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Eine für alle

Eine für alle

Titel: Eine für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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letzter Zeit, und ging ihn Stück für Stück durch. Mitchs Gewerkschaftsausweis. Seine Sozialversicherungskarte. Ein Formular für die Bundesbehörden, um die Adressenveränderung anzumelden, damit er weiterhin seine Rente abholen konnte. Noch ein Formular für die Gewerkschaft. Der Artikel in der Sun-Times über den Besitzerwechsel bei Diamond Head, so zerlesen, dass er kaum noch zu entziffern war. Ein Zeitungsfoto von einem weißhaarigen Mann, der so breit lächelte, dass die Backenzähne zu sehen waren, während er einem wohlgenährten Mann um die fünfzig die Hand schüttelte. Die Bildunterschrift war ebenfalls so abgegriffen, dass sie unleserlich war. Ich fasste den Zeitungsausschnitt am oberen Rand an und zeigte ihn Mr. Contreras.
    »Irgendeine Ahnung, wer einer dieser Herren sein könnte?«
    »Oh, der Mann links ist unser früherer Gewerkschaftsobmann, Eddie Mohr.«
    »Eddie Mohr?« Ein Prickeln lief mir den Nacken hinauf. »Der Mann, dessen Auto beim Überfall auf Lotty benutzt worden ist?«
    »Ja ... Worauf wollen Sie hinaus, Engelchen?« Er rutschte unbehaglich auf dem Stuhl herum.
    »Warum hat Mitch ein Foto von ihm mit seiner teuersten Habe herumgetragen?«
    Mr. Contreras zuckte die Achseln. »Vermutlich war er nicht daran gewöhnt, Leute, die er kannte, in der Zeitung zu sehen. Sentimentalität, Sie wissen schon.«
    »Mitch kam mir nicht besonders sentimental vor. Er hatte seinen Sohn und seine Frau aus den Augen verloren. Er hatte keinen Fetzen Papier, der zeigte, dass ihm an einer Menschenseele auf der Welt etwas lag. Und hier ist der Artikel über Jason Felitti, der Diamond Head gekauft hat, zusammen mit einem Foto vom früheren Gewerkschaftsobmann von Diamond Head. Aber wenn Mohr für einen Zeitungsartikel fotografiert wurde, kann er kaum etwas getan haben, das er nicht bekanntmachen wollte«, fügte ich hinzu, mehr für mich als für den alten Mann.
    »Genau, Engelchen. Sie wollen, dass es etwas zu bedeuten hat. Verflixt noch mal, ich will das auch. Seit fast zwei Wochen scharren wir herum, ohne etwas zu finden - ich weiß, wie sehr Sie sich wünschen, dass das hier wichtig ist.«
    Ich schluckte den Whisky und stieß mich vom Tisch hoch. »Essen wir erst mal zu Abend. Dann bringe ich das hier in mein Büro. Wenn ich eine Kopie mache, wird der Text vielleicht deutlicher; manchmal klappt das.«
    Er tätschelte mir linkisch die Schulter, versuchte, Sympathie für meine Jagd nach Phantomen aufzubringen. Er half mir dabei, das Huhn zu tranchieren und ins Esszimmer zu tragen. Ich brachte Mitchs kleinen Stapel zum Tisch und legte die Papiere kreisförmig zwischen mir und Mr. Contreras aus.
    »Er brauchte die Sozialversicherungskarte. Ich nehme an, er brauchte wegen seiner Rente auch den Gewerkschaftsausweis. Oder vielleicht waren das die einzigen Dinge im Leben, die er geschafft hatte und an die er sich klammern konnte. Warum aber hat er sich über Diamond Head auf dem Laufenden gehalten?«
    Ich rechnete nicht mit einer Antwort, aber wider Erwarten fiel Mr. Contreras eine ein. »Wann hat dieser Felitti die Firma gekauft? Vor einem Jahr? Vor zwei Jahren? Damals hat Mitch schon gewusst, dass er mit der Rente nicht auskommt. Vielleicht hat er geglaubt, er kann von ihm Arbeit bekommen.«
    Ich nickte vor mich hin. Das klang schlüssig. »Und Eddie Mohr? Der hätte Mitch auch helfen können?«
    »Bezweifle ich.« Mr. Contreras wischte sich mit der Serviette den Mund ab. »Das Huhn schmeckt wunderbar, Engelchen. Sie haben Oliven drangetan? Auf die Idee wäre ich nie gekommen. Nein, weil Eddie doch schon in Pension war, hätte er keinen Einfluss darauf gehabt, wen die Firma einstellt. Natürlich hätte er Empfehlungen aussprechen können - zählt mehr, als wenn jemand einfach von der Straße hereingelatscht kommt -, aber er und Mitch waren nicht die besten Freunde. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er sich für einen Kerl stark macht, der von Anfang an nicht viel für ihn übrighatte.« »Wer ist das, der Eddie die Hand gibt?«
    Mr. Contreras nahm die Brille aus der Hemdtasche und musterte das Bild noch einmal. »Fragen Sie mich was Leichteres. Sieht nicht danach aus, als ob ich den schon mal gesehen hätte ... Ich merke schon, dass Sie mit den Füßen scharren und hier rauswollen, um rauszukriegen, was Sie mit dem Foto von dem Kerl anfangen können. Wir können mit dem Kaffee warten, bis wir zurückkommen.«
    Ich grinste ihn an. »Hab gar nicht gewusst, dass ich so leicht zu durchschauen bin. Sie kommen

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