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Eine für alle

Eine für alle

Titel: Eine für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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unsere Beine mit Urin. »Mrs. Frizell? Ich bin's, Mrs. Hellstrom. Wir wollen nur sehen, ob mit Ihnen alles in Ordnung ist.«
    Mrs. Hellstrom fand im Wohnzimmer eine Lampe. In ihrem Licht sah ich schließlich einen Lichtschalter für den Flur. Es war lange her, seit Mrs. Frizell den Dran g verspürt hatte, irgendetwas sauberzumachen. Der Staub hatte sich in eine dicke Schmutzschicht verwandelt; unter unseren feuchten Schuhen wurde sie zu Schlamm. Jedoch selbst in dem Gestank und dem Chaos war deutlich, dass sich die Hunde nur an der Tür erleichtert hatten. Sie schien sich um sie zu kümmern, auch wenn sie selbst verwahrlost war. Ich folgte dem Labrador die Treppe hinauf, richtete die Taschenlampe auf den fadenscheinigen Teppich, nieste von dem Staub, den ich aufwirbelte. Der Hund führte mich ins Bad. Mrs. Frizell lag auf dem Boden, nackt bis auf ein Handtuch, das sie gegen ihre Flanke presste. Ich drückte auf den Lichtschalter, aber die Birne war kaputt. Ich rief Carol unten zu, dass ich sie gefunden hätte, und kniete nieder, um Mrs. Frizells Puls zu fühlen. Der Labrador, der ihr heftig das Gesicht leckte, knurrte mich an, versuchte aber nicht, mich zu beißen. Als Carol und Mrs. Hellstrom hereinkamen, spürte ich eben ein schwaches Flattern.
    »Bruce«, hörte ich Mrs. Frizell leise sagen, als ich mich abwandte. »Bruce, verlass mich nicht.«
    »Nein, Schätzchen«, sagte Mrs. Hellstrom. »Er verlässt Sie nicht. Jetzt kommen Sie wieder in Ordnung - es war bloß ein schlimmer Sturz.«
    »Kannst du mir besseres Licht besorgen, Vic?«, sagte Carol scharf. »Und ruf den Notarzt. Sie muss ins Krankenhaus.«
    Ich schob mich an den anderen Hunden auf der Schwelle vorbei und fand das Schlafzimmer der alten Frau. Als ich hineinging, stolperte ich und fiel über die Stapel von Bettzeug auf dem Boden. Ich nahm an, das war für die Hunde, dabei hatte ich geglaubt, sie schliefen bei ihr im Bett. Ich schraubte die Zwanzigwattbirne aus der nackten Bogenlampe neben dem Bett und brachte sie ins Bad.
    »Decken, Vic, und ruf schon den Notarztwagen«, sagte Carol scharf, ohne aufzuschauen. »Mrs. Hellstrom? Könnten Sie ein paar Decken holen, während ich das Telefon suche?«
    Mrs. Hellstrom war froh, dass sie sich nützlich machen konnte, schnalzte aber wieder angewidert, als sie die Decken sah. »Die sind so schmutzig, vielleicht sollte ich nach Hause gehen und was Sauberes holen.«
    »Ich glaube, es ist wichtiger, dass sie warm wird. Viel dreckiger, als sie ist, kann sie nicht werden, nachdem sie den ganzen Tag auf diesem Boden gelegen hat.« Unten traf ich Mr. Contreras an, der versuchte, die schlimmste Sauerei an der Haustür zu beseitigen. »Haben Sie sie gefunden, Engelchen? Ist sie am Leben?« Ich gab ihm einen kurzen Bericht, während ich nach dem Telefon suchte. Ich fand schließlich einen altmodischen schwarzen Apparat im Wohnzimmer, begraben unter einem Zeitungsstapel. Die Wählscheibe war steif, aber das Telefon war noch angeschlossen. Sie hatte also wenigstens noch so viel Bezug zur Realität, dass sie die Rechnungen bezahlte.
    Ich wählte die Notrufnummer und erklärte das Problem, dann ging ich in die Küche und suchte nach einem Reinigungsmittel. Ich hielt es für richtig, Todd Pichea und Vinnie nicht wissen zu lassen, dass die Hunde ins Haus geschissen hatten. Obwohl jeder hätte wissen müssen, dass ihnen gar nichts anderes übriggeblieben war. Auch der wohlerzogenste Hund kann sich nicht über vierundzwanzig Stunden lang beherrschen. Ich nahm den Wassernapf der Hunde und eine Flasche Putzmittel, die so alt war, dass die Flüssigkeit hart geworden war. Ich kratzte sie mit einem Löffel heraus, vermischte das Mittel mit Wasser und machte mich mit ein paar Küchenhandtüchern, die ich hinten in einem Schrank gefunden hatte, ans Schrubben. Die Küche war genauso schlimm wie der Flur, deshalb leerte ich den Fressnapf der Hunde und füllte ihn für Mr. Contreras mit Wasser und Reinigungsmittel. Als die Sanitäter kamen, eskortiert von zwei blau-weißen Streifenpolizisten, hatten wir die schlimmste Schweinerei beseitigt. Die Bahrenträger verzogen die Nasen angesichts der Staubwolken, als sie die Treppe hinaufgingen, aber wenigstens konnten sie der Stadtverwaltung keinen Haufen Hundescheiße melden. »Sind Sie die Tochter?«, fragte mich einer der Cops, als die Sanitäter Mrs. Frizell nach unten brachten.
    »Nein. Wir sind alle Nachbarn«, sagte ich. »Wir haben uns Sorgen gemacht, weil wir sie ein paar Tage lang

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