Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine für alle

Eine für alle

Titel: Eine für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
Vom Netzwerk:
mit?«
    »Klar doch. Wenn Sie schon Jagd auf Phantome machen, will ich doch sehen, was dabei herauskommt. Auch wenn ich nicht mehr von einem Sims aus auf einen laufenden Kran springen kann«, murmelte er leise. »Aber wetten, dass ich noch mehr Mumm in den Knochen habe, als Sie sich vorstellen können?«
    Ich beschloss, unsere Freundschaft werde länger halten, wenn ich so tat, als hätte ich nichts gehört.
    Die Fahrt in die Innenstadt ging schnell. Jetzt, wo die Büroangestellten nach Hause gefahren waren, fanden wir nur ein paar Häuser vom Pulteney-Gebäude entfernt einen Parkplatz, der für den Impala groß genug war.
    Ich fragte mich, ob die Leute, die meine Wohnung durchwühlt hatten, auch mein Büro auseinandergenommen haben mochten, aber die Tür war heil. Amateure. Trotz dessen, was Rawlings gesagt hatte, das waren Leute, die mich nicht kannten. Wenn sie wirklich nach etwas gesucht hatten, das ihrer Meinung nach nur ich haben konnte, hätten sie es in meinem Büro auch versucht.
    Mein Tischkopierer sprang brav an. Indem ich das Foto vergrößerte und den Kontrast verstärkte, bekam ich nach ein paar Minuten so viel von der Bildunterschrift mit, dass ich sah, was Eddie Mohr vorgehabt hatte. Der Pensionär von der South Side, wie die Zeitung ihn nannte, nahm von einem Mann mit einem verschwommenen Namen, von dem ich meinte, er laute vermutlich Hector Beauregard, eine Auszeichnung entgegen. Hector, der verschwommene Sekretär von Chicago Settlement, war begeistert von dem Beitrag, den Eddie für seine Lieblingswohltätigkeit geleistet hatte. Mr. Contreras, der mir beim Entziffern mit einem schwieligen Finger folgte, pfiff leise vor sich hin. »Ich hätte Eddie nie für einen wohltätigen Typ gehalten. Vielleicht für den Gewerkschaftsverband, aber doch nicht für eine so schicke Einrichtung in der Stadt, was Chicago Settlement ja wohl ist.«
    Ich sackte unsanft auf die Schreibtischkante. »Es ist nicht bloß eine Einrichtung in der Stadt, es ist ein Hobby von meinem guten alten Exmann Dick Yarborough. Der Sohn von Max Loewenthal, Michael, hat für die vor zwei Wochen ein Wohltätigkeitskonzert gegeben, und ich habe Dick dort gesehen, wie er bei einer Fressorgie den Angriff eröffnet hat. Das ist nicht bloß merkwürdig, das ist geradezu unheimlich. Ich glaube, ich muss mit Mr. Mohr sprechen. Können Sie mich zu ihm bringen? Uns bekannt machen?« Mr. Contreras nahm die Brille ab und rieb sich den Nasenrücken. »Warum wollen Sie mit ihm reden? Sie glauben doch nicht, dass er, na ja, mit diesem Chicago Settlement was unter der Hand gedeichselt hat, oder? Das käme doch nicht in der Zeitung, wenn daran was faul wäre.«
    »Ich weiß nicht, was ich glauben soll. Deshalb will ich ja mit ihm reden. Es ist einfach - einfach zu viel, als dass es ein Zufall sein könnte. Mitch trägt sein Bild mit sich herum, zusammen mit einem Artikel über Diamond Head. Mein ehemaliger Mann Dick ist für Chicago Settlement tätig wie ein Zuhälter. Außerdem hat Dicks Schwiegervater einen Bruder, dem Diamond Head gehört. Eddie, Dick und Jason Felitti, die kennen sich alle. Ich muss rauskriegen, was Mitch für wertvoll gehalten hat.« »Das gefällt mir nicht, Engelchen.«
    »Mir auch nicht.« Ich breitete flehend die Hände aus. »Aber es ist alles, was ich habe, deshalb muss ich damit arbeiten.«
    »Ich komme mir, ich weiß auch nicht, wie ein Schnüffler vor. Wie ein Streikbrecher.« Ich verzog unglücklich den Mund. »Detektivarbeit ist so. Sie besteht meistens nicht aus Ruhm und Abenteuer. Oft ist es Plackerei, und manchmal kommt es einem wie Verrat vor. Ich werde Sie nicht bitten mitzukommen, wenn Sie sich dabei wirklich wie ein Streikbrecher fühlen. Aber ich muss mit Eddie Mohr sprechen, ob Sie dabei sind oder nicht.«
    »Oh, ich komme mit, wenn Sie das unbedingt wollen«, sagte er langsam. »Ich hab schon verstanden, dass ich keine andere Wahl habe.«

38
    Exmann wieder auf dem Posten
    Rawlings rief an, kurz nachdem ich nach Hause gekommen war. »Wollte bloß deine liebe Stimme hören, Ms. W, und mich vergewissern, dass du nicht unter einen Sattelschlepper geraten bist oder so. Ich hab gestern versucht, dich zu erreichen, aber nicht gleich eine Vermisstenanzeige aufgegeben - hab angenommen, wenn du tot bist, kann deine Leiche noch einen Tag warten.«
    »Ich war verreist«, sagte ich, verärgert darüber, dass ich ihm mit einer Erklärung kam. »Es ist fast drei Tage her, dass jemand versucht hat, mich umzubringen. Das Leben

Weitere Kostenlose Bücher