnen nicht leichtmachen. Scheren Sie sich zum Teufel - ehe ich die Cops rufe und Sie zwinge, mein Haus zu verlassen.«
    Wenigstens hatte er aufgehört zu lachen, eine ungeheure Erleichterung. Ich trank den Whisky aus.
    »Ich gehe«, sagte ich und stand auf. »Oh, ich habe noch eine letzte Frage. Nach U. S. Met. Was mussten Sie einer alten Frau

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