Eine für alle
und die ganze Zeit haben wir geröhrt wie die Irren, als könnten wir uns einfach nicht beherrschen ... Was nehmen Sie denn heute, Schätzchen?«
»Ich warte noch auf jemanden. Ihr seid großartig. Wenn ich die Vorstellung bloß hätte sehen können. Wenn ich ein Vermögen hätte, würde ich es unter euch aufteilen.« Die meisten Kunden um diese Tageszeit waren Stammgäste, Leute aus der Gegend, die seit Jahren auf dem Weg zur Arbeit herkamen. Sie hatten die Geschichte offenbar schon gehört - sie riefen ständig dazwischen und schmückten sie aus. Zwei pfiffen auf meine Bemerkung hin. »Das können Sie leicht versprechen, wo Sie doch wissen, dass Sie pleite sterben werden, Vic.« »Sie sollten Ihren Beruf aufgeben und Ihr Geschäft den Mädels hier überlassen - das sind die wahren Profis.« Plötzlich legte sich der Lärm. Ich schaute über die Schulter und sah Dick hereinkommen. Sein perlgrauer Kammgarnanzug hatte den Schimmer des Reichtums. Der leichte Hochmut, mit dem er die angeschlagenen Resopaltische musterte, löste eine Welle der Abneigung aus. Die Männer in Arbeitskleidung und schäbigen Jacketts beschäftigten sich mit dem Essen. Als Dick mich sah und ein Winken andeutete, ging ein leises Gemurmel durch die Menge.
»Wer ist denn der Typ?«, flüsterte Barbara und schenkte mir Kaffee nach. »Wenn Sie den an Land ziehen, kriegen Sie doch noch ein Vermögen. Und glauben Sie ja nicht, dass ich Ihre schönen Reden vergesse.«
Als Dick sich setzte, wedelte sie mit dem Lappen vor ihm herum. »Geht es in Ordnung, dass er sich zu Ihnen setzt, Vic?«
Es war mir ein bisschen peinlich - ich hatte Dick nicht in der Hoffnung, er werde beleidigt, hergebeten. »Er ist mein Gast, Barbara. Dick Yarborough, Barbara Flannery. Dick war mal mit mir verheiratet, aber das war in einem anderen Land.«
Barbara schürzte den Mund zu einem weisen »O«, was hieß, sie habe verstanden, dass unser Gespräch vertraulich war. »Brauchen Sie eine Speisekarte, Dick?«
Dick hob frostig die Augenbrauen. Die Kellner im Enterprise Club murmelten ehrerbietig »Mr. Yarborough«.
»Haben Sie frisches Obst?«
Barbara verdrehte die Augen. »Melone, Honigmelone und Erdbeeren.«
»Erdbeeren. Mit Joghurt. Und Müsli. Magermilch dazu.«
»Und Sie, Vic?«
Durch Dicks auffällig zur Schau getragene Gesundheit kam ich mir so pervers vor, wie es mir mit allem anderen an ihm ging. »Cornedbeefhaschee und ein pochiertes Ei. Und Fritten.«
Barbara zwinkerte mir zu und ging.
»Schon mal was von Cholesterin gehört, Vic?« Dick inspizierte das Wasserglas aus Plastik, als wäre es eine unbekannte Lebensform.
»Wolltest du mich deshalb so dringend sprechen? Du hast Plastik schon mal gesehen, weißt du - wir haben aus so was getrunken, als wir in der Ellis Avenue gewohnt haben.« Er hatte den Anstand, ein leicht beschämtes Gesicht zu machen. Er trank einen Schluck Wasser, spielte mit seinen Manschettenknöpfen und schaute sich um. »Es ist vermutlich gut für mich, wenn ich hin und wieder mal in so ein Lokal komme.« »Ja. So ähnlich, wie wenn man in den Zoo geht. Man kann sich den Geschöpfen in den Käfigen überlegen fühlen, auch wenn sie einem leidtun.«
Barbara kam mit seinem Essen, ehe er eine intelligente Antwort herausbrachte. Er stocherte vorsichtig in den Erdbeeren, holte etliche heraus, die offenbar seinen Maßstäben nicht gerecht wurden, und löffelte Joghurt über den Rest. Es lag an Typen wie ihm, dass das Schnellrestaurant Dinge wie Joghurt und Müsli im Angebot hatte. Als ich vor vier Jahren hierhergezogen war, hatte man so was Exotisches noch nicht bekommen. »Worüber willst du sprechen, Dick? Ich weiß, deine Zeit ist kostbar.« Er schluckte einen Mundvoll Bee ren. »Du warst am Freitag bei J ason Felitti.« »Danke, dass du mir diese Information mitteilst.«
Er runzelte die Stirn, sprach aber weiter. »Ich möchte wissen, warum du das Gefühl hast, du musst ihn belästigen.«
Barbara brachte mein Essen. Ich schnitt ins Ei und verrührte den Dotter mit dem Haschee. Die Fritten waren goldbraun und knusprig; ich aß ein paar und wandte mich dann wieder dem Haschee zu. Ich glaubte, Dick mustere die Fritten eine Spur neidisch.
»Ich weiß, dass du zum Vorstand von Diamond Head gehörst, Dick. Ich habe so das Gefühl, dass du den juristischen Teil erledigt hast, als Jason die Firma gekauft hat. Schließlich ist er der Bruder deines Schwiegervaters, und ich nehme an, sogar in Oak Brook halten Familien zusammen.« Ich musterte
Weitere Kostenlose Bücher