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Eine für alle

Eine für alle

Titel: Eine für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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das billigend in Kauf nehmen?« Er lächelte mitleidig. »So tollkühn du auch bist, ich kann mir den Gedanken nicht verkneifen, dass du ein bisschen eifersüchtig auf Teri bist. Ihr Leben muss dir manchmal recht schön vorkommen. Deshalb versuchst du, sie auf dem Umweg über ihren Vater zu treffen.«
    »Ich? Eifersüchtig auf Teri? Auf eine Frau, die zu Neiman-Marcus gehen muss, um sich die Zeit zu vertreiben?« Meine Stimme stieg um ein Register an und wurde zum Falsett. »Heiland, Dick! Krieg dich in den Griff. Was habe ich denn deiner Meinung nach im letzten Jahrzehnt gemacht: auf der Lauer gelegen, bis sich unsere Wege durch reinen Zufall wieder kreuzen, damit ich über deine Frau herfallen kann?« Er lief rot an und runzelte die Stirn. »Wie das auch sein mag, ich warne dich zu deinem Besten, Diamond Head in Ruhe zu lassen. Hör vor allem damit auf, solche empörenden Anschuldigungen zu verbreiten. Mit solchen Sprüchen brichst du dir den Hals, wenn es zu einer Riesenkonfrontation kommt. Peter war ungeheuer aufgebracht, als er gehört hat, dass du diejenige warst, die in den Kanal gesprungen ist. Ehrlich gesagt, es war ihm ungeheuer peinlich, angesichts deiner Verbindung zu mir. Gott sei Dank konnte er die Zeitungen dazu überreden, nichts darüber zu drucken -«
    »Du bist nicht blöd zur Welt gekommen, Dick.« Ich schnitt ihm das Wort ab, jetzt selbst mit blitzenden Augen. »Benutz doch deinen gottverfluchten Kopf. Eben hab ich dir gesagt, ich kann Gangster bei Diamond Head mit dem Fabrikleiter in Verbindung bringen. Und du hast eben Peter Felitti in Verbindung mit dem Fabrikleiter und den Gangstern gebracht. Auf welcher Seite willst du stehen, wenn das alles rauskommt? Nicht mal Peter Felitti kann das ewig unterdrücken. Außerdem kenne ich einen Typen beim Herald-Star, der darauf brennt, einen Artikel darüber zu bringen, was ich Freitagnacht bei Diamond Head erlebt habe.«
    Dick kräuselte die Lippen. »O ja, du und die Typen, die du kennst. Für deinen Lebensstil einer Emanze ist es unbedingt von Vorteil, dass du geschieden bist, nicht wahr?« Meine Hand fuhr in einem Reflex nach oben; ich schleuderte Kaffee gegen seine anthrazitgestreifte Hemdbrust. Barbara lauerte für den Fall, dass ich Schutz brauchte, in der Nähe. Ich zog einen Zwanziger aus der Handtasche und steckte ihn in ihre Kitteltasche.
    »Vielleicht können Sie und Marge Ihre Samariternummer für den Typen hier wiederholen. Der Junge kann mit Kaffee auf dem Hemd nicht zu seinen teuren Terminen gehen.« Ich war aufgestanden und atmete schwer.
    »Das wird dir leidtun, Vic. Es wird dir sehr leidtun, dass du dieses Gespräch mit mir geführt hast.« Dick war weiß vor Demütigung und Wut. »Du hast die Besprechung angesetzt, Richard. Aber schick mir unbedingt die Reinigungsrechnung.« Meine Beine zitterten, als ich das Restaurant verließ.

40
    Endlich gefunden
    Ich endeckte eine Bank an einer Bushaltestelle auf der anderen Straßenseite und setzte mich, holte in tiefen Zügen Luft. Ich bebte immer noch vor Zorn, boxte mir mit der rechten Faust gegen den Schenkel. Leute, die auf den Bus warteten, wichen vor mir zurück: noch eine Irre auf freiem Fuß.
    Als ich merkte, welchen Eindruck ich auf die Öffentlichkeit machte, riss ich mich zusammen. Lustlos beobachtete ich, wie Dick aus dem Schnellrestaurant kam, die Alarmanlage seines Mercedes-Kabrio abschaltete und mit donnerndem Auspuff die Straße entlangraste. Das war mir so gleichgültig, dass ich nicht einmal hoffte, die Verkehrspolizei werde ihn anhalten. Jedenfalls hoffte ich das nicht besonders heftig. Schließlich überquerte ich die Straße und ging in das Schnellrestaurant zurück. Das Lokal hatte sich geleert; die Kellnerinnen saßen an einem Tisch, tranken Kaffee und rauchten. Barbara sprang auf, als sie mich sah. »Sind Sie okay, Schätzchen?« »O ja. Ich muss mir bloß das Gesicht waschen und mich zusammenreißen. Tut mir leid, dass ich hier so eine Kindergartenszene gemacht habe.«
    Sie grinste boshaft. »Oh, ich weiß nicht, Vic. In fünf Tagen haben Sie für mehr Wirbel gesorgt, als wir sonst ein Jahr lang zu sehen bekommen. Belebt das Lokal und verhilft uns zu anderem Gesprächsstoff als unsere Rückenbeschwerden.«
    Ich tätschelte ihr die Schulter und ging zu dem winzigen Klo auf der Rückseite, an dem Flur, auf dem Marge am Freitag das Fett verschüttet hatte. Noch ein Gefallen, den ich ihnen getan hatte: Der Flur war sauberer, als ich ihn je gesehen hatte.
    Ich badete mein

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