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Eine für alle

Eine für alle

Titel: Eine für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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verdienten.
    »Die Prüfung ist morgen«, sagte ich munter. »Haben Sie den Test schon auswendig gelernt?«
    »Ich weiß nicht, warum Sie glauben, dass ich mich dafür interessiere«, sagte er, aber seiner Stimme fehlte es an Überzeugungskraft.
    »Oh, ich glaube, weil Sie oder jemand, den Sie kennen, Freitagnacht auf der Suche danach in meiner Wohnung eingebrochen ist. Wenn ich's mir recht überlege, müssen Sie das gewesen sein - Sie wussten, dass ich nicht da war. Und wo wir gerade über die Polizei reden - ich sollte sie rufen. Ich wusste nicht, was Sie bei mir wollten, aber als ich diese Papiere gefunden habe, war mir, als ob ich das große Los gezogen hätte.« Er griff plötzlich nach den Blättern und riss sie durch.
    »Nicht besonders schlau, Vinnie; Sie müssen doch gesehen haben, dass es Kopien sind. Und jetzt haben Sie bewiesen, dass sie wichtig für Sie sind.« Ich beobachtete, wie er wortlos die Lippen bewegte. »Sprechen wir über die Obligationen von Diamond Head. Haben Sie die Mrs. Frizell verkauft?« Er schüttelte den Kopf, immer noch wortlos.
    »Haben Sie Chrissie dazu gebracht, sie Mrs. Frizell zu verkaufen? ... Wird's allmählich wärmer?«
    »Ich habe niemanden dazu gebracht, sie ihr zu verkaufen. Ich weiß gar nichts über diese Obligationen. Ich weiß nicht mal, dass sie ihr gehören; auf Obligationen steht nicht der Name des Besitzers.« Seine Stimme wurde beim Sprechen kräftiger; beim letzten Satz klang er eindeutig wichtigtuerisch.
    »Sie finden die Tatsache, dass sie bei ihrem Grundbuchauszug waren, nicht aufschlussreich? Oder die Tatsache, dass sie in dem Kästchen mit Mrs. Frizells kostbarstem Besitz lagen?«
    »Oh, ich kenne Sie: Sie behaupten alles. Zum Beispiel, dass ich in Ihre Wohnung eingebrochen sein soll. Aber die Picheas haben die gesetzliche Vormundschaft für die alte Dame. Wenn diese Sachen in ihrem Haus gewesen wären, hätten sie die gefunden.« Ich lächelte. »Sie waren aber nicht in ihrem Haus.« »Wo -«, platzte er heraus und brach ab, ehe er sich ganz verriet.
    »Wo sie waren? Ah, deshalb lohnt es sich, einen professionellen Ermittler zu beauftragen, wenn man hinter einem solchen Schatz her ist. Man muss wissen, wo man suchen soll. Reden wir über die Investitionsberatung, die Sie und Chrissie in der Nachbarschaft durchgeführt haben. Mrs. Tertz, Mrs. Olsen, Mrs. Hellstrom, alle sagen, dass Sie ihnen mit hilfreichen Tipps gekommen sind, wie sie ihren Zinssatz um zehn Punkte steigern können. Ich habe das ungute Gefühl, dass auch sie jetzt im Besitz von diesen Papieren wären, wenn sie auf Sie gehört hätten. War das Ihre Idee, oder hat die Bank Sie damit beauftragt?«
    Er griff nach seiner Uhr. »Ihre fünf Minuten sind um. Jetzt rufe ich den Wachdienst. Und ich spreche mit einem Anwalt darüber, dass Sie mich verleumden.«
    Ich grinste spöttisch. »Suchen Sie sich aber nicht ausgerechnet Dick Yarborough oder Todd Pichea aus. Die beiden haben in letzter Zeit genug zu tun. Und wenn Sie jetzt den Wachdienst holen, rufe ich die Bundesbehörden an. Die interessieren sich sehr für Ihre Art von Verkaufshilfe. Und sie können Bankunterlagen beschlagnahmen, was ich nicht darf.«
    Er schaute sehnsüchtig zum Telefon, konnte sich aber nicht recht zum Wählen entschließen. »Was wollen Sie eigentlich?«
    »Informationen, Vinnie. Nur Informationen. Ich habe eine ganze Menge rausgekriegt, wissen Sie: dass Sie die Ramschobligationen von Diamond Head verhökern, dass Todd und Chrissie sich Mrs. Frizells Habe unter den Na gel reißen ... Damit sie die Obligationen loswerden können, bevor sie jemand sieht? Oder wollen sie eine Hypothek auf ihr Haus aufnehmen und es dann verkaufen, damit sie Yuppieville nicht mehr verderben kann? Und ich nehme an, Todds Kanzlei hat die juristische Arbeit gemacht, als Jason Felitti Diamond Head mit Schulden finanzierte. Und weil Jason im Vorstand von U. S. Met sitzt, muss er die Bank dazu gebracht haben, einen Teil der Ramschobligationen zu übernehmen. Er bringt also eifrige junge Bankangestellte wie Sie dazu, das Zeug in Ihrer Freizeit zu verkaufen. Ich kann mir richtig vorstellen, wie ihr von Tür zu Tür geht, so etwa wie die Pfadfinder.«
    Und wo war Dick ins Spiel gekommen? Er hatte doch Todd Pichea bestimmt nicht gebeten, den alten Damen in seiner Nachbarschaft Obligationen von Diamond Head zu verkaufen. Es war ausgeschlossen, dass ich je einen Mann geliebt hatte, der zu so etwas fähig war.
    »Ich habe Ihnen nichts zu sagen. Es ist Zeit,

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