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Eine für alle

Eine für alle

Titel: Eine für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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geschadet hat, können wir später diskutieren.«
    Die ältere Frau lächelte dankbar. »Ja. Ich mache mir wirklich Sorgen. Wenn man sie stört, kann sie sehr grob werden, da ist es besser, wenn wir alle hingehen ... « Unser Konvoi marschierte langsam aufs Trottoir. »Ich warne die Frau im Guten«, sagte Pichea zu Vinnie. »Wenn diese Hunde das nächste Mal um zehn draußen sind und bellen, schleppe ich sie vor Gericht.«
    »Und dann kommen Sie sich bestimmt wie ein richtiger Macho vor?«, gab ich über die Schulter zurück.
    Pichea lachte verächtlich auf. »Ich kann verstehen, warum Sie sich so aufregen: Sie haben Angst, dass Sie mit fünfundachtzig ganz allein und verrückt dasitzen, mit einem Haufen Hunde voller Flöhe als einziger Gesellschaft.«
    »Hören Sie, Pichea, falls Sie ein Beispiel für das sind, was an Männern zu haben ist, bleibe ich lieber allein, bis ich fünfundachtzig bin.«
    Carol packte mich am Arm und zog mich weiter. »Komm, Vic. Es macht mir nichts aus, dass du mich in diese Sache hineinziehst, aber zwing mich nicht, mir diesen Scheißdreck anzuhören. Wenn ich mich für so was interessieren würde, könnte ich mir das auch v or meiner Hintertür anhören.«
    Ich war immerhin so beschämt, dass ich Picheas abschließenden Kommentar ignorierte -ein hörbares Flüstern zu seiner Frau, ich müsse mal richtig durchgevögelt werden -, aber ich bereute nicht, dass ich auf die Barrikaden gegangen war. Ehrlich gesagt, ich wünschte mir, ich hätte ihm eine kräftige Ge rade aufs Brustbein geknallt.

6
    Notruf
    Sobald Pichea und ich aufgehört hatten, uns zu streiten, konnten wir die Hunde hören. Der Labrador erfüllte die Nacht mit einem tiefkehligen Gebell; der Muff erwiderte mit einer höheren Antiphon, und die drei im Haus lieferten eine schwache Begleitmusik, in die alle anderen Hunde in der Straße einstimmten. Hinter uns unterbrach sogar Peppy die Welpenbetreuung mit einem gelegentlichen Bellen. Mrs. Frizell war möglicherweise nicht gerade die wunderbarste Nachbarin der Welt. Aber warum waren die Picheas nicht in Lincoln Park geblieben, wo sie hingehörten?
    Als wir Mrs. Frizells Gartentor aufmachten, rannte der Labrador heran und sprang an mir hoch. Ich packte ihn an den Vorderpfoten, ehe er mich umwerfen konnte. »Mach halblang, Junge. Wir wollen bloß nachschauen, ob deinem Frauchen nichts fehlt.« Ich ließ seine Pfoten los und ging die flachen Stufen zur Tür hinauf. Mit dem Schienbein stieß ich gegen einen alten Metallstuhl und fluchte mit angehaltenem Atem. Zum Glück hatte Mr. Contreras an eine Taschenlampe gedacht. Er beleuchtete die Tür, während ich das Schloss bearbeitete.
    »Die Blödmänner haben Angst vor den Hunden. Haben Angst, mit Ihnen bei einem Einbruch erwischt zu werden. Dieser Anwalt ist so eine miese Managertype, vor der man sich in Acht nehmen muss. Dabei kann er seine Dreckarbeit nicht mal selber machen, hängt sich ans Telefon und findet jemanden, der sie für ihn besorgt.« »Ja«, ächzte ich. »Halten Sie die Lampe ruhig, okay?«
    Ich hätte das Schloss in dreißig Sekunden knacken müssen, aber der Labrador stürzte sich immer wieder auf meine Beine, bis es Carol gelang, ihn am Genick zu packen und festzuhalten. Es dauerte gute fünf Minuten, bis ich schließlich spürte, dass das Schloss nachgab.
    Als ich die Tür aufmachte, stürzten sich die anderen Hunde auf uns, die drinnen gebellt und an der Tür gekratzt hatten. Hinter mir hörte ich einen scharfen Aufschrei von einem der Jungs und dann das Gejaul eines Hundes.
    »Haben Sie das gesehen?« Ich wusste nicht, ob die zornige Stimme Todd oder Vinnie gehörte. »Der verdammte Köter hat mich gebissen.«
    »Würde der Übeltäter bitte vortreten, um einen Hundekuchen und einen Orden entgegenzunehmen?«, sagte ich, aber leise.
    Der Gestank im Haus war so übel, dass ich so schnell wie möglich wieder hinauswollte. Ich nahm Mr. Contreras die Lampe ab und beleuchtete den Flur in der Hoffnung, einen Lichtschalter zu finden. Die Hunde im Haus hatten sich an der Tür erleichtert, und ich wollte nicht in die Sauerei treten. Ich sah keinen Schalter, deshalb schätzte ich den Umfang der Urinlache ab, so gut ich konnte, und machte einen Satz darüber. »Mrs. Frizell! Mrs. Frizell! Sind Sie zu Hause?«
    Ihre Nachbarin, die auf dem Trottoir gewartet hatte, während ich das Schloss bearbeitete, kam mit Carol herein, schnalzte mit der Zunge und stieß besorgte Kehllaute aus. Die Hunde rasten an uns vorbei und bespritzten

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