Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine für alle

Eine für alle

Titel: Eine für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
Vom Netzwerk:
sofort anrufen. Detective Finchley hatte angerufen, außerdem Luke Edwards und Sergeant Rawlings. Ich war froh, dass ich Lukes Anruf verpasst hatte. Ich war nicht in der Stimmung für einen langen, kummervollen Bericht über die Wehwehchen des Trans Am. Ich stöpselte das Telefon aus und ging ins Bett.

39
    Nachehelicher Krach
    Im Traum quälten mich Bilder meiner Mutter. Sie erschien in der Turnhalle, in der ich Basketball spielte. Ich ließ den Ball fallen und rannte vom Platz zu ihr, aber als ich die Hand nach ihr ausstreckte, drehte sie mir den Rücken zu und ging weg. Ich spürte, dass ich im Schlaf weinte, als ich ihr die Halsted Street entlang nachlief, sie anflehte, sich umzudrehen und mich anzuschauen. Hinter mir sagte der Buddha in Gabriellas Englisch mit starkem Akzent: »Du musst jetzt allein zurechtkommen, Victoria.«
    Als der Wecker mich um sechs weckte, war das eine willkommene Befreiung aus der Falle der Träume. Meine Augen waren verklebt von den Tränen, die ich in der Nacht vergossen hatte. Ich tat mir so leid, dass ich schlucksend einen weiteren Tränenausbruch unterdrückte, als ich mir die Zähne putzte.
    »Was ist denn mit dir los?«, sagte ich spöttisch zu dem Gesicht im Spiegel. »Hast du Entzugserscheinungen, weil du Dick Yarboroughs Liebe verloren hast?« Ich stellte die Dusche auf kalt und hielt den Kopf darunter. Der Schock öffnete meine Lider und machte meinen Kopf klar. Ich zog mein Trainingsprogramm im Wohnzimmer durch, einschließlich Hantelübungen. Am Schluss zitterten mir Arme und Beine, aber ich war von meinem Alptraum befreit.
    Ich zog mich mit einer Sorgfalt an, über die ich mich ein bisschen ärgerte, wählte ein weiches goldenes Top und einen anthrazitfarbenen Hosenanzug. Ich wollte nicht auf Dick Eindruck machen, jedenfalls nicht in sexueller Hinsicht. Ich wollte nur elegant und wohlhabend wirken. Große Ohrringe und ein dickes Halsband sorgten für einen Hauch Modernität. Die Jacke war so weit geschnitten, dass sie die Schulterhalfter verbarg. Es war fast vier Tage her, seit ich in die Brühe gesprungen war. Der Frieden, in dem meine Freunde mich ließen, machte mich allmählich nervös. Keine Drohanrufe, keine Brandsätze durch die Fenster. Das konnte nicht nur am wachsamen Auge von Conrads Truppen liegen. Ich konnte den Gedanken nicht unterdrücken, dass sie sich eine riesige, hässliche Überraschung aufsparten.
    Ich musterte vom Wohnzimmerfenster aus gründlich die Straße, bevor ich ging. Es war aus diesem Winkel schwer zu sagen, ob mir in den Autos unten jemand auflauerte, aber der Subaru, der mich letzte Woche verfolgt hatte, war nicht da. Niemand schoss auf mich, als ich herauskam. Immer ein willkommener Tagesanfang.
    Ich fuhr einen langen Umweg zum Belmont Diner, hielt mich an die erste Regel für Terroristenziele: Wechsle die Strecke. Obwohl es ein paar Minunten nach sieben war, als ich in das Schnellrestaurant kam, war Dick noch nicht da. In meinem Eifer, mich an die Regeln für Terrorismusopfer zu erinnern, hatte ich die Regeln für Machtspiele beim Frühstück vergessen: Lass den anderen warten.
    Barbara und Helen begrüßten mich begeistert. Es herrschte Hochbetrieb, aber es gelang ihnen, mir in allen Einzelheiten zu erzählen, was meinem Verfolger widerfahren war, nachdem ich letzten Freitag das Lokal verlassen hatte.
    »Schätzchen, Sie hätten dabei sein sollen«, rief Barbara über die Schulter, als sie ein Gedeck und Spiegeleier auf dem Tisch hinter mir abstellte. »Helen hat den armen Teufel halb ausgezogen, ihm die Hosenbeine vollgeschluchzt, während sie ihm erzählte, wie leid ihr das mit dem Tee tat. Und dann - Moment, ich erzähl's Ihnen gleich ... Das Übliche, nicht wahr, Jack? Und was ist mit Ihnen, Chuck - zwei Eier mit Speck? Und gebackener Kartoffelbrei?« Sie flitzte in die Küche zurück.
    Helen, die in der Ecke einen Armvoll Essen abgeladen hatte, rief herüber: »Der Höhepunkt war Marge. Sie kam aus der Küche, um zu sehen, was so einen Wirbel macht, und hat im Flur einen Kübel heißes Fett fallen gelassen. Die Verstärkung von dem armen Teufel war angerannt gekommen. Als der Erste gebrüllt hat, Sie sind durch den Hintereingang raus, hat sich der Zweite in dem Fett auf den Arsch gesetzt.« Sie brüllte vor Lachen.
    Barbara kam mit einer Kanne frischem Kaffee zurück und goss mir eine Tasse ein. »Es war großartig, Vic. Gott, wenn ich bloß meine Kamera dabeigehabt hätte. Sie haben etwa eine Stunde gebraucht, bis sie hier rauskamen,

Weitere Kostenlose Bücher