Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine für alle

Eine für alle

Titel: Eine für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
Vom Netzwerk:
meiner Zuträger hat mir das eben an der Bar hier gesteckt. Natürlich muss er gedacht haben, ich weiß es schon, weil alle Welt glaubt, wir sind befreundet. Ich habe ganz schön alt ausgesehen.«
    »Komm schon, Murray, als wir uns das letzte Mal gesehen haben, hast du mir erklärt, was ich mache, ist keine Meldung wert. Spiel mir ja nicht die alte Platte vor, >Freunde müssen zusammenhalten. Darauf falle ich nicht herein.« Ich war so wütend, dass ich einen Bleistift, mit dem ich spielte, in zwei Stücke brach.
    »Es ist nicht deine Entscheidung, was eine Meldung wert ist, Warshawski. Eine alte Frau verliert ihre Hunde, weil sie senil ist und die Viecher eine Belästigung sind - das ist einfach nicht interessant. Und ein besoffener Penner, der in den Kanal fällt, ist auch nicht interessant. Aber wenn du in den Kanal fällst, wollen die Leute das lesen.« »Verpiss dich samt dem hohen Ross, auf dem du sitzt, Ryerson.« Ich knallte den Hörer so heftig auf, wie ich konnte.
    Ich schnaubte vor Wut. Das bisschen Ruhe von der Reise nach Atlanta war völlig hinüber. Was war bloß mit diesen Kerlen los, dass sie versuchten, mich herumzukommandieren? Ich kramte einen Basketball aus dem Flurschrank und ließ ihn springen, in der Hoffnung, etwas von der Wut abzureagieren. Ich hatte etwa fünf Minuten gedribbelt, als das Telefon wieder klingelte. Das war entweder wieder Murray, der doch noch hoffte, er könne eine Story aus mir herausholen, oder die Nachbarin unter mir, Mrs. Lee. Ich stopfte den Ball hastig in den Schrank zurück, ehe ich den Hörer abnahm.
    »Vic?« Es war Dicks heller Bariton. »Ich weiß, es ist spät, aber ich versuche seit zwei Stunden, dich zu erreichen.«
    Ich setzte mich unsanft auf die Klavierbank. Die Überraschung verjagte die Wut. »Und das gibt dir das Recht, mich um Viertel nach elf anzurufen?« Dass sich meine Wut gelegt hatte, hieß noch lange nicht, dass Dick ungeschoren davonkam. »Wir müssen miteinander reden. Ich habe heute zwei Nachrichten bei deinem Auftragsdienst hinterlassen.«
    Mir fiel ein, dass ich seit der Rückkehr aus Atlanta nicht bei meinem Auftragsdienst nachgefragt hatte. »Das kommt ein bisschen plötzlich, Dick, deshalb weiß ich gar nicht, was ich dazu sagen soll. Weiß Teri darüber Bescheid?« »Bitte, spiel jetzt nicht den Clown, Vic. Ich bin nicht in der Stimmung dazu.« »Das muss irgendwie der Grund dafür sein, dass wir uns getrennt haben«, sagte ich vernünftig. »Weil mir nicht genug an den Dingen lag, für die du in der Stimmung warst.« »Hör mal. Du steckst seit zwei Wochen deine Nase in meine Geschäfte. Ich glaube, im Großen und Ganzen habe ich das ziemlich nachsichtig behandelt, aber jetzt legst du es wirklich darauf an, Ärger zu bekommen. Und so seltsam dir das auch vorkommen mag, ich will nicht, dass du einen Riesenärger bekommst.«
    Ich verzog das Gesicht. »Komisch, dass du das sagst, Richard. Neulich habe ich über dich genau dasselbe gedacht. Machen wir ein Geschäft - du sagst mir, was für einen Riesenärger ich deiner Meinung nach bekomme, und ich erzähle dir, was auf dich zukommen könnte.«
    Er seufzte ostentativ. »Ich hätte wissen müssen, dass es keinen Zweck hat, dir einen Gefallen tun zu wollen.«
    »Du hättest wissen müssen, dass es keinen Zweck hat, mir einzureden, du tätest mir einen Gefallen, wenn du mir Vorschriften machst«, verbesserte ich. »Ich möchte, dass du morgen in mein Büro kommst. Gegen zehn habe ich Zeit.« »Was heißt, ich sitze bis elf oder zwölf in deinem Wartezimmer herum. Nein danke. Ich habe einen vollgepackten Tag vor mir. Warum machst du auf dem Weg zum Loop nicht hier Station? Es ist nur ein Katzensprung vom Eisenhower Expressway zur Belmont Avenue.« Es gefiel ihm nicht, vor allem weil nicht er das Kommando hatte. Er versuchte, mich dazu zu überreden, dass ich in den Enterprise Club in der Innenstadt kam, die beliebteste Tränke der Spitzenanwälte und Bankiers. Ich wollte meinen Tag in der Nachbarschaft beginnen, bei der Bank of Lake View. Er war schließlich damit einverstanden, sich im Belmont Diner mit mir zu treffen, aber es musste um sieben sein: Seine wichtigen Besprechungen fingen um halb neun an. Weil Dick wusste, dass der frühe Morgen und ich auf Kriegsfuß stehen, konnte er dem Gespräch doch noch einen kleinen Triumph abgewinnen.
    Ehe ich zu Bett ging, rief ich meinen Auftragsdienst an. Tatsächlich, zwei Nachrichten von Dick, die beide unterstrichen, es sei dringend, ich solle ihn

Weitere Kostenlose Bücher